Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Karl

520

Karl (Brandenburg, Braunschweig).

Rechberg und begleitete seinen Vater auf den Wiener Kongreß. Er übernahm sodann das Generalkommando in München, trat aber 1822, da mehrere seiner Militärreformvorschläge kein Gehör fanden, mit dem Rang eines Kavalleriegenerals zurück und lebte fortan seinen Studien, bis ihn Wredes Tod an die Spitze der bayrischen Armee rief. 1841 ward er zum Feldmarschall und Generalinspektor der Armee, 1860 zum Oberbefehlshaber des 7. deutschen Bundeskorps ernannt. 1866 befehligte er dasselbe im Kriege gegen Preußen und zog sich nach dem unglücklichen Ausgang desselben, nachdem er alle militärischen Würden niedergelegt, ganz vom öffentlichen Leben nach Tegernsee zurück, wo er 16. Aug. 1875 starb.

11) K. Theodor, Herzog in Bayern, geb. 9. Aug. 1839 zu Possenhofen, zweiter Sohn des Herzogs Maximilian von der Linie Zweibrücken-Birkenfeld, jüngerer Bruder der Kaiserin von Österreich, trat in die Artillerie ein, widmete sich aber bald wissenschaftlichen, namentlich medizinischen, Studien und wurde, nachdem er das medizinische Studium absolviert hatte, von der Universität München zum Doktor der Medizin promoviert; durch besondern Erlaß des Reichskanzlers erhielt er 1880 die Befugnis zur Ausübung des ärztlichen Berufs. Sein besonderes Fach ist die Augenheilkunde. Seit 1880 führte er in seiner Klinik zu Tegernsee gegen 500 Staroperationen aus. Im Gräfeschen "Archiv für Ophthalmologie" (1880) veröffentlichte er eine Abhandlung: "Beiträge zur Anatomie und Physiologie des Glaskörpers". Er war zum erstenmal seit 1865 vermählt mit der Prinzessin Sophie von Sachsen, welche schon 1867 starb, seit 1874 mit der Prinzessin Maria Josepha von Braganza, der Tochter des verstorbenen portugiesischen Prätendenten Dom Miguel. Er lebt meist in Tegernsee, das ihm Prinz Karl von Bayern (s. Karl 10) vermachte.

[Brandenburg.] 12) K. Friedrich Albrecht, Markgraf von Brandenburg-Schwedt, Enkel des Großen Kurfürsten, geb. 10. Juni 1705, trat früh in die preußische Armee, zeichnete sich im ersten Schlesischen Krieg bei der Einnahme von Glogau, bei Mollwitz und Chotusitz aus und befehligte Anfang 1745 in Oberschlesien, wo er sich die besondere Zufriedenheit des Königs erwarb. Im Siebenjährigen Krieg erhielt Markgraf K. wiederholt selbständige Kommandos, da der König ihm unbedingtes Vertrauen schenkte, und zeichnete sich bei Hochkirch und Torgau aus. In beiden Schlachten ward er, wie bei Mollwitz, verwundet. Er war von edlem, menschenfreundlichem Charakter und liebte Künste und Wissenschaften. 31 Jahre war er Herrenmeister des Johanniterordens. Mit seinem Tod (22. Juni 1762 in Breslau) erlosch die Linie Brandenburg-Schwedt, da seine beiden Brüder auf dem Schlachtfeld gefallen waren.

[Braunschweig.] 13) K. Wilhelm Ferdinand, im Siebenjährigen Krieg unter dem Namen der Erbprinz bekannt, geb. 9. Okt. 1735, ältester Sohn des Herzogs Karl I. (geb. 1713, gest. 1780) und der Prinzessin Philippine Charlotte von Preußen, widmete sich früh dem Militärstand, zeichnete sich als Kommandant der braunschweigischen Truppen in der Schlacht bei Hastenbeck aus, entschied später die Schlacht bei Krefeld und nahm an allen Unternehmungen seines Oheims Ferdinand thätigen Anteil. Nachdem er sich 1764 mit Auguste, Tochter des Prinzen von Wales, vermählt, trat er 1773 als General der Infanterie in die preußische Armee, wohnte dem bayrischen Erbfolgekrieg bei und übernahm 1780 nach seines Vaters Tode die Regierung von Braunschweig. 1787 befehligte er die preußische Expedition gegen Holland. Beim Ausbruch des Revolutionskriegs zum Oberbefehlshaber über die österreichisch-preußische Armee ernannt, erließ er 25. Juli 1792 das bekannte Manifest von Koblenz, eroberte Longwy, Verdun und drang in die Champagne ein, führte jedoch den Krieg zu methodisch und bedächtig, wurde nach der Kanonade von Valmy zu einem Waffenstillstand mit Dumouriez und bald darauf (10. Sept.) zum Rückzug gezwungen. Obwohl er 1793 Mainz, das in die Gewalt Custines gefallen war, eroberte, die Schlacht bei Pirmasens gewann, in Gemeinschaft mit dem österreichischen General Wurmser die Weißenburger Linien stürmte und bei Kaiserslautern die Franzosen unter Pichegru und Hoche schlug, so wußte er doch aus übergroßer Vorsicht seine Überlegenheit nicht zu benutzen. Infolge des Haager Vertrags legte er 1794 seine Befehlshaberstelle nieder. 1806 stand er als Oberbefehlshaber des preußischen Heers von neuem im Feld. Bei Auerstädt (14. Okt.) durch einen Schuß beider Augen beraubt und aus Braunschweig durch die Franzosen vertrieben, starb er 10. Nov. in Ottensen bei Altona. 1874 wurde ihm zu Braunschweig ein Reiterstandbild (von Pönninger) errichtet.

14) K. Friedrich August Wilhelm, Enkel des vorigen, Sohn des bei Quatrebras 16. Juni 1815 gefallenen Herzogs Friedrich Wilhelm (s. Friedrich 13) und der Prinzessin Marie von Baden, geb. 30. Okt. 1804 zu Braunschweig, wurde im Ausland erzogen und kam nach dem Tod seines Vaters unter die Vormundschaft des Prinz-Regenten, nachherigen Königs Georg IV. von England, der dem hannöverschen Minister Grafen Münster und dem braunschweigischen Minister Geheimrat v. Schmidt-Phiseldeck die Leitung der Staatsgeschäfte anvertraute. Der Prinz bekundete früh üble Charaktereigenschaften, namentlich Geldgier, Hartnäckigkeit, Stolz und Hang zu Ausschweifungen. Deshalb von Münster unter der Führung des Majors v. Linsingen 1820 nach Lausanne gesandt, ergab er sich dort noch mehr einem wüsten Leben und hielt sich sodann bei seiner Großmutter, der Markgräfin Amalie von Baden, zu Bruchsal und später in Wien auf, bis ihm durch den Einfluß Metternichs vom König von England die Regierung 30. Okt. 1823 übertragen ward. Sieben Jahre regierte er nach Laune und Willkür, schikanierte seine Beamten, verschwendete öffentliche Gelder, überwarf sich mit den Ständen und reizte alle Welt so gegen sich auf, daß, als er 6. Sept. 1830 abends das Theater verließ, sein Wagen mit Steinwürfen verfolgt und das Schloß die ganze Nacht belagert wurde. Er entfloh, machte gegen Ende des Jahrs einen lächerlichen Versuch, sein Herzogtum wiederzuerobern, und ward, da er freiwilligen Verzicht verweigerte, durch Beschluß des Landtags, welchen der Bundestag 2. Dez. bestätigte, abgesetzt. Nun begab er sich nach Paris, 1831 nach Spanien, von da nach London und endlich wieder nach Paris, wo er mit dem greisen Jérôme in vertrautem Verkehr lebte und in mehrere abenteuerliche Prozesse verwickelt ward. Die Hoffnung auf Wiedererlangung seiner Herrschaft gab er nie auf und hatte dieselbe besonders auf Napoleon III. gesetzt, mit dem er bereits 1845 hierüber einen Vertrag schloß, und den er vor dem Staatsstreich mit seinen Geldmitteln reichlich unterstützte. 1870 siedelte er nach Genf über, wo er 19. Aug. 1873 starb, nachdem er die letzte Zeit seines Lebens sich durch seine Geckenhaftigkeit und seinen Geiz lächerlich gemacht hatte. Unversöhnt mit seinen Verwandten, vermachte