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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kante - Kantharidenpflaster.

damit auf die wesentliche Rolle hindeutend, welche darin die Instrumente spielen.

Kante, in der Stereometrie und Kristallographie sowie im gewöhnlichen Leben der Durchschnitt zweier Begrenzungsebenen eines Körpers.

Kantele, die Leier der Finnen, besonders zur Begleitung von Zauberliedern gebraucht.

Kantemir, moldauisches Fürstengeschlecht, angeblich von Tamerlan abstammend. Die namhaftesten Sprößlinge desselben sind:

1) Demetrius (Dmitrij), geb. 26. Okt. 1673, Sohn des Moldauer Woiwoden Konstantin K., kam 1687 als Geisel nach Konstantinopel, war 1709 Hospodar der Moldau und stand in solcher Gunst bei der Pforte, daß sie ihm seit 1710 allen Tribut erließ und ihm auch die Hospodarschaft der Walachei versprach. Da sie indessen ihr Wort nicht hielt, knüpfte K. Unterhandlungen mit Peter d. Gr. an und erhielt von demselben den Besitz der Moldau als souveränen und erblichen Fürstentums zugesichert. Der für Rußland unglückliche Ausgang des Kriegs zwang ihn indes, 1714 dem Zaren nach Petersburg zu folgen. Er ward daselbst in den Fürstenstand erhoben, zum Geheimrat ernannt, erhielt beträchtliche Güter in der Ukraine, mit dem Souveränitätsrecht für seine Person und beförderte die Gründung der Akademie in Petersburg; starb 23. Aug. 1723. Er schrieb: "Historia de ortu et defectione imperii turcici", von 1300 bis 1711 (deutsch von Schmidt, Hamb. 1745, 2 Bde.).

2) Antioch Dmitrijewitsch, russ. Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 1708 zu Konstantinopel, erhielt seine Erziehung in Rußland, wo Peter d. Gr. sich sehr für ihn interessierte und ihn später bis zu seinem Tod auf allen Reisen und Feldzügen mit sich nahm. K. begann seine Laufbahn im Preobraschenskischen Garderegiment und vollendete sie als Gesandter in London und dann in Paris. Er starb auf einer Reise nach Italien 1744. K. war ein vielseitiger Geist und einer der ersten und bedeutendsten Satiriker Rußlands, der vom europäisch aufgeklärten Standpunkt aus die Roheit der russischen Gesellschaft geißelte. Seine Vorbilder waren Horaz, Juvenal und Boileau; mit ihm beginnt eigentlich die pseudoklassische Dichtung in Rußland. Ein Jahr vor seinem Tod gab K. selbst alle seine Satiren (deutsch von v. Spilcker, Berl. 1752) sowie Übersetzungen griechischer und lateinischer Dichtungen heraus. Die beste neuere Ausgabe seiner Werke veranstaltete Jefremow (mit Biographie, Petersb. 1867, 2 Bde.).

Kanten, s. Spitzen.

Kantendurchscheinend, s. Durchsichtigkeit.

Kanter (engl. Canter, auch Canterbury-gallop), der kurze Galopp, namentlich bei den Wettrennen üblich, welche damit eingeleitet werden, daß "aufgekantert", d. h. zum Platz des Ablaufs galoppiert wird.

Kanth (Canth), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Neumarkt, an der Weistritz und der Linie Breslau-Halbstadt der Preußischen Staatsbahn, hat 2 Kirchen, ein Amtsgericht, Kardenbau, Weißgerberei, Handelsgärtnerei und (1885) 2863 meist kath. Einwohner. Hier 14. Mai 1807 siegreiches Gefecht der Preußen gegen die Bayern.

Kanthaken, ein zum Umwenden schwerer Hölzer dienendes Werkzeug der Zimmerleute und Holzfäller, welches an einem Ende mit einem zum Fassen des Holzes bestimmten Haken, am andern Ende mit einem Ring (Kantring) versehen ist, durch welch letztern man einen starken hölzernen Hebel (Hebebaum) steckt, mittels dessen man den Balken oder den Stamm umdreht.

Kantharelle, s. Cantharellus.

Kantharide (Cantharis Geoffr., Lytta Fabr.), Käfergattung aus der Gruppe der Heteromeren und der Familie der Blasenkäfer (Vesicantia), Käfer mit breiterm Kopf als der Vorderrand des Thorax, kurzen Tastern, mit langen, fadenförmigen, elfgliederigen Fühlern, nierenförmigen, fast quer stehenden Augen und langgestreckten, den Körper ganz bedeckenden, einzeln abgerundeten Flügeldecken. Von den zahlreichen, mannigfach gefärbten, besonders in Afrika und Amerika vertretenen Arten ist die Spanische Fliege (C. vesicatoria L., s. Tafel "Käfer") 1,75-2 cm lang und besitzt dicht gerunzelte, beim Weibchen mehrgoldgrüne, beim Männchen smaragdgrüne Flügeldecken mit zwei feinen Längsrippen; das Männchen ist schlanker und hat schwarze Fühler von halber Körperlänge, während dieselben beim breitern Weibchen um die Hälfte kürzer sind. Der Kopf ist herzförmig, das Halsschild stumpf fünfeckig. Die Spanische Fliege riecht stark, widerwärtig, lebt auf Eschen, Syringen, Liguster und erscheint bisweilen stellenweise in großen Mengen im Mai und Juni. Das Weibchen legt seine zahlreichen Eier in die Erde; über das Schicksal der Larve aber ist nichts bekannt, doch dürfte sie sich in ähnlicher Weise wie die der übrigen Blasenkäfer (s. d.) entwickeln. Man sammelt die K. besonders in Sizilien, Spanien, Rußland, Polen. Am besten werden sie am frühen Morgen von den Sträuchern abgeschüttelt, in einer Flasche mit wenigen Grammen Äther getötet und dann in Papierbeuteln in dünner Schicht bei etwa 30° getrocknet. Sie enthalten als wirksamen Bestandteil Kantharidin und dienen in der Form von Pflastern, Salben, Tinktur und Kantharidenkollodium als blasenziehendes und reizendes Mittel. Innerlich wirken sie besonders auf den Harn- und Geschlechtsapparat, erzeugen heftige und gefährliche Entzündungen und wirken in größerer Dosis tödlich. In höchst verwerflicher Weise werden sie als Aphrodisiakum benutzt. Sie spielten seit jeher unter den Liebestränken eine wichtige Rolle und bildeten den wesentlichsten Bestandteil der "italienischen Elixire" und der berüchtigten "Diavolini" (Pastilles galantes). Auch der äußerliche Gebrauch der Kanthariden war schon den arabischen und andern ältern Ärzten nicht fremd, allgemeiner bekannt wurden sie jedoch erst im 17. Jahrh.

Kantharidenkampfer, s. v. w. Kantharidin.

Kantharidenpflaster (Blasenpflaster, Spanischfliegenpflaster, Emplastrum cantharidum [vesicatorium] ordinarium), eine Mischung aus 2 Teilen grob gepulverten Spanischen Fliegen (Kanthariden), 1 Teil Olivenöl, 4 Teilen gelbem Wachs und 1 Teil Terpentin; ist weich, wird zum Gebrauch messerrückendick auf Leinwand gestrichen und mit Heftpflaster auf der Haut befestigt; es zieht in 6-12 Stunden eine Blase. Das immerwährende K. (E. cantharidum perpetuum) bereitet man aus 70 Teilen Kolophonium, 50 Teilen gelbem Wachs, 35 Teilen Terpentin, 20 Teilen Talg, 20 Teilen feinem Pulver von Spanischen Fliegen und 5 Teilen feinem Euphorbiumpulver. Dies Pflaster soll keine Blasen ziehen, sondern die Haut nur reizen; in den meisten Fällen aber entsteht doch eine Blase, nur langsamer als durch das gewöhnliche K. Zur Darstellung von Seidelbastpflaster mit Kanthariden (E. mezerei cantharidatum, Drouotsches Pflaster) werden 30 Teile Spanische Fliegen und 10 Teile Seidelbastrinde acht Tage mit 100 Teilen Essigäther ausgezogen; in der filtrierten Tinktur löst man 4 Teile Sandarach, 2 Teile Elemi und 2 Teile Kolophonium und streicht sie dann auf Taft, welcher vorher mit