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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Karmingrün - Karneval.

ist, gefällt. - Blauer K., s. v. w. Indigkarmin (s. Indigo); brauner K., s. Umbra.

Karmingrün, ein Gemenge von Indigkarmin mit Pikrinsäure oder Gelbholzlack.

Karminhänfling, s. v. w. Leinfink.

Karminlack, s. Florentiner Lack.

Karminsäure (Kokkusrot) C17H18O10 ^[C_{17}H_{18}O_{10}] findet sich in der Kochenille, vielleicht auch in andern Schildläusen sowie in den Blüten von Monarda didyma, ist purpurfarben, amorph, löslich in Wasser, Alkohol, Salz- und Schwefelsäure, zersetzt sich beim Erhitzen, fällt Alaun auf Zusatz von Ammoniak prachtvoll karminrot und zerfällt bei Behandlung mit verdünnten Säuren in nicht gärungsfähigen Zucker und dunkel purpurrotes, grün glänzendes, in Wasser und Alkohol lösliches Karminrot C11H12O7 ^[C_{11}H_{12}O_{7}]. Mit Salpetersäure gibt sie Nitrokokkussäure (Trinitrokresotinsäure) C8H5(NO2)3O3+H2O ^[C_{8}H_{5}(NO_{2})_{3}O_{3}+H_{2}O]. Bei längerer Einwirkung von Ammoniak entsteht ein Amid, welches mit Zinnchlorid keinen ponceauroten Niederschlag, wie K., sondern einen violetten gibt. Diese Verbindung findet sich in der Cochenille ammoniacale.

Karmoisieren (spr. -moa-), s. Edelsteine, S. 314.

Karmoisin (spr. -moa-), s. v. w. Karmesin.

Karmunkau, Herrschaft von 23 Gütern im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Rosenberg, bildet ein Hausfideikommiß des Königs von Preußen.

Karnabad, Stadt in Ostrumelien, nordöstlich von Jamboli, 220 m ü. M., mit 700 Häusern und ca. 5000 Einw., im 13. Jahrh. Hauptort eines kleinen bulgarischen Tributärstaats.

Kárnak, Dorf in Oberägypten, am rechten Nilufer, den Ruinen des alten Theben gegenüber, mit berühmten, teilweise wohlerhaltenen altägyptischen Tempelbauten, zu denen eine Allee riesiger Widdersphinxe führt. Hervorragend unter den Ruinen sind der Chonsutempel, die Pylonen in einer Breite von 110 und einer Höhe von 40 m, der Tempel des Ammon-Ra, die Halle der Bubastiden, der Palast Thotmes' III. Zu verschiedenen Zeiten erbaut, umfassen die Ruinen von K. einen Zeitraum von mehr als 2400 Jahren, indem schon unter König Usurtesen I. der zwölften Dynastie daran gebaut wurde und auch noch die Ptolemäer hier thätig waren, wie die 323 v. Chr. erbaute Cella Philippi beweist. Vgl. Mariette, K., étude topographique et archéologique (Par. 1875, mit 56 Tafeln).

Karnatik, Landschaft in der britisch-ostind. Präsidentschaft Madras, am Bengalischen Golf und dem Meerbusen von Manar bis zum Kap Komorin, im 18. Jahrh. unter Haider Ali und Tippu Sahib (s. d.) oft genannt, kam in seinem Flachland, dem Payan Ghat, 1763, im Hochland 1801 an die Engländer und ist jetzt in die Distrikte Tinevelli, Madura, Tritschinapalli, Tandschor, Salem, Süd- und Nordarcot, Tschingelpat und Nellor von zusammen 143,998 qkm (2615 QM.) mit (1881) 14,647,607 Einw. abgeteilt. K. gehört im Flachland, dessen Küstenstrich von Kap Kalymere im S. bis zur Kistna im N. Koromandel heißt, zu den fruchtbarsten Landstrichen Ostindiens.

Karnation (spätlatein., "Fleischdarstellung", bei Sulzer: "Fleischung"), in der Malerei die Behandlung der Fleischfarbe, die Darstellung des Nackten am menschlichen Körper. Das Studium derselben gehört zu dem wichtigsten in der Malerei. Hervorragende Meister in der K. sind Tizian und die Venezianer, Correggio und Rubens. K. wird auch gleichbedeutend mit Inkarnat (s. d.) gebraucht.

Karnaubapalme, s. Copernicia.

Karnaubawachs, s. Wachs, vegetabilisches.

Karneades, griech. Philosoph, nach Ciceros Angabe Gründer der sogen. dritten Akademie, war 214 v. Chr. zu Kyrene in Afrika geboren und starb als Vorstand der Schule Platons 129 in Athen. Im J. 156 zugleich mit dem Stoiker Diogenes und dem Peripatetiker Kritolaos nach Rom gesandt, um Milderung einer Athen auferlegten Geldstrafe zu erwirken, glänzte K. daselbst durch seine hinreißende Beredsamkeit, welche ihn in den Stand gesetzt haben soll, jedes ihm aufgegebene Thema gleich gut wie dessen Gegenteil zu erweisen. Seit jener Zeit begann in Rom das Studium der griechischen Philosophie, Dialektik und Rhetorik. Seine Lehre kennt man nur durch Diogenes Laertius, Cicero u. a. Wenn die Philosophen der Akademie seit Arkesilaos ihr Zweifelsystem besonders gegen die stoische Dialektik richteten und auf bescheidene Einschränkung der Vernunft drangen, welche nur Wahrscheinlichkeit angeben könne, so bestimmte K. die Gesetze und drei Stufen der Wahrscheinlichkeit genauer. Die stoische Lehre von der Gottheit bekämpfte er, stritt überhaupt eifrig gegen den Anthropomorphismus. In der Moral stellte er gegen die Stoiker den Satz auf, daß das höchste Gut in der Befriedigung des natürlichen Triebes liege, und setzte, obgleich ein eigentliches Naturrecht leugnend, der bürgerlichen Gerechtigkeit (Klugheit) die natürliche (Sittlichkeit) entgegen.

Karneen (Karneia), großes, dem Apollon Karneios zu Ehren gefeiertes Nationalfest der Spartaner, ein Kriegerfest, den Boedromien der Athener ähnlich. Die Feier hob am siebenten Tag des Monats Karneios (August-September) an und währte neun Tage. Während dieser Zeit standen im Freien zeltähnliche Hütten, in denen je neun Mann, immer drei aus einem Stamm, sich aufhielten, die, als ob sie im Feld wären, einem Herold zu gehorchen hatten. Die Feier bestand in Stieropfern, kriegerischen Tänzen und seit der 26. Olympiade auch in musischen Wettkämpfen, in welchen Terpandros den ersten Sieg davontrug; während derselben ruhten alle Fehden. Außer Sparta wurden die K. auch zu Kyrene, Thera, Messene, Sikyon, Sybaris etc. gefeiert.

Karneol, s. Chalcedon.

Karner (Kerner, Gerner, mittellat. carnarium), ein besonders auf österreichischen Friedhöfen vorkommendes Bauwerk aus der romanischen, seltener gotischen Periode, welches, in Gestalt eines runden oder polygonen Turms, in seinem untern Teil zur Ansammlung von Gebeinen, in seinem obern Teil als Kapelle diente; auch s. v. w. Fleisch- oder Rauchkammer.

Karner (Carni), ein zu den Alpen- und Donaukelten gerechnetes Volk, welches südlich von der Gail und Drau die Karnischen Alpen etwa in den heutigen Ländern Krain, Kärnten und Friaul bewohnte.

Karneval (v. ital. carnevale, welches nach der gewöhnlichen Annahme aus carne und vale zusammengesetzt sein, mithin "Fleisch, lebe wohl!" bedeuten soll, wahrscheinlich aber durch Verstümmelung aus dem mittellat. carne levamen, die "Enthebung von Fleischgenuß", entstanden ist), der ursprünglichen Wortbedeutung gemäß s. v. w. Fastnacht, der Tag vor Beginn der Fasten, an dem man zum letztenmal Fleisch essen darf; im weitern Sinn des Ausdrucks aber s. v. w. Fasching (von "fasen", d. h. faseln, Possen treiben), die Zeit der Lustbarkeiten, welche der Fastenzeit vorausgeht und je nach der Lokalität von kürzerer oder längerer Dauer ist. Gewöhnlich rechnet man den K. vom Fest Epiphania (6. Jan.) bis zum Aschermittwoch; in Venedig fängt der K. jedoch bereits am