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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Karl

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Karl (Schweden).

mus der schwedischen Armee in Deutschland. Nach Schweden zurückgekehrt, warb er zwar erfolglos um die Hand der Königin Christine, wurde aber auf ihre Veranlassung 1649 von den Reichsständen zum Thronfolger ernannt und, als 1654 Christine die Krone niedergelegt, in Upsala gekrönt. Gleich darauf, 1655, begann er einen Krieg mit Polen, dessen König Johann Kasimir aus dem Haus Wasa seine Thronfolge nicht anerkennen wollte. Er eroberte in wenigen Wochen ganz Polen, zwang im Januar 1656 den Großen Kurfürsten von Brandenburg, das Herzogtum Preußen von ihm zu Lehen zu nehmen, und schlug sodann, mit letzterm vereinigt, Johann Kasimir in der dreitägigen Schlacht bei Warschau (28.-30. Juli 1656), worauf er den Kurfürsten im Vertrag von Labiau als souveränen Herzog von Preußen anerkannte. Als die Holländer, auf die herrschende Stellung Schwedens in der Ostsee eifersüchtig, Dänemark aufreizten, an jenes den Krieg zu erklären, wandte er sich plötzlich gegen dieses, eroberte Holstein, Schleswig und Jütland, ging im Januar und Februar 1658 über das Eis des Kleinen und Großen Belt nach Fünen und Seeland und zwang Dänemark zum Frieden von Roeskilde (26. Febr. 1658), durch welchen er Halland, Schonen, Blekinge, Bohus, Drontheim und Bornholm erwarb. Weil aber Dänemark die Friedensbedingungen nur zum Teil erfüllte, namentlich den fremden Flotten nicht den Sund sperrte, ging er im August 1658 plötzlich von Holstein aus nochmals nach Seeland hinüber, mußte jedoch, da im Sund eine Holländische Flotte die schwedische 29. Okt. 1658 schlug und der Kurfürst von Brandenburg sowie der deutsche Kaiser den Dänen zu Hilfe eilten, die begonnene Belagerung von Kopenhagen wieder aufgeben. Noch ehe der zweite dänische Krieg, der im ganzen unglücklich für Schweden geführt wurde, beendet war, starb K. 23. Febr. 1660 in Gotenburg. Vermählt war er mit Hedwig Eleonore von Holstein.

59) K. XI., Sohn des vorigen, geb. 24. Nov. 1655, folgte seinem Vater 1660 unter Vormundschaft des Reichsrats und der Königin-Mutter. Dieselben schlossen zunächst 1660 zu Oliva Frieden mit Polen, mit Dänemark und den andern Mächten. 1672 zur selbständigen Regierung gelangt, ließ sich K. von seinem durch den französischen Gesandten bestochenen Kanzler Grafen de la Gardie von dem 1668 abgeschlossenen Bündnis mit England und Holland abbringen und zum Kriege gegen Holland und Brandenburg bewegen. Ein schwedisches Heer rückte 1674 in die Mark Brandenburg ein, wurde aber 28. Juni 1675 bei Fehrbellin geschlagen, und Schweden verlor, da sich Holland, Deutschland und Dänemark gegen K. verbanden, in kurzem Bremen, Verden, Wismar und den größten Teil von Pommern. Zwar schlug K. die Dänen 1676 bei Halmstad; aber die feindliche Flotte blieb siegreich, und 1678 nahm der Große Kurfürst die letzten schwedischen Besitzungen in Deutschland, Stralsund und Greifswald, und schlug im Januar 1679 die Schweden, die aus Rache in Preußen eingefallen waren, abermals. Indes Ludwig XIV., der 1678 bereits mit Holland, Spanien und dem Kaiser zu Nimwegen Frieden geschlossen, sah es als seine Ehrenpflicht an, dem Verbündeten alles Verlorne wiederzuverschaffen, und zwang 1679 in den Verträgen von St.-Germain und Fontainebleau Brandenburg und Dänemark, alles Eroberte an Schweden zurückzugeben. K. wandte nun seine Aufmerksamkeit mehr auf die innern Angelegenheiten des Landes. Zunächst zog er 1680 die vom Adel seit Gustav Wasa acquirierten Krongüter wieder ein (Reduktion), im ganzen Güter von 9 Mill. Mk. Rente, und erlangte durch den Beschluß der drei niedern Stände des Reichstags eine absolute Gewalt. Auf dem Reichstag von 1682 setzte er durch, daß die Erbfolge des Reichs auch auf seine weiblichen Nachkommen ausgedehnt wurde. Er beförderte Handel und Ackerbau, tilgte die Landesschulden, sammelte einen bedeutenden Schatz und schuf ein nationales Heer von 60,000 Mann. Zwar trat er noch in ein Bündnis mit Holland und dem deutschen Kaiser zur Aufrechthaltung des Westfälischen und Nimwegener Friedens gegen Ludwig XIV. von Frankreich, nahm aber nur geringen Anteil an den seit 1688 entbrannten Kriegen. Den König von Dänemark, welcher den Herzog von Schleswig vertrieben hatte, zwang er zum Altonaer Vergleich, durch welchen letzterer wieder in seine Rechte eingesetzt wurde. K. starb 15. April 1697. Vermählt war er mit Ulrike Eleonore von Dänemark, die ihm seinen Nachfolger Karl XII. gebar.

60) K. XII., Sohn des vorigen, geb. 27. Juni 1682, erwarb sich, milden glücklichsten Anlagen ausgestattet, eine gute wissenschaftliche Bildung, namentlich ungewöhnliche Sprachkenntnisse. Er sollte seinem Vater 1697 erst unter Vormundschaft folgen, setzte aber durch, daß ihn die Stände nach wenigen Monaten für volljährig erklärten. Gleichwohl verriet er anfangs wenig Lust an Regierungsgeschäften, dagegen Ungestüm, Stolz und Hartnäckigkeit. Seine Jugend ermutigte die auf Schwedens Übergewicht im Norden von Europa eifersüchtigen benachbarten Mächte, Dänemark, Polen und Rußland, 1699 zu einem Bündnis wider ihn. Dänemark eröffnete im März 1700 den Krieg (Nordischer Krieg, s. d.) mit einem Angriff auf den Herzog von Holstein-Gottorp, den Schwager Karls. Dieser traf sofort mit überraschender Energie die nötigen Maßregeln, erschien mit seiner Flotte vor Kopenhagen, landete und bedrohte die Hauptstadt bereits mit einer Beschießung, als der am 18. Aug. zwischen Holstein und Dänemark durch fremde Vermittelung rasch zu stande gebrachte Travendaler Friede K. zwang, Seeland zu räumen. K. wandte sich nun gegen seine beiden andern Gegner, landete in Esthland und erfocht 21. Nov. 1700 bei Narwa mit 8000 Mann einen Sieg über 50,000 Russen. Anstatt aber seinen Sieg weiter zu verfolgen und den Zaren Peter zum Frieden zu zwingen, wandte sich K. gegen König August von Polen, um sich an diesem besonders gehaßten und verachteten Gegner zu rächen, und ward so in die verwirrten polnischen Verhältnisse verwickelt, welche seine Zeit und Kraft mehrere Jahre nutzlos in Anspruch nahmen. Im Frühjahr 1701 erschien er in Livland, erzwang den Übergang über die Düna und rückte gegen Mitau vor. Alle Städte Kurlands ergaben sich. Erschreckt sandte ihm König August die schöne Aurora von Königsmark entgegen, das Herz des jungen Helden in Liebesreize zu verstricken; K. aber verweigerte ihr die Audienz, und als sie ihm in einem Hohlweg entgegenkam, zog er den Hut und wendete sein Pferd um. Am 14. Mai 1702 rückte K. ohne Widerstand in Warschau ein und erklärte sich nur dann zum Frieden mit der Republik bereit, wenn dieselbe einen andern König wähle. August wagte darauf noch eine Schlacht 19. Juli 1702 bei Klissow, verlor sie aber, und K. wandte sich nun nach Krakau, das 31. Juli genommen ward. Er ruhte nun nicht trotz der Vorstellungen aller seiner Minister und Generale, bis die Polen August 6. Febr. 1704 absetzten und an seiner Stelle den Woiwoden von Posen, Stanislaus Leszczynski, der ohne Einfluß und Vermögen war, im Juli 1704