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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kalifornien

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Kalifornien (Unionsstaat).

lange, ehe man an die Herstellung eines Binnensees in der Wüste Sahara dachte, hat man vorgeschlagen, diesen öden Landstrich vom Kalifornischen Golf aus mit Wasser auszufüllen. -

In geologischer Beziehung fällt vor allem die große Verbreitung vulkanischer Gebilde, namentlich im nördlichen K., auf. Thätige Vulkane kommen zwar nicht mehr vor, wohl aber ausgebrannte Vulkane, wie der Shasta, ungeheure Lavafelder und heiße Quellen (auch Geiser). Die Sierra Nevada besteht vornehmlich aus Granit, metamorphischen Schiefern und Kalksteinen. Im Küstengebirge herrschen Gneis und Glimmerschiefer vor; auch findet man dort tertiäre Sandsteine und Kreide. Angeschwemmten Boden trifft man in den Thälern an. An nutzbaren Mineralien sind namentlich Gold und Quecksilber von Bedeutung (s. unten). Das Klima ist je nach den örtlichen Verhältnissen verschieden. In den Küstenlandschaften nördlich von dem oft von Stürmen umtobten Kap Mendocino (40° 30' nördl. Br.) sind dichte Nebel häufig, und im Spätfrühling und Sommer fällt viel Regen. In der mittlern Region, bis Point Concepcion (34° 30' nördl. Br.), kommen vom Mai bis in den September Nebel noch häufig vor; Schnee und Eis sind selten, und die größte Regenmenge fällt im Winter und Frühling. Die Hitze während des Sommers ist oft drückend. Im südlichen K. endlich kommen weder Nebel noch starke Winde vor, die Regenzeit fällt auf den Herbst und Winter; aber im Sommer ist die Hitze gleichfalls groß. Die jährliche Regenmenge in San Diego beträgt 500, in San Francisco 600, in Sacramento 540, in Reading 738 mm und schwankt sehr in verschiedenen Jahren, so daß das Land oft an Dürre leidet. In der Sierra, über 1800 m Höhe, fällt fast nur Schnee, der im Sommer schmilzt und so Wasser für den Bergbau und die Bewässerung der Felder liefert. Gletscher, allerdings von nur geringer Ausdehnung, kommen an einigen Stellen vor. Die mittlere Jahrestemperatur ist in San Diego 16,7° C. (Januar 12°, Juli 22°), in San Francisco 12,9° (Januar 9°, Juli 14°), in Sacramento 15,6° (Januar 8°, Juli 23°), in Reading 16,7° C. (Januar 7°, Juli 28°).

K. hatte 1870: 582,031, 1880 aber 864,694 Einw., wobei 6018 Farbige, 16,277 Indianer und 75,132 Chinesen eingeschlossen sind, nicht aber 10,669 noch in Stämmen hausende Indianer. Im Ausland geboren waren 292,874 Seelen (42,532 Deutsche). Die Bevölkerung ist demnach eine sehr gemischte. Den andern Bewohnern ganz fremd gegenüber stehen namentlich die Chinesen, die in den Bergwerken, bei Eisenbahnbauten und als Handwerker Beschäftigung gefunden haben, deren Gegenwart aber sowohl den Arbeitern, deren Löhne durch sie herabgedrückt werden, als den Freunden guter Sitte schon längst ein Dorn im Auge ist, so daß sie 1884 durch ein Gesetz des Staats vertrieben werden sollten. Der Kongreß hat dieses Gesetz indes für ungültig erklärt. Übrigens ist die Einwanderung von Chinesen 1882-92 gesetzlich verboten oder doch sehr beschränkt. Die öffentlichen Schulen waren 1883-84 von 179,801 Kindern besucht. Von höhern Bildungsanstalten sind zu erwähnen die Universität des Staats, Berkeley, mit völlig freiem Unterricht, und 10 andre Universitäten und Colleges mit zusammen 2144 Studenten.

K. ist ein reich gesegnetes Land; Bergbau, Landwirtschaft und Handel erfreuen sich gleicher Blüte. Von der gesamten Oberfläche eignen sich 20 Mill. Hektar (49 Proz.) für den Ackerbau, 1880 aber waren erst 4,3 Mill. Hektar wirklich angebaut. Die Landgüter sind teilweise von ungeheurer Ausdehnung, so daß es 1873 bereits 122 Eigentümer gab, welche durchschnittlich 17,730 Hektar besaßen. Eine einzige Farm bei San Joaquin lieferte 523,700 hl Weizen. Weizen ist die Hauptfrucht und wird seit 1860 in immer größern Massen ausgeführt. 1885 waren 1,359,695 Hektar mit Weizen bestellt (Ertrag 15,6 Mill. hl) und nur 64,747 Hektar mit Mais. Außerdem baut man Gerste, Hafer, Roggen und Buchweizen, Kartoffeln, Hopfen und etwas Tabak. Gemüse und Obstarten gedeihen vorzüglich, Oliven namentlich südlich vom 35.° nördl. Br., Orangen bis 39° nördl. Br., Feigen und Mandeln überall in der Nähe des Meers. Von Bedeutung ist namentlich der Weinbau, der bereits von den Missionären eingeführt wurde und in jüngster Zeit viel von Deutschen gepflegt wird. 1884 waren 68,794 Hektar mit Wein bepflanzt. Der Ertrag war 1883: 360,000 hl im Wert von 5 Mill. Doll., wovon 227,000 hl ausgeführt wurden. Auch Schaumweine fabriziert man im großen. Die Zuckerbereitung aus Runkelrüben wird mit Erfolg betrieben. Baumwolle wird am San Joaquin und am Merced angebaut, doch nur in geringen Quantitäten; dagegen verspricht die Zucht der Seidenraupe, welche von Deutschen eingeführt wurde, günstige Erfolge. Auch mit dem Anbau des Theestrauchs hat man Versuche gemacht. Die Wälder Kaliforniens bedecken eine Fläche von 193,400 Hektar und werden durch eine 1872 eingesetzte Forstbehörde gegen Verwüstung geschützt. Sie sind am ausgedehntesten an den westlichen Abhängen der Sierra Nevada und liefern vorzügliches Bauholz: Eichen, Ahorne, Eschen, Buchen, Kastanien, dann Koniferen, von welchen einige riesige Dimensionen erreichen. In der Nähe des weltberühmten Yosemitéthals (s. d.) bei Mariposa stehen 427 Bäume der Spezies Sequoia gigantea, deren Stämme 6-10,4 m Durchmesser haben, und deren höchster 99 m Höhe erreicht. Wichtig ist die Viehzucht. 1880 zählte man 238,000 Pferde, 28,000 Maultiere und Esel, 664,300 Rinder, 4,152,000 Schafe und 604,000 Schweine. Auch Kaschmir- und Angoraziegen sind mit Erfolg eingeführt worden. Der Fischfang ist von einiger Bedeutung. Lachse und Walfische kommen an der ganzen Küste vor, Sardellen, Sardinen, Heilbutten etc. in der Bai von San Francisco. Im J. 1880 beschäftigte der Fischfang 2094 Personen mit 49 größern Schiffen und 853 Booten und ergab einen Ertrag von 1,9 Mill. Dollar.

Kaliforniens Reichtum an edlen Metallen ist weltbekannt. Gold (als Waschgold oder in Quarzfelsen eingesprengt) findet sich in 31 Grafschaften, namentlich an dem Westabhang der Sierra Nevada; Silber in 12 Grafschaften. Seit seiner ersten Entdeckung 1848 auf dem Grundstück eines Schweizers, Namens Sutter (in der Nähe der heutigen Stadt Sacramento), bis Ende 1885 sind wohl für 736 Mill. Doll. Gold zu Tage gefördert worden. Kupfererze kommen am Fuß der Sierra vor. Ferner findet man Eisen, Blei, Zinn, Platin und Zinnober (Quecksilber). Auch Steinkohlen, Steinöl und Asphalt kommen vor. Im J. 1880 war der Ertrag 17,150,941 Doll. Gold, 1,150,887 Doll. Silber, 326,586 kg Kupfer, 236,950 Ton. Steinkohlen, 30,000 Flaschen Quecksilber, 1884 aber 13,600,000 Doll. Gold, 3 Mill. Doll. Silber, 1,8 Mill. kg Quecksilber, 200,000 T. Steinkohlen und 2157 T. Roheisen. Seit den Bergleuten 1884 in den Zentralbezirken verboten wurde, Gold zu waschen, weil der herabgeschwemmte Schutt die Felder verwüstete, hat der Abbau von Berggold zugenommen. Die Industrie beschäftigte 1880: 43,693 Arbeiter in 5885 Anstalten und erzeugte, bei Benutzung von