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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kimpolung; Kimra; Kin; Kinäde; Kinadon; Kinburn; Kincardineshire; Kind

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Kimpolung - Kind.

seines Verhaltens in Makedonien der Bestechung anklagte. Er wurde zwar freigesprochen, vermochte aber trotz seiner Popularität nicht zu hindern, daß die Volkspartei immer mehr erstarkte. Als bald darauf das auf Kimons Rat den Spartanern während des dritten Messenischen Kriegs zu Hilfe geschickte Heer von diesen zurückgewiesen wurde, gelang es seinen Gegnern, seine Verbannung auf zehn Jahre durchzusetzen (460). Kurz vor der Schlacht bei Tanagra (457) erschien er wieder, um in den Reihen seiner Landsleute mitzustreiten. Da man indes seine patriotische Absicht verdächtigte, verließ er das Heer; seine Freunde aber, von ihm zur Tapferkeit ermuntert, bewiesen durch ihre Aufopferung ihre Ergebenheit gegen das Vaterland. Dies und der unglückliche Ausgang der Schlacht, der den Wunsch nach Frieden mit Sparta immer lauter werden ließ, brachte eine Gesinnungsänderung zu gunsten Kimons hervor. Perikles selbst beantragte die Zurückberufung desselben. So kehrte er denn 454 nach Athen zurück und brachte 451 zwischen Athen und Sparta einen Waffenstillstand auf fünf Jahre zu stande. Kimons alleiniges Streben galt der Wiederherstellung der Ruhe in Griechenland, um die hellenischen Streitkräfte wieder zur Bekriegung der Perser verwenden zu können. Im Frühjahr 449 segelte er mit 140 Schiffen aus, um die Insel Kypros wiederzuerobern. Er schloß Kition ein, starb aber daselbst; nach seinem Tod noch errang seinem Schlachtplan gemäß die Flotte über die Perser den Sieg bei Salamis. K. wurde in Athen bestattet und ihm ein Denkmal errichtet, das noch zu Plutarchs Zeiten stand. In K. verlor Athen einen seiner ausgezeichnetsten Bürger, voll reiner Vaterlandsliebe, ohne Eitelkeit und Selbstsucht. Der sogen. Kanonische Friede zwischen Persien und Griechenland, den die spätern attischen Redner als nach Kimons Tod zu stande gekommen erwähnen, ist in Wirklichkeit nicht abgeschlossen worden, er bezeichnet nur den thatsächlichen Friedenszustand, der nach Kimons Siegen zwischen Griechenland und Persien eintrat, und ist demnach als das Ende der Perserkriege anzusehen.

Kimpolung, 1) (Kampulung) Hauptstadt des Kreises Mutschel (Muscel) in der Großen Walachei, in einem anmutigen Karpathenthal, an der Straße über den Törzburger Paß nach Siebenbürgen, mit 24 Kirchen und 10,000 Einw., Stapelplatz der aus Siebenbürgen kommenden Waren. In der Nähe das Dorf Baghia mit Schwefelquellen. - 2) (Campo longo) Marktflecken in der Bukowina, Endpunkt der Lokalbahn Hatna-K., mit (1880) 5534 Einw., Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts. Der nahe große Kimpolunger Wald liefert ausgezeichnete Schiffsmasten. Westlich von K. liegt Pozoritta mit Kupferbergbau u. Schmelzhütte.

Kimra, Kirchdorf im russ. Gouvernement Twer, Kreis Kortschewa, mit 2 Kirchen und über 3000 Einw.; ist berühmt durch seine Schuhmacherei. 1807 und 1812 versorgte dies eine Dorf einen großen Teil der russischen Armee mit Fußbekleidung.

Kin, s. v. w. Kätty (s. d.).

Kin, uraltes chines., zitherartiges Instrument, dessen (5-25) Saiten aus Seidenfäden gedreht sind.

Kinäde (griech.), s. v. w. Päderast; Kinädismos, Päderastie.

Kinadon, ein Spartaner, der unter dem König Agesilaos, erbittert über die Vorrechte des spartanischen Geburtsadels, der Homöen, eine weitverzweigte Verschwörung zur Ermordung derselben anstiftete. Der Plan wurde aber verraten und K. mit den übrigen Häuptern der Verschwörung hingerichtet (397 v. Chr.).

Kinburn, kleine, 1860 geschleifte Festung im russ. Gouvernement Taurien, westlich auf einer Landzunge an der Mündung des Dnjepr, südlich gegenüber Otschakow, wurde 1736 von den Russen geschleift, von den Türken wieder aufgebaut, im ersten Türkenkrieg unter Katharina II. 1771 von den Russen erobert und 1774 im Frieden von Kütschük Kainardschi an Rußland abgetreten. Der zweite Türkenkrieg begann 1787 mit einem Angriff der Türken auf K., welchen Suworow zurückschlug. Am 17. Okt. 1855 erschienen die Alliierten vor K., dessen drei Forts bombardiert wurden, worauf die 1500 Mann starke Besatzung kapitulierte und dem Feind 70 Kanonen überließ. Jetzt ist K. ein ganz unbedeutender, nur von einigem Fischern und Zollwächtern bewohnter Ort.

Kincardineshire (spr. -kardinschir, Mearns), Grafschaft im nordöstlichen Schottland, erstreckt sich von der Nordsee bis zum Kamm der Grampians und hat einen Flächenraum von 999 qkm (18,1 QM.) mit (1881) 34,464 Einw. Eine Hügelkette trennt den unfruchtbaren Küstenstrich von der fruchtbaren How ("Höhlung") of Mearns, einer Fortsetzung der Strathmore-Ebene, welche sich bis in die Nähe von Stonehaven erstreckt. Zweige der Grampians (mit dem 748 m hohen Mount Batlock an der Grenze) durchziehen den Nordwestteil der Grafschaft. Der wichtigste Fluß ist der Dee, welcher durch ein fruchtbares Thal fließt und einen Teil der Nordwestgrenze bildet. Ackerbau, Viehzucht und Fischfang bilden die Haupterwerbsquellen. 46 Proz. des Areals sind (1885) angebaut; 3,5 Proz. bestehen aus Weiden, 11 Proz. aus Wald. Man zählte 1885: 25,922 Rinder, 29,987 Schafe. Aus dem Mineralreich gewinnt man Porphyr, Granit, Sandstein, Kalkstein, im S. auch Porzellanerde. Die industrielle Thätigkeit beschränkt sich auf Wollwarenfabrikation und Flachsspinnerei. Kincardine, die ehemalige Hauptstadt, ist bis auf den Kirchhof und Ruinen eines Palastes zusammengeschrumpft und Stonehaven an ihre Stelle getreten.

Kind (Infans), im engern Sinn der Mensch von seiner Geburt bis zu seiner geschlechtlichen Entwickelung (s. Pubertät); im weitern Sinn der Mensch sowohl während dieser Periode als im ungebornen Zustand (s. Embryo). Das Ende der Kindheit (infantia, aetas infantilis) ist aus dem Grund nicht genau zu bestimmen, weil die Pubertät (s. d.) bei dem einen Individuum früher als bei dem anderen eintritt. Man kann folgende Abschnitte des Kindesalters unterscheiden: das Alter des Neugebornen, die ersten 5-6 Tage nach der Geburt bis zum Abfall der Nabelschnur in sich begreifend; das Alter des Säuglings, bis zum 9. oder 12. Lebensmonat reichend und mit dem Entwöhnen des Kindes endigend; das eigentliche Kindesalter, vom 1.-7. Lebensjahr, wo der Zahnwechsel beginnt; das Jugendalter, vom 7. Lebensjahr bis zum Eintritt der Mannbarkeit. Ein neugebornes, reifes K. hat durchschnittlich eine Körperlänge von 45-50 cm und ein Gewicht von 3-3,5 kg. Alle Teile des Körpers sind gehörig voll und abgerundet. Die Nägel sind hornartig und ragen an den Fingern über die Spitzen hervor. Die Ohren sind hart und knorpelig, die Brüste gewölbt, die Brustwarzen etwas hervorstehend. Der Hodensack ist gerunzelt, und in demselben befinden sich gewöhnlich die Hoden. Der Kopf ist mit Haaren bedeckt, an den Augen sieht man Augenbrauen und Wimpern. Das Gesicht ist im Verhältnis zum Schädelgewölbe sehr klein und niedrig, die Nase klein,