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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kargopol - Karikatur.

makler Kargador genannt. Das deutsche Handelsgesetzbuch bestimmt Art. 825, daß der Schade, der durch das Verschulden des Kargadeurs (in dieser seiner Eigenschaft) entsteht, bei Versicherung von Gütern oder imaginärem Gewinn dem Versicherer nicht zur Last fällt. Übrigens sendet man jetzt nur noch dann Kargadeure aus, wenn man neue Absatzgebiete zu erschließen sucht.

Kargopol, Kreisstadt im russ. Gouvernement Olonez, an der Onega, früher Residenz eigner Fürsten, hat 19 Kirchen, ein Nonnenkloster, bedeutende Pelzfabrikation (besonders werden Eichhörnchenfelle verarbeitet) und (1881) 2448 Einw. Der Kreis ist von großen Waldungen und einer Masse von Seen bedeckt, daher wenig bevölkert.

Kariaskaki, s. v. w. Karaiskakis.

Kariben (Karaiben, Galibi, Karina, Kalina, Kalinago), ein ehemals weitverbreitetes, wildes und kriegerisches Indianervolk, das vor der Ankunft der Europäer nicht bloß Haïti, die Kleinen Antillen oder Karibischen Inseln, sondern auch den ganzen Norden Südamerikas oder die Ländergebiete am Orinoko bis zum Amazonenstrom bewohnte und in mehr als 200 einzelne Stämme mit verschiedenen Mundarten zerfiel. Gegenwärtig sind die K. in Westindien gänzlich ausgestorben, während sich in Trinidad und Guayana noch gegen 2000 unvermischt erhalten haben; mit importierten Negern vermischt (schwarze K.) finden sie sich in Honduras, wohin die Engländer 1798 diese Mischlinge aus St. Vincent brachten. Von Körper waren die K. groß und stark, daher auch A. v. Humboldt ihre Abstammung aus Nordamerika, die sie selbst behaupteten, annimmt. Zur Zeit des Kolumbus verstanden sie, Baumwollzeuge zu weben und rot zu färben, und waren geschickte Seefahrer und Händler. Sie verehrten ein höheres Wesen, daneben einen vom Himmel gekommenen Stammvater, lebten in Polygamie und machten sich durch Menschenfresserei gefürchtet. Das Wort Kannibalen wird von K. abgeleitet. Die Frauen einiger Stämme sprechen eine von der der Männer verschiedene Sprache, wohl die von Völkern, welche bis auf die Frauen von den K. vernichtet wurden. Vgl. Martius, Beiträge zur Ethnographie Amerikas (Leipz. 1867); Brett, The Indian tribes of Guyana (Lond. 1868); Bréton, Grammaire caraïbe (1663; neuer Abdruck, Par. 1878).

Karibische Inseln, s. v. w. Kleine Antillen, so genannt nach der Urbevölkerung, den Kariben.

Karibischer Kohl, s. Colocasia.

Karibisches Meer, ein amerikan. Mittelmeer, liegt zwischen den Antillen, die es vom Atlantischen Ozean trennen, und der festländischen Küste von Mittel- und Südamerika, und steht durch die 120 km breite Yucatanstraße mit dem Golf von Mexiko in Verbindung. Die Äquatorialströmung tritt zwischen Trinidad und Grenada und in geringerm Grad auch durch die Windwardpassage, zwischen Cuba und Haïti, in das Karibische Meer ein und durch die Yucatanstraße aus demselben aus. Diese Strömung, verbunden mit dem acht Monate hindurch stetig wehenden Nordostpassat, erleichtert die Verbindung zwischen den einzelnen Inseln und dem Festland. Nur während der Regenzeit (Juli bis Oktober) wehen Winde aus W. und SW., und es entstehen dann, im O. der Kleinen Antillen, jene gefürchteten westindischen Orkane. Seinen Tiefenverhältnissen nach besteht das Karibische Meer aus zwei Becken, die durch eine von Untiefen und Bänken besetzte submarine Halbinsel getrennt werden, welche sich von Honduras-Nicaragua aus nach NO. erstreckt und an ihrem äußersten Ende die Insel Jamaica trägt. Das größere, östliche Becken hat eine Tiefe von 6272 m (Bartlett-Tiefe), das westliche von 6261 m (Blake-Tiefe). Beide stehen durch die über 1000 m tiefe, Jamaica von Cuba und Haïti trennende Straße in Verbindung. S. Karte "Westindien".

Karibou, s. Renntier.

Karien, im Altertum die südwestlichste städtereiche Landschaft Kleinasiens, war im N. durch das Gebirge Messogis (Dschuma Dagh) von Lydien, im O. durch den Kadmos (Baba Dagh) und Salbakos (Boz Dagh) von Phrygien getrennt und stieß im S. und W. an das Meer. Abgesehen von dem Mäanderthal und kleinen Küstenebenen, ist K. ein hohes Gebirgsland, reich an Wäldern (Eichen, Fichten). Unter den zahlreichen Meerbusen sind der jassische (Golf von Mendelia) und der keramische (Golf von Ko) die bedeutendsten. K. wird vom Mäander (Menderez Tschai) und dessen Zuflüssen Marsyas und Harpasos bewässert, war in den Ebenen fruchtbar an Getreide, Wein, Öl und hatte vorzügliche Gebirgsweiden, daher auch starke Viehzucht. Bedeutende Städte waren der alte Fürstensitz Mylasa (Melisos), Tralles, Nysa und die griechischen Kolonien Halikarnassos, Knidos, Magnesia, Miletos u. a., wo Handel u. Schiffahrt blühten. - Die alten Einwohner, die Karer, welche die Leleger unterjocht hatten, waren wahrscheinlich Semiten. Sie dehnten ihre Herrschaft über die Westküste Kleinasiens bis Lesbos hinauf und über fast alle Inseln des Ägeischen Meers aus, wurden aber von den Ioniern ins Binnenland getrieben und verloren an dieselben auch die südlichen und südwestlichen Küstenstriche. Sie waren ein kriegerisches Volk und von den Griechen gehaßt als die furchtbarsten Seeräuber. Vor der Perserherrschaft stand K. unter eignen Königen, welche, weil sie sich den Persern freiwillig unterwarfen, als Lehnsfürsten oder Satrapen Gebiet und Gewalt behielten. Einer von ihnen, Lygdamis I., Fürst von Halikarnassos, war der Vater der berühmten Artemisia I., welche 480 v. Chr. mit Xerxes in die Schlacht bei Salamis zog. Nach Alexander d. Gr. fiel das Land an Syrien und später in die Gewalt der Römer. Dem römischen Reich einverleibt, wurde es unter Konstantin eine Provinz der Diözese Asia. Die Byzantiner, Araber, Seldschukken beherrschten nacheinander das Land, und 1336 eroberten es die Osmanen. Jetzt gehört es zum Wilajet Aïdin. Vgl. Benndorf und Niemann, Reisen in Lykien und K. (Wien 1884).

Karieren (lat.), s. v. w. entbehren, fasten, besonders in der Bedeutung als Erziehungsstrafe früher gebräuchlicher Ausdruck.

Kariert (franz. carré), würfelig, gewürfelt, besonders von so gemustertem Zeug.

Karies (lat.), Knocheneiterung, s. Knochenfraß und Zahnfäule.

Karikal, franz. Besitzung auf der Küste Koromandel in Ostindien, 134 qkm (2½ QM) groß mit (1883) 93,055 Einw., im Mündungsgebiet der Kaweri, wohlbewässert und fruchtbar. Handel mit Reis und Beförderung indischer Kulis nach den französischen Kolonien aus der gleichnamigen Hauptstadt. Das Budget der Kolonie betrug 1885 in Einnahme 397,745, in Ausgabe 327,250 Frank.

Karikatur (v. ital. caricare, "überladen, übertreiben", franz. charger), Zerr- oder Spottbild, eine charakteristische Darstellung, in welcher der dargestellte Gegenstand unverkennbar getroffen ist, einzelne Merkmale aber in Übertreibung hervortreten. In künstlerischer Beziehung hat die K. gleiches Recht wie die