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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Knopfflechte - Knorpel.

und durch eine zwischengelegte Pappscheibe steif gemacht werden. Zahlreiche Erfindungen beschäftigten sich mit einem Ersatz der Öhre, und man hat selbst durch Anwendung von Schrauben oder durch Nietung das Annähen der K. zu ersparen gesucht. Überzogene K. werden jetzt meist auch mit Hilfe von Metall aus mehreren Teilen dargestellt (überzogene Maschinenknöpfe) und die Öhre durch ein aus dem Unterboden hervorragendes Beutelchen ersetzt. Die Arbeitsmittel der Knopffabrikation waren früher sehr einfach; nach dem Vorgang Englands aber wurden mehrfach Maschinen eingeführt, von denen die zur Verfertigung der Öhre aus Draht besonderes Interesse erregen. Porzellanknöpfe werden aus sehr fein gepulvertem, durch Digestion mit Salzsäure von Eisenoxyd gereinigtem Feldspat, bisweilen unter Zusatz von Knochenasche, in der Weise gefertigt, daß man die trockne, pulverige Masse in einer Schraubenpresse formt, welche in entsprechenden Vertiefungen einer Metallplatte das Pulver zusammendrückt und zugleich die vier Löcher durchsticht. Mit jedem Niedergang werden ca. 500 K. verfertigt, und dies kann in einer Minute zwei- bis dreimal geschehen. Man brennt dann die K. in Muffeln und verziert sie mit Zeichnungen. Auch Knochen, Horn, Schildpatt, Elfenbein, Perlmutter, Holz, Kokosnußschale, Glas, Achat und andre Steine etc. werden zu Knöpfen verarbeitet, und besondere Wichtigkeit besitzt das vegetabilische Elfenbein, welches vielfach gefärbt und dann durch Behandlung mit konzentrierter Schwefelsäure äußerlich in eine dem Pergamentpapier entsprechende Substanz verwandelt wird, und neuerdings das Celluloid sowie Ölpappe. Übersponnene K. werden meist durch Handarbeit hergestellt. Vgl. Isensee, Knopffabrikation (Weim. 1862).

Knopfflechte, s. Cladonia.

Knopfkraut, Pflanzengattung, s. Scabiosa.

Knopflochmaschine, Nähmaschine zur Herstellung von Knopflöchern.

Knopflochoperation, s. v. w. Boutonnière.

Knopfmacher, ehemals zünftige Handwerker, welche übersponnene Knöpfe (s. d.), Schnuren, Quasten, Portepees, Gürtel u. dgl. verfertigten und gewöhnlich mit den Posamentieren Eine Zunft bildeten. An Stelle der ehemaligen K. ist heute der Fabrikbetrieb getreten.

Knopfmetall, eine zu Knöpfen verarbeitete Legierung aus 80 Zink und 20 Kupfer.

Knopftang, s. Sphaerococcus.

Knopfwurzel, s. Polypodium.

Knoppern, Gallen, welche durch den Stich einer Gallwespe (Cynips calicis Burgsd.) in die jungen Eicheln, vorzugsweise an Quercus pedunculata Ehrh., seltener Q. sessiliflora Sm., hervorgebracht werden. Die Gallwespe schiebt das Ei zwischen den Becher und den hervorwachsenden Fruchtknoten, und es entwickelt sich nun eine schließlich 1,5-2,5 cm lange, tiefbraune, stellenweise gelbliche oder schwärzliche Galle mit flügelförmigen Fortsätzen, während die Frucht mehr oder weniger verkümmert. Man sammelt die K. besonders in Ungarn, Dalmatien, der Bukowina und Slawonien und benutzt sie wegen ihres Gehalts an Gerbstoff (30 Proz.) in der Färberei und besonders in Österreich zum Gerben des Sohlleders. Auch kommen Knoppernmehl und Knoppernextrakt, eine dunkel aschgraue, harte, spröde Masse, welche sich völlig in Wasser löst und dreimal soviel Gerbstoff enthält wie die K., in den Handel. Als levantische K. (Ackerdoppen, Valonen, Wallonen) bezeichnet man die unveränderten Fruchtbecher mehrerer Eichenarten, besonders von Q. graeca Kotschy in Griechenland, Q. oophora Kotschy, Q. Vallonea Kotschy und Q. Ungeri Kotschy in Kleinasien (s. Tafel "Gerbmaterialien liefernde Pflanzen"). Diese Eichen zeichnen sich durch dicke Kelchschuppen aus, welche bei den beiden ersten flach und aufrecht, bei den letzten kantig, nach außen umgebogen sind. Man benutzt die Ackerdoppen besonders in England zum Gerben, in Deutschland zum Färben, z. B. zum Schwarzfärben der Seidenhüte.

Knorpel (Cartilago), eine Art des Bindegewebes im tierischen Organismus, ist meist fest, leicht zu durchschneiden, auf der Schnittfläche glatt und gleichartig, sehr elastisch und biegsam, von schwach bläulicher oder gelblicher Farbe. Er ist sehr reich an Wasser (66 Proz.), schrumpft beim Trocknen zu einer hornähnlichen Masse ein, quillt im Wasser wieder auf und widersteht der Fäulnis sehr lange. Bei längerm Kochen mit Wasser löst er sich zu einer gallertähnlichen Masse, dem Knorpelleim (Chondrin, s. d.), auf; seine Asche enthält viel kohlensaures und schwefelsaures Natron und bei weitem weniger Erdsalze. Der feinere Bau der K. ist sehr einfach. Es sind nämlich in ihm gleichmäßig rundliche Zellen (sogen. Knorpelzellen) verbreitet und mit einer von ihnen selbst ausgeschiedenen, oft sehr umfangreichen Zwischensubstanz umgeben. Nach dem Verhalten der letztern unterscheidet man mehrere Arten K., zwischen denen jedoch Übergänge vorkommen. Die hyalinen K. (Fig. 1) besitzen eine gleichmäßige, glasartige Zwischensubstanz und kommen beim Menschen in großer Ausdehnung vor (die K. des Kehlkopfes, mit Ausnahme des Kehldeckelknorpels, ferner die K. der Luftröhre u. der Bronchien, die Gelenkknorpel, die Rippen- und Nasenknorpel). Die Faserknorpel (Fig. 2) sind dadurch charakterisiert, daß ihre Grundsubstanz gefasert ist, u. daß sie beim Kochen nicht Chondrin, sondern gewöhnlichen Leim geben; ihre Farbe ist mehr gelblich oder weißgelb. Beim Menschen bilden sie die Zwischengelenkknorpel (am Knie, zwischen Schlüsselbein und Brustbein etc.).

^[Abb.: Fig. 1. Hyalinknorpel a Knorpelzellen, c Grundsubstanz.]

^[Abb.: Fig. 2. Faserknorpel a Knorpelzellen, b Fasern.]