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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kölbing; Kolbuszow; Kolchikaceen; Kolchis; Kölcsey; Kolde; Koldewey; Kolding; Kolditz

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Kölbing - Kolditz.

ten Ende, welcher durch Glühen und Hämmern zu feinem Stahl (Brescianer Stahl) verarbeitet wird.

Kölbing, Eugen, Philolog, geb. 21. Sept. 1846 zu Herrnhut, studierte in Leipzig und habilitierte sich, nachdem er 1870-72 als Gymnasiallehrer in Dresden und Chemnitz, darauf als Bibliotheksbeamter in Straßburg thätig gewesen war, 1873 an der Universität Breslau, wo er 1880 außerordentlicher, 1886 ordentlicher Professor für englische Sprache und Litteratur wurde. Er schrieb: "Untersuchungen über den Ausfall des Relativ-Pronomens in den germanischen Sprachen" (Straßb. 1872), "Beiträge zur vergleichenden Geschichte der romantischen Poesie und Prosa des Mittelalters" (Bresl. 1876) und lieferte eine Reihe von verdienstlichen Ausgaben alter Litteraturwerke, so: "Riddarasögur, Parzevals Saga etc." (Straßb. 1872); "Chanson de Roland" (nach der Venezianer Handschrift IV, Heilbr. 1877); "Elis Saga ok Rosamundu" (mit Übersetzung, das. 1881); "Die nordische und englische Version der Tristansage" (mit Übersetzung, das. 1878-82, 2 Bde.); "Amis und Amiloun" (das. 1884), letzteres als zweiten Band der von ihm geleiteten "Altenglischen Bibliothek"; "The romance of Sir Beues of Hamtoun" (Bd. 1, Lond. 1885, in den Schriften der Early Text Society). Seit 1877 gibt er die Zeitschrift "Englische Studien" heraus.

Kolbuszow (spr. -schow), Stadt in Galizien, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat Schloßruinen und (1880) 3262, mit den anliegenden Dörfern Ober- und Unter-K. 6139 Einw., welche insbesondere Tischlerei betreiben.

Kolchikaceen (Colchicaceae), s. Melanthaceen.

Kolchis, bei den Alten Name eines Landes an der Ostküste des Schwarzen Meers (Pontus Euxinus), den Uferlandschaften des heutigen Imerethi und Mingrelien entsprechend. K., im frühsten Altertum berühmt als die sagenhafte Heimat der Medea und als das Ziel der Argonauten (s. d.), war von den Kolchiern bewohnt, welche Herodot wegen körperlicher Eigenschaften und gewisser Sitten für Abkömmlinge der Ägypter erklärte. Vielleicht, daß die Assyrer um 680 hier ägyptische Kriegsgefangene angesiedelt hatten. Ihre Verbindung mit dem persischen Reich war äußerst locker und bestand nur in einer Tributzahlung von schönen Sklavinnen. Mithridates unterwarf sich das Volk und beherrschte es durch Präfekten. Die Römer, mit K. seit dem Ende des Mithridatischen Kriegs in Berührung stehend, hatten in der Kaiserzeit an der Küste des Landes nur einzelne Niederlassungen und Kastelle und begnügten sich mit den Tributen der kolchischen Fürsten. Damals war die alte Kultur des Landes verschwunden und ebenso der dunkelfarbige, kraushaarige Schlag der Kolchier; an seine Stelle waren die Lazi (jetzt Lasen) getreten. Das Land war fruchtbar; Wein und Früchte aller Art gediehen trefflich. Auch lieferte es Schiffbauholz, Flachs und Goldsand; vorzüglich berühmt war die kolchische Leinwand. An der sumpfigen Mündung des wasserreichen Phasis (Rion) lebten die Einwohner auf Pfahlbauten. An der Küste hatten ionische Griechen Handelsniederlassungen, so namentlich Pityos, Dioskurias, Neapolis und Phasis.

Kölcsey (spr. költsche-i), Franz, ungar. Schriftsteller, geb. 8. Aug. 1790 zu Szödemeter in Siebenbürgen, studierte zu Debreczin und kam 1809 als Jurat der königlichen Tafel nach Pest. Hier veröffentlichte er 1813 seine ersten poetischen Versuche und begründete 1826 die Zeitschrift "Elet és irodalom" ("Leben und Litteratur"), für die er eine große Anzahl philosophischer, kunstgeschichtlicher und kritischer Aufsätze schrieb. Auf dem Landtag von 1832 bis 1836 erschien er als Deputierter des Szathmárer Komitats und war der gewandteste Sprecher der liberalen Partei. Er starb 24. Aug. 1838 in Szathmár. Die ungarische Akademie hatte ihn schon bei ihrer Gründung zum Mitglied ernannt. Seine "Gesammelten Werke" (2. Aufl., Pest 1863, 8 Bde.) wurden von P. Szemere herausgegeben. Sein historisch interessantes "Tagebuch" vom Landtag von 1832 bis 1836 erschien in Pest 1848 (neue Ausg. 1874).

Kolde, Theodor, Kirchenhistoriker, geb. 6. Mai 1850 zu Friedland (Oberschlesien), studierte 1869-72 in Breslau und Leipzig, wurde 1876 Privatdozent zu Marburg, 1879 außerordentlicher Professor daselbst und 1881 als ordentlicher Professor nach Erlangen berufen. Unter seinen Schriften sind zu erwähnen: "Luthers Stellung zu Konzil und Kirche bis zum Wormser Reichstag" (Gütersl. 1876); "Die deutsche Augustinerkongregation und Johann v. Staupitz" (Gotha 1879); "Friedrich der Weise und die Anfänge der Reformation" (Erlang. 1881); "Analecta Lutherana" (Gotha 1883); "Luther und der Reichstag zu Worms" (Halle 1883); "Martin Luther. Eine Biographie" (Gotha 1883 ff.); "Die Heilsarmee" (das. 1885).

Koldewey, Karl, Nordpolfahrer, geb. 26. Okt. 1837 zu Bücken (Hannover), trat 1853 in den Marinedienst, machte bis 1866, größtenteils auf Bremer Schiffen, in verschiedenen Stellungen, zuletzt als Obersteuermann, eine Reihe von Seereisen mit, besuchte dann, um sich auch wissenschaftlich für sein Fach auszubilden, das Polytechnikum zu Hannover und 1867 die Universität zu Göttingen, wo er namentlich Mathematik, Astronomie und Physik studierte, und übernahm im Frühjahr 1868, von A. Petermann dazu aufgefordert, das Kommando der ersten deutschen Nordpolfahrt nach Spitzbergen und dem Grönländischen Meer, von der er im Herbste d. J. zurückkehrte. Der Bericht über seine Reise, den er in Göttingen, wo er seine unterbrochenen Studien vollendete, abfaßte, erschien unter dem Titel: "Die erste deutsche Nordpolarexpedition 1868" als Ergänzungsheft zu "Petermanns Mitteilungen" (Gotha 1871). K. übernahm 1869 auch das Kommando der zweiten deutschen Nordpolfahrt, die nach Ostgrönland ging und bis zum 77. Breitengrad vordrang. Nach seiner Rückkehr (Herbst 1870) wurde er im April 1871 zum ersten Assistenten, 1875 zum Vorsteher der jetzigen Reichsseewarte zu Hamburg ernannt, in deren Auftrag er 1871-72 zu Berlin unter Anleitung Doves die meteorologischen und hydrographischen Resultate der Nordpolfahrt bearbeitete. Der Bericht der zweiten Expedition, von den Mitgliedern derselben abgefaßt, erschien in 2 Bänden (Leipz. 1873-74; Volksausgabe in 1 Bd., das. 1875).

Kolding, alte dän. Stadt auf der Ostküste von Jütland, Amt Veile, am Koldingfjord, einer langen Bucht des Kleinen Belts, und an der Eisenbahn Vamdrup-Frederikshavn, Sitz eines deutschen Konsulats, mit (1880) 7141 Einw. Nordwestlich dabei die schönen Ruinen des 1808 abgebrannten Schlosses Koldinghus, welches, im 13. Jahrh. erbaut, häufig Residenz der dänischen Könige war. Hier 23. April 1849 siegreiches Gefecht der schleswig-holsteinischen Armee unter Bonin gegen die Dänen unter Bülow.

Kolditz (Colditz), Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Grimma, an der Linie Glauchau-Wurzen der Sächsischen Staatsbahn, hat 2 Kirchen, ein Schloß (darin eine Heil- und Versorgungsanstalt für männliche Geistes-^[folgende Seite]