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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kohl

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Kohl (Pflanze) - Kohl (Personenname).

nächsten steht, mit stielrundem, aufrechtem, hohem Stengel und flachen, mehr oder weniger zerschlitzten oder krausen Blättern, welche sich nicht zum Kopf schließen. Hierher gehören: a) ewiger K., Blattkohl, Baum- oder Kuhkohl (B. vulgaris Dec.), welcher 1,5-2 m hoch wird und viele flache, buchtig fiederspaltige, grüne oder rötliche Blätter treibt, die man namentlich von unten herauf zur Fütterung abbricht; b) Grünkohl (B. quercifolia Dec.), mit gespitzten, flachen, nicht oder nur schwach welligen Blättern; c) Braunkohl (B. crispa Garcke), mit krausen, fiederspaltigen, grünen oder bräunlichen Blättern mit länglich eingeschnittenen Lappen, verträgt viel Kälte und wird erst nach einem Spätherbstfrost speiserecht. Manche Varietäten desselben pflanzt man auch zur Zierde an. 2) Rosenkohl (B. gemmifera Dec.), mit aufrechtem, 30-60 cm hohem Stengel, halbgeschlossener großer Endknospe, vielen kleinen, völlig kopfig geschlossenen Seitenknospen und blasigen Blättern, die im Oktober ein feines Gemüse geben. Man legt die Stengel mit Wurzelballen in das Mistbeet und bedeckte sie mit Laub, damit sie bleicher und zarter werden. 3) Wirsing (B. sabauda L.) wird besonders in zwei Hauptarten, als gewöhnlicher Wirsing (Herzkohl, Börsch, welscher K.), mit blasigen Blättern und geschlossenen Köpfen, und als Savoyerkohl, mit kleinblasigen, am Rand fein krausen Blättern und offenen Köpfen, und in mehreren Varietäten in Gärten und auf Feldern gebaut. Die Kultur gleicht der des Kopfkohls (B. capitata L.). Dieser (auch Kappes, Kabis, Kraut) hat einen stielrunden, kurzen Stengel, konkave, meist völlig glatte Blätter, welche einen geschlossenen Kopf bilden. Man unterscheidet gemeines Kraut, mit rundlichen, Yorker oder Filderkraut, mit spitz zulaufenden, und Rotkraut, mit rundlichen, weinroten Köpfen. Diese Abarten werden in vielen Varietäten und Sorten (Ochsenherz, Butterkraut, Zentnerkraut etc.) gebaut, und man unterscheidet Früh- und Spätkraut, von denen ersteres nur dem Garten angehört und entweder im Herbst gesäet und unter Stroh- und Laubdecke überwintert (Winterkraut), oder erst im Frühjahr gesäet wird. 4) Beim Kohlrabi (Oberkohlrabi, B. gongylodes L.) erweitert sich der anfangs dünne Strunk zum fleischigen, grünweißen oder rotvioletten Knollen, aus welchem die Blätter kommen. Den frühsten Kohlrabi erhält man vom Winterkohlrabi, den man im August säet und überwintert; doch ist derselbe weniger zart als der im Frühjahr gesäete, den man recht früh verstopfen muß. 5) Blumenkohl (Käsekohl, Karviol, B. botrytis L.) hat lange, glatte, flache, weißrippige Blätter, in deren Herzpunkt sich ein monströser fleischiger Stengel bildet, der an der Spitze seiner zahlreichen kurzen Äste weiße, fleischige Massen verwachsener Blüten trägt. Man unterscheidet Spargelkohl oder Broccoli, mit ausgebreiteten, rispenartig gestellten, fleischigen Sprossen, und den häufigern Karviol, mit gedrängt stehenden Ästen und dicht aneinander liegenden Blumen, von welchem wieder viele Varietäten vorkommen. Dieser K. wird meist in Gärten gebaut, erfordert die größte Sorgfalt und kräftigste Düngung. Alle Kohlarten verlangen tief und sorgfältig, völlig gartenartig zugerichtetes Land und starke Düngung; man säet sie auf Pflanzbeete in geschützter, aber dem Durchzug der Luft geöffneter Lage (bei Gartenkultur in halbwarme Mistbeete) und vermeidet sorgfältig dicht gedrängten Stand (besonders bei Kohlrabi und Blumenkohl), damit die Pflanzen nicht spindelig werden. Die Verpflanzung geschieht gewöhnlich mittels des Pflugs; die größern Sorten müssen am besten 60 cm weit voneinander zu stehen kommen, und man darf die Pflanzen nicht tiefer setzen, als sie im Beet standen. Die weitere Behandlung gleicht der bei der Runkelrübenkultur gebräuchlichen. Zur Samenkultur werden die schönsten Exemplare im Keller oder Garten überwintert und im Frühjahr auf ein recht kräftiges, sonniges Beet verpflanzt. Beim Kopfkohl muß man den Kopf an der Spitze mit einem flachen Kreuzschnitt anschneiden, damit der Blütenstiel durchbrechen kann. Der K. hat viele Feinde, welche an der Wurzel, im Stengel und von den Blättern leben, dadurch junge Pflanzen häufig ganz vernichten, ältere stark beschädigen. Am schädlichsten sind die Raupen der Weißlinge, der Kohleule, des Kohlzünslers sowie Ackerschnecken, Erdflöhe und Engerlinge. Die Kohlarten enthalten:

Eiweißartige Körper Fett Zucker Sonstige stickstofffreie Substanzen Cellulose Asche Wasser

Blumenkohl 2,829 0,208 1,216 3,289 0,935 0,723 90,800

Grünkohl 2,882 0,762 1,173 11,287 1,818 1,408 80,670

Savoyerkohl 3,510 0,726 1,357 5,233 1,384 1,310 86,480

Rotkohl 1,826 0,190 1,741 4,123 1,287 0,769 90,064

Weißkohl 1,204 0,128 2,00 2,547 1,052 0,562 92,509

Kohlrabi 2,658 0,119 Spur 4,411 1,289 1,093 90,430

Für den Winterbedarf muß der K. frostfrei und vor Austrocknung geschützt aufbewahrt werden. Dies geschieht am besten in Gruben unter Stroh-, Laub- oder Moosdecke. Man trocknet den K. auch oder setzt ihn in Gläser oder Büchsen ein, während der Weißkohl in großer Menge gehobelt und mit Salz (und Gewürzen) in Fässern eingemacht wird. Er erleidet dabei eine saure Gärung und hält sich bis über das nächste Frühjahr hinaus (Sauerkraut, Sauerkohl, Scharfkohl, Zettelkraut). K. bildet das wichtigste Gemüse, wird in manchen Sorten auf weite Strecken versandt (afrikanischer Blumenkohl nach Norddeutschland) und im landwirtschaftlichen Betrieb auch als Viehfutter angebaut.

Kohl, römischer, s. Beta.

Kohl, Johann Georg, ausgezeichneter Reiseschriftsteller, geb. 28. April 1808 zu Bremen, studierte in Göttingen; Heidelberg und München die Rechte, war dann Hauslehrer in Kurland, bereiste später Livland und Rußland, namentlich Südrußland, und ließ sich 1838 in Dresden nieder. Der Beifall, den seine Schriften: "Petersburg in Bildern und Skizzen", "Reisen im Innern von Rußland und Polen", "Reisen in Südrußland" und "Die deutsch-russischen Ostseeprovinzen", fanden, bestimmte ihn, sich ganz dem Fach der Reisebeschreibung zu widmen, und so veröffentlichte er seit 1842 eine Reihe interessanter Werke voll fesselnder Schilderungen über die meisten Länder Europas (über Österreich-Ungarn, Steiermark und Bayern 1842, über England, Schottland und Irland 1843 und 1844, über Dänemark und Schleswig-Holstein, über die Niederlande, Dalmatien und Montenegro etc.). 1854 begab sich K. nach Nordamerika, wo er vier Jahre lang neben seinen Reisen auch historischen und geographischen Studien sich widmete. Als Früchte seiner dortigen Thätigkeit sind hervorzuheben: "Reisen in Kanada, New York und Pennsylvanien" (New York 1857); "Reisen im Nordwesten der Vereinigten Staaten" (St. Louis 1859); "Kitschi-Gami, oder Erzählungen vom Obern See" (Bremen 1859). Andre Werke von ihm sind: "Der Verkehr und die Ansiedelungen der Menschen