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Katechu - Katechumenen.
kleinern, in Druck zu geben. Der kleinere ist für das Volk, der größere hingegen für die Lehrer bestimmt, und namentlich ersterer ist unzählige Male aufgelegt und in fremde Sprachen übersetzt worden. Er zerfällt jetzt in die sechs Hauptstücke: die Zehn Gebote, die drei Artikel des christlichen Glaubens, das Vaterunser, die Taufe, das Amt der Schlüssel (erst nach Luther zum Teil aus einigen von ihm herrührenden Elementen gebildet), das Abendmahl, und in einen Anhang, der mehrere Gebete, die Haustafel und Fragstücke für Kommunikanten enthält. In der reformierten Kirche erschienen viele Katechismen, so zu St. Gallen 1527, zu Basel von Öcolampadius 1526, in Zürich von Leo Judä 1534, zu Genf 1537 (französisch) und 1538 (lateinisch) von Calvin, in Zürich von Bullinger 1555 etc. und endlich der sogen. Heidelberger K. (s. d.). Neben diesem erfreute sich in der reformierten Kirche wenigstens früher eines großen Ansehens der (zweite) Genfer K., von Calvin 1542 französisch, 1545 lateinisch herausgegeben, von mehreren Generalsynoden der Reformierten in Frankreich als symbolisches Buch betrachtet und in der französischen Schweiz als öffentliches Lehrbuch eingeführt. In der englischen Episkopalkirche wird ein ganz kurzer K., der sogen. Church-Catechism von 1553 und 1572, gebraucht. In der presbyterianischen Kirche in England hat der Assembly-Catechism, auf Antrag der Synode zu Westminster 1643 abgefaßt, symbolisches Ansehen erlangt. Die evangelische Brüdergemeinde gebraucht fast ausschließlich das in kurzen Sätzen mit Bibelstellen abgefaßte Büchlein "Der Hauptinhalt der Lehre Jesu Christi" (Barby) 1778). Die Socinianer erkennen den Catechismus Racoviensis als symbolisches Buch an, der auf einer von Faustus Socinus herrührenden Grundlage von Valentin Schmalzius und Hieronymus Moskorzowski ausgearbeitet wurde und in größerer und kleinerer Gestalt 1605, ursprünglich in polnischer Sprache, später auch in deutscher und in lateinischer Sprache, erschien. Die Quäker erhielten 1660 einen in Form eines Gesprächs zwischen Vater und Sohn und angeblich von ihrem Stifter Georg Fox geschriebenen K. und sodann 1673 einen von Robert Barclay (s. d.) verfaßten K., welcher aus lauter biblischen Stellen zusammengesetzt ist. In der katholischen Kirche genießt symbolisches Ansehen: "Catechismus Romanus ad parochos, ex decreto concilii Tridentini et Pii V. Pontificis maximi jussu editus et promulgatus", welcher zuerst zu Rom 1566 erschien, den Erzbischof Leon Marino, den Bischof Egidio Foscarari und den Portugiesen Fr. Fureiro zu Verfassern hat und in vier Abschnitte zerfällt: apostolisches Symbolum, Sakramente, Dekalog und Gebet. Verbreiteter waren jedoch die beiden auf Befehl des Kaisers Ferdinand I. von dem Jesuiten Petrus Canisius (s. d.) verfaßten Katechismen, von denen der größere zuerst 1554 unter dem Titel: "Summa doctrinae et institutionis christianae" erschien, der kleine von 1566 aber in alle Sprachen übersetzt, in den meisten Schulen eingeführt, mehr als 400mal aufgelegt, endlich aber nach Aufhebung des Jesuitenordens von dem K. des Abtes Felbiger verdrängt wurde. Einen Neudruck von 14 der ältesten deutschen Katechismen enthält Moufangs "Katholische Katechismen des 16. Jahrhunderts" (Mainz 1881). In der griechischen Kirche ließ nach dem sogen. größern K., Orthodoxa Confessio genannt, 1643 von den Patriarchen zu Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem mit kanonischem Ansehen begabt, Peter d. Gr. 1723 einen "Kleinen K." ausarbeiten. Eine Revision fand 1832 durch den Metropoliten Philaret von Moskau fast unter den Augen des Kaisers Nikolaus I. statt, worauf 1866 der jetzt gebrauchte K. (le catéchisme détaillé) zu Moskau erschien. Vgl. Ehrenfeuchter, Geschichte des K. (Götting. 1857).
Katechu, gerbstoffhaltige Extrakte von verschiedener Abstammung. Pegukatechu (Catechu nigrum, Cutch, Terra japonica, Cachou), das wässerige Extrakt aus dem dunkelroten Kernholz von Acacia Catechu Willd. (gelegentlich auch von A. Suma Kurz) in Indien, wird in Birma gewonnen, und man exportiert davon aus Rangun jährlich ca. 11,000 Tonnen. Es bildet eine dunkelbraune, etwas blasige, spröde, im Innern großer Blöcke oft weiche, nur in dünnen Splittern durchscheinende Masse, beklebt und durchsetzt mit Blättern und Spänen, und schmeckt zusammenziehend süßlich. In kaltem Wasser zerfällt es langsam zu einem weißlichen Haufwerk mikroskopischer Nadeln von Katechin, durchtränkt von einer dunkelbraunen Lösung, welche Katechugerbsäure und wenig Quercetin enthält. Mit 2 Teilen kochendem Wasser erfolgt vollständige Lösung, die sich aber beim Erkalten sehr stark trübt. Alkohol löst den größten Teil des K. K. wurde 1514 von Barbosa als Handelsartikel erwähnt; eine Beschreibung der Stammpflanze und der Darstellung des K. gab 1586 Sassetti, und bald darauf gelangte K. auch nach Europa. Um die Mitte des 17. Jahrh. erscheint es als sehr teure Drogue in deutschen Apothekertaxen. Clayer schilderte 1680 den ungeheuern Verbrauch von Pegukatechu zum Betelkauen in Ostasien. In unserm Jahrhundert kam K. in größerer Menge nach Europa und wurde nun auch im Zeugdruck und gegen Kesselstein benutzt. Das Gambir (Gutta Gambir, Catechu pallidum, Katagamba, Terra japonica), das Extrakt aus den jungen Trieben von Uncaria Gambir Roxb. auf Sumatra, der Küste von Malakka und den benachbarten Inseln, bildet würfelförmige, 3 cm große, poröse, leicht zerreibliche, äußerlich matt rotbraune, innen hellgelbliche Stücke und besteht bis auf 14 oder 15 Proz. Unreinigkeiten fast ganz aus Katechin. Es schmeckt zusammenziehend bitterlich, hintennach süßlich und dient in Indien beim Betelkauen, in gröbern Sorten auch zum Gerben und Färben; in Europa wurde es erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts bekannt, seit 1819 aber hat es ungemein an Bedeutung gewonnen und wird jetzt in sehr großen Mengen über Singapur nach Europa gebracht und in der Färberei und Zeugdruckerei zur Erzeugung brauner und schwarzer Farben benutzt. Neukatechu ist ein europäisches gerbsäurehaltiges Extrakt aus Nadelhölzern.
Katechumenen (griech.), in den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche die Juden und Heiden, welche ihren Übertritt zum Christentum erklärt, aber die Taufe noch nicht erhalten hatten. Im 3. und 4. Jahrh. ging nämlich der Taufe von Erwachsenen eine längere Prüfung und religiöse Erziehung derselben voran. Die K. waren nach Art der Grade in den alten Mysterien in verschiedene Klassen geteilt und durften nur der Vorlesung des Evangeliums und der Epistel im Gottesdienst beiwohnen (Missa Catechumenorum, Katechumenenmesse, vgl. Messe), mußten sich aber entfernen, wenn die Spendung des heiligen Abendmahls begann. Gegenwärtig nennt man K. diejenigen, welche, ehe sie konfirmiert und zum ersten Genuß des heiligen Abendmahls hinzugelassen werden, den erforderlichen Unterricht von dem Geistlichen empfangen. Vgl. Konfirmation.