20
Konservatorium.
Sant' Onofrio, Della pietà und Dei poveri di Giesù Cristo. Ähnlich hießen die ältesten Musikschulen Venedigs nicht Conservatorio, sondern Ospedale (Hospital). Die drei ältesten neapolitanischen Musikschulen (die vierte ging bald ein) wurden gegen Anfang dieses Jahrhunderts vereinigt; 1813 wurde der Anstalt der Name Real collegio di musica beigelegt. In neuerer Zeit sind in Italien noch viele andre Konservatorien entstanden (zu Mailand, Bologna, Florenz, Turin etc.). Älter als diese, überhaupt das älteste außeritalienische K. ist das berühmte Conservatoire de musique zu Paris (gegründet 1784), der Organisation nach das großartigste aller existierenden. Direktoren desselben waren seit der Gründung: Sarrette, Cherubini, Auber, Ambroise Thomas. Eine Studienkommission (Comité des études), aus den bedeutendsten Professoren zusammengesetzt, regelt den Gang des Unterrichts und hat für jedes Fach eine sorgfältig ausgearbeitete Methode herausgegeben. Für Schüler, die sich auszeichnen, existieren in den einzelnen Klassen Preise; der höchste Kompositionspreis ist ein Staatspreis, der große Römerpreis (grand prix de Rome), das Stipendium für einen dreijährigen Aufenthalt in Italien, während dessen der Stipendiat von Zeit zu Zeit Kompositionen, die Zeugnisse seines fleißigen Studiums, an die Akademie einzusenden hat. In den größern Provinzialhauptstädten Frankreichs sind sogen. Sukkursalen (Zweiginstitute, Filialen) des Konservatoriums errichtet (zu Marseille, Toulouse, Nantes, Dijon, Lyon, Rouen). Ein gleichfalls schon älteres Institut von vortrefflicher Tendenz und Organisation ist das K. zu Prag (eröffnet 1. Mai 1811), an welchem außer dem praktischen und theoretischen Musikunterricht auch geregelter allgemeiner Schulunterricht erteilt wird (vgl. Ambros, Das K. in Prag, Prag 1858). Das K. der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien wurde als Singschule 1. Aug. 1817 unter Salieri eröffnet; 1819 kam eine Violinschule hinzu, und 1821 wurde die Anstalt zu einem wirklichen K. erweitert. Erster eigentlicher Direktor (vorher leitete ein Komitee die Anstalt) wurde G. Preyer (1844-48), sein Nachfolger ist bis heute J. ^[Joseph jun.] Hellmesberger (vgl. Pohl, Die Gesellschaft der Musikfreunde etc., Wien 1871). Jahrzehntelang nahm unter allen deutschen Konservatorien die erste Stelle das von Mendelssohn-Bartholdy gegründete K. zu Leipzig ein (eröffnet 2. April 1843), an dem als erste Lehrer keine Geringern als Mendelssohn, Schumann, Ferd. David, M. Hauptmann, in der Folge F. Hiller, Niels Gade, I. ^[Ignaz] Moscheles, J. ^[Julius] Rietz u. a. thätig waren. Vgl. die "Jubiläumsschrift" von E. Kneschke (Leipz. 1868) und die "Statistik" von K. Whistling (das. 1883).
Das älteste Berliner K. ist das 1. Nov. 1850 von A. B. Marx, Th. Kullak und J. ^[Julius] Stern begründete, das nach dem Ausscheiden von Kullak (1855) und Marx (1857) von Stern allein weitergeführt wurde und noch heute in Blüte steht. Noch viel größere Dimensionen hat aber die 1. April 1855 von Th. Kullak eröffnete, jetzt von seinem Sohn Franz Kullak geleitete Neue Akademie der Tonkunst angenommen; dieselbe zählt über 1000 gleichzeitige Schüler und beschäftigt gegen 100 Lehrer. Den Schwerpunkt bildet die Ausbildung im Klavierspiel. Zweifellos die bedeutsamste, wenn auch zur Zeit nicht Gesuchteste musikalische Unterrichtsanstalt Berlins ist aber die königliche Hochschule für Musik, die eine Dependenz der königlichen Akademie der Künste ist und in drei getrennte Abteilungen zerfällt: das königliche Institut für Kirchenmusik (eröffnet 1822, Direktor A. Haupt, zulässige Schülerzahl 20; Unterricht unentgeltlich), die Abteilung für musikalische Komposition (1833 eröffnet, derzeitige Lehrer H. v. Herzogenberg, Bargiel, Taubert; Unterricht ebenfalls unentgeltlich) und die Abteilung für ausübende Tonkunst oder das eigentliche K. (1. Okt. 1869 eröffnet, unter Direktion von J. ^[Joseph] Joachim), neuerdings derart reformiert, daß neben einem administrativen Direktor (Ph. Spitta) vier Abteilungsdirektoren (Inspektoren) fungieren: Joachim (Streichinstrumente), Rudorff (Klavier), Schulze (Gesang) und Herzogenberg (Theorie). - Das sehr gut renommierte K. zu Köln ("rheinische Musikschule") wurde von seiten der Stadt Köln 1850 begründet und mit seiner Organisation und Leitung F. Hiller beauftragt (jetziger Direktor Fr. Wüllner). Das Dresdener königliche K. wurde 1. Febr. 1856 vom Kammermusiker Tröstler gegründet und 1859 von F. Pudor übernommen unter Direktion Wüllners, jetzt von den Hauptlehrern geleitet. Die Anstalt ist Instrumentalschule, Opernschule, Schauspielschule und Seminar für Musiklehrer. Eines vorzüglichen Rufs erfreute sich auch längere Zeit hindurch das K. zu Stuttgart, 1856-57 von Stark, Faißt, Lebert, Laiblin, Brachmann und Speidel begründet (Direktoren: Faißt und Scholl); besonders als Klavierschule war dieses K. sehr berühmt. Eine staatliche Anstalt ist die königliche Musikschule zu München, begründet 1867, neuorganisiert 1874; an der Spitze steht der Hofmusikintendant K. v. Perfall, die Inspektion der Instrumental- und Theorieklassen hat J. ^[Josef] Rheinberger. Die Organisation ist insofern eine ganz ausgezeichnete und des Staats würdige, als, ähnlich wie am Prager K., über die musikalische Ausbildung die allgemeine Bildung nicht vernachlässigt wird. Auch in Würzburg ist eine königliche Musikschule, die sich guten Besuchs erfreut (Direktor Kliebert). Noch jung, aber gut dotiert und mit guten Lehrkräften besetzt ist das Hochsche K. zu Frankfurt a. M., 1878 unter Direktion von J. ^[Joachim] Raff begründet aus den Mitteln eines Legats des verstorbenen Hoch daselbst (jetziger Direktor B. Scholz). Durch Sezession von Lehrkräften dieser Anstalt entstand das "Raff-Konservatorium" daselbst (1883). Von sonstigen deutschen Musikschulen, deren beinahe jede größere Stadt eine oder mehrere hat, seien noch hervorgehoben: das Scharwenkasche K. in Berlin (gegründet 1882), das Institut für Kirchenmusik in Breslau, das K. zu Hamburg (v. Bernuth), die Musikschule zu Frankfurt a. M., das großherzogliche K. zu Karlsruhe (H. Ordenstein), das fürstliche K. zu Sondershausen, die kirchliche Musikschule (Haberl) in Regensburg, das städtische K. in Straßburg i. E. (Direktor Stockhausen; gegründet 1855, reorganisiert 1873), die großherzogliche Orchester- und Musikschule in Weimar (Direktor Müller-Hartung; gegründet 1872), das Schwantzersche und Luisenstädtische K. in Berlin etc. In Wien besteht ein sehr besuchtes, in drei Abteilungen geschiedenes Klavierinstitut der Gebrüder Eduard und Adolf Horak (Schulen in Wieden, Mariahilf und der Leopoldstadt); in Budapest bestehen die Landesmusikakademie, deren Ehrendirektor Fr. Liszt war, das Nationalkonservatorium (Direktor E. Bartay) und die Ofener Musikakademie (Szantzner), in Graz die Musikbildungsanstalt von J. ^[Johann] Buwa, in Innsbruck die Musikschule des Musikvereins (1818 gegründet; Direktor J. ^[Josef] Pembaur); in Lemberg die Musikschule des Galizischen Musikvereins (Mikuli), in Salzburg die Musikschule des Mozarteums (O. Bach). Die bedeutendsten schweizerischen Musikschulen sind die