Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kolima; Kolin

935

Kolima - Kolin.

tritt von Steinen durch die Harn- oder Gallenwege; Menstrualkolik besteht in Schmerzanfall vor und bei Eintritt der Menstruation.

K. kommt auch bei allen Haustieren vor; am wichtigsten ist die K. der Pferde, deren häufigste innere Erkrankung sie darstellt. Sie beruht auf schmerzhaften Zuständen der Verdauungsorgane und ist in der Regel, wenigstens im weitern Verlauf, mit verzögertem Mistabsatz, nicht selten mit völliger Darmverstopfung verbunden. Die kolikkranken Pferde geben Schmerzen im Hinterleib zu erkennen: durch Hin- und Hertreten, Scharren und Kratzen mit den Vorderfüßen, öfteres Umsehen nach dem Bauch, Schlagen nach demselben mit den Hinterfüßen, Niederlegen und Wiederaufstehen, bei heftigern Schmerzen durch rücksichtsloses Niederwerfen und Wälzen, Annahme und Verharren in der Rückenlage etc. Diese Erscheinungen zeigen die Tiere bald anfallsweise, bald mehr oder weniger anhaltend. Dazu treten: Aufhören der Futter- und Getränkaufnahme, beschleunigtes Atmen, Schweißausbruch, frequenter, kleiner Puls. Ursachen der K. sind Erkältungen (rheumatische, Krampfkolik), Anomalien des Darminhalts: Anschoppungen von Futtermassen, Ansammlungen von Gasen (Überfütterungs- und Windkolik), Reizungen der Darmwand durch Darmsteine, Sand etc., welche auch die Weiterbeförderung des Darminhalts verhindern können, endlich auch Würmer (Wurmkolik). Entzündliche Erkrankungen der Darmhäute und des Bauchfelles sowie Lageveränderungen im Darmkanal äußern sich bei Pferden unter dem Bilde der K. wenigstens zunächst. Von Bollinger ("Die K. der Pferde und das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien", Münch. 1870) ist zuerst nachgewiesen, daß zuweilen von dem Wurmaneurysma der vordern Gekrösarterie kleine Stückchen des Trombus sich loslösen, die Blutgefäße des Dickdarms verlegen und hierdurch Lageveränderungen der Därme sowie Lähmung einzelner Abschnitte des Darmrohrs und somit lebensgefährliche Koliken herbeiführen. Entzündungen und Zerreißungen eines Darmteils sind häufig die Folgen der K., wie sie als deren Ursache auftreten, und führen nicht selten den Tod der Tiere herbei; daher wird die K. als eine der gefürchtetsten Pferdekrankheiten angesehen. Da im wesentlichen der Name "K." ein Sammelname für eine Anzahl sehr verschiedener Darmaffektionen ist, so muß auch die Behandlung in den einzelnen Fällen sich verschieden gestalten. Im allgemeinen bewährt sich am meisten eine die Darmentleerung begünstigende, in andern Fällen eine die Schmerzlinderung erstrebende Heilmethode. Die Pferde sind in geräumige Stallungen u. auf reichliche Streu zu stellen. Der Leib ist mit warmen Decken zu umhüllen und mit reizenden Flüssigkeiten (Spiritus, Terpentinöl, Salmiakgeist) einzureiben. Gleich nach der Einreibung wird das an K. leidende Pferd im Schritt umhergeführt. Innerlich wird als Hausmittel am besten eine große Gabe von Glaubersalz und, wenn die Krankheit länger als zehn Stunden dauert, zweistündlich eine Flasche Leinöl verabreicht. Das Eingeben ist vorsichtig und langsam zu bewirken, damit sich das Pferd nicht verschluckt. Bei Überfütterungskolik sind die subkutane Injektion von Physostigminum sulfuricum (0,08-0,12 in 6-12 g Wasser) oder die Verabreichung der Aloe, außerdem Infusionen von warmem Wasser in den Mastdarm mittels eines Gummischlauchs angezeigt.

Kolima, Küstenfluß in Ostsibirien, entspringt auf dem Stanowoigebirge, durchfließt den nordöstlichen Teil des Gouvernements Jakutsk und mündet nach 1600 km langem Lauf in drei Armen in das Eismeer. Der Fluß ist nur 79 Tage im Jahr eisfrei und dann für ganz kleine Fahrzeuge schiffbar, aber sehr fischreich, und seine Ufer bieten stellenweise gute Sommerweide. An seinen Ufern sitzen im Oberlauf Tungusen, im Unterlauf Jukagiren. Russische Ansiedelungen an seinen Ufern sind Werchne-, Sredne- (mit 520 Einw.) und Nischne-Kolimsk (mit 192 Einw.).

Kolin (Neukolin, auch Kollin), Stadt im östlichen Böhmen, links an der Elbe, über welche zwei eiserne Brücken führen, und an der Kreuzung der Österreichisch-Ungarischen Staatseisenbahn und der Nordwestbahn gelegen, mit vier Vorstädten, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine schöne St. Bartholomäuskirche aus dem 13. Jahrh. mit einem in reichem gotischen Stil von Peter Arler 1360-78 erbauten Chor und frei stehendem Glockenturm, ein Schloß, ein Realgymnasium, eine gewerbliche Fortbildungsschule, eine Kreditbank und (1880) 11,636 Einw. K. bildet einen Zentralpunkt der böhmischen Zuckerfabrikation und hat außerdem Fabriken für Chemikalien, Öl, Spiritus, Metallwaren, ferner Bierbrauereien, Kunstmühlen und eine Gasanstalt. Auch wird in K. lebhafter Handel und in der Umgebung Obst- und Gemüsebau betrieben.

Hier 1278 Vertrag zwischen Kaiser Rudolf und Ottokar sowie 18. Juni 1757 Schlacht zwischen den Preußen unter Friedrich II. und den Österreichern unter Daun. Durch den Sieg der Preußen bei Prag 6. Mai war die österreichische Hauptarmee zum Teil zersprengt; 44,000 Mann derselben unter dem Prinzen von Lothringen wurden in der Hauptstadt Böhmens belagert, das Heer Dauns, welches 30,000 Mann stark am Tag der Schlacht bis 40 km vor Prag vorgedrungen, war vor dem Bevernschen Korps bis Goltsch-Jenikau zurückgewichen, hatte sich aber auf diesem Rückzug bis auf 54,000 Mann verstärkt. Auf direkten Befehl aus Wien, zum Entsatz von Prag eine Schlacht zu wagen, ging Daun 12. Juni wieder vor, und Bevern, der nur 20,000 Mann hatte, zog sich vor ihm auf der großen Kaiserstraße bis Planian zurück. Da verließ der König mit 13,000 Mann von dem Einschließungsheer Prag, vereinigte sich mit dem Herzog von Bevern und beschloß, mit Einem Schlag dem Krieg ein Ende zu machen. 31,000 Mann stark, 18,000 Mann zu Fuß und 13,000 Reiter, rückte er den Österreichern entgegen und traf sie 18. Juni in einer durch Schluchten, Hohlwege und sumpfige Wiesen hinlänglich gedeckten Stellung bei Krichnow auf den Höhen bei K., mit dem rechten Flügel bei Kretschor, dem linken bei Bositz, südlich der großen Kaiserstraße.

^[Abb.: Kärtchen zur Schlacht bei Kolin (18. Juni 1757).]