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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Köpenick

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Kopenhagen (Geschichte) - Köpenick.

bibliothek ca. 250,000 und die Große königliche Bibliothek ca. 500,000 Bände. Es erschienen 1885 an Zeitungen 38, an Zeitschriften 181, an Büchern 1475 und an kleinern Schriften 492. Von Museen muß in erster Reihe das weltberühmte Thorwaldsen-Museum (s. oben) erwähnt werden mit den reichen Kunstschätzen, die der große Bildhauer seiner Vaterstadt verehrt hat. Das Museum enthält teils Thorwaldsens eigne Werke, die aus einer großen Menge von Gipsmodellen und Gipsskizzen nebst 4 Gruppen, 19 Statuen, 19 Büsten, 65 Reliefs und 1 Fries, alle aus Marmor, bestehen, teils Kunstgegenstände aus älterer und neuerer Zeit, als: Gemälde, Zeichnungen, Kupferstiche, Radierungen etc., Medaillen, Altertümer verschiedener Art, antike Gemmen und Pasten, antike Münzen, meist griechische, Gipsabgüsse von Antiken, Kupferwerke und Bücher. Ferner sind zu erwähnen die in Prindsens Palais eingerichteten Museen: das königliche Museum für nordische Altertümer, das ethnographische Museum (beide in ihrer Art die vorzüglichsten und reichhaltigsten Sammlungen in Europa), die Kupferstichsammlung, die Münz- und Medaillensammlung etc. Zur Universität gehört das zoologische Museum mit einer berühmten Sammlung von Walfischskeletten. In der königlichen Gemäldegalerie sind namentlich Gemälde von dänischen Künstlern, in der Moltkeschen Gemäldegalerie die holländische Schule gut repräsentiert, im Schloß Rosenborg enthält die kostbare chronologische Sammlung der dänischen Könige die Kroninsignien, Juwelen etc. nebst der eigentlichen chronologischen Sammlung, zu welcher alle königlichen Schlösser beigetragen haben, was an das Herrscherhaus (seit Christian IV.) erinnern kann. Von Theatern u. a. sind zu erwähnen: das Nationaltheater (für Oper, Schauspiele und Ballett), das Volkstheater, das Kasino, das Dagmar-Theater und das großartige Sommeretablissement Tivoli (Theater, Konzertsaal etc.).

[Städtische Verwaltung.] K. besitzt zufolge seiner Privilegien von 1661 und des Gesetzes von 1857 eine eigne, unmittelbar vom Ministerium ressortierende Verwaltung und bildet daher eine selbständige Kommune, deren Angelegenheiten von dem Magistrat verwaltet werden, bestehend aus einem vom König ernannten Oberpräsidenten, 4 von der Bürgerrepräsentation gewählten und vom König bestätigten Bürgermeistern und 4 unbesoldeten Ratsherren, welche auf 6 Jahre von der Bürgerrepräsentation gewählt werden. Letztere besteht aus 36 Mitgliedern und wird von der Bürgerschaft gewählt (jährlich ⅙). In kirchlicher Hinsicht ist K., in welchem der Bischof von Seeland, der Primas des Reichs, wohnt, in 2 Propsteien und 11 Pfarreien geteilt. - Die Einnahmen der Stadt K. betrugen 1885: 7,325,000 Kronen, die Ausgaben 7,242,000 Kr., die Aktiva 38 Mill. Kr. (außer den Kommunalgebäuden im Wert von 21 Mill. Kr.), die Passiva 22 Mill. Kr. K. ist die Residenz des Königs, Sitz der Ministerien, des Reichstags und des Höchsten Gerichts, des Obergerichts der Inseln, der Obrigkeit des Stifts Seeland, der höchsten militärischen Behörden des Landes etc. sowie eines deutschen Berufskonsuls. Das Wappen der Stadt läßt sich bis ins 13. Jahrh. verfolgen, wo es ein Gebäude mit drei Türmen war (wahrscheinlich das Schloß Kopenhagens vorstellend); die Türme (ohne das Gebäude) wurden in etwas veränderter Form beibehalten und bilden jetzt das Wappen, wie es von Friedrich III. nach Kopenhagens Belagerung 1661 der Stadt gegeben wurde; in dem mittlern Turm steht eine Rolandsgestalt (Symbol einer freien Reichsstadt), auf jeder Seite des Wappens ein springender Löwe. Etwa 8 km nördlich von K. liegt Charlottenlund mit Schloß und Wald und unfern davon der prächtige, vielbesuchte Wald Dyrehaven (Tiergarten), etwa 8 qkm groß, mit Anlagen, einem Schloß und Fabriken, ferner das Bad Klampenborg am Sunde, das Bad Skodsborg u. a. Westlich von K., in Frederiksberg, liegen der schöne Park Sóndermarken und der Lustgarten Frederiksberghaven mit einem Schloß. S. die Karte der Umgebung von K.

[Geschichte.] K. ist sehr alt; es wird zuerst 1043 als Fischerdorf erwähnt unter dem Namen Höfn (lat. Hafnia). Waldemar I. (1157-82) legte den Grund zu der Stadt K. In Sagen heißt es auch Kaupmannahöfn, "Hafen der Kaufleute". 1242 und 1248 ward es von den Lübeckern eingenommen und zum Teil niedergebrannt. 1254 erhielt es von dem Bischof zu Roeskilde, Jakob Erlandson, Stadtgerechtsame. Abermals ward es 1362 und 1368 von den Hanseaten genommen und geplündert, dagegen 1418 erfolglos von ihnen belagert. 1443 erhob Christoph von Bayern K. zu seiner Residenz; 1479 wurde die Universität gestiftet. Die Stadt war früh befestigt und hat mehrere Belagerungen ausgehalten, z. B. vom 10. Juni 1523 bis 6. Jan. 1524 von Friedrich I. und vom 18. Juli 1535 bis 28. Juli 1536 von Christian III.; beide Male hielt sie es mit dem verjagten König Christian II. (dem Tyrannen) und mußte sich ergeben. Unter Christian IV. (1588-1648) wurde die Stadt bedeutend erweitert und verschönert, auch stark befestigt, so daß sie 1658 und 1659 dem schwedischen König Karl X. widerstehen konnte und durch ihre heldenmütige Verteidigung das ganze Reich rettete; auch 1700 wurde sie vergeblich von einer vereinigten englisch-holländisch-schwedischen Flotte bombardiert. Seit dem Anfang des 18. Jahrh. siedelten sich hier viele französische Refugiés an. Am 2. April 1801 erlag auf der Reede von K. die dänische Flotte der englischen. Mitten im Frieden, 2.-5. Sept. 1807, überfielen die Engländer unter Gambier von neuem die Stadt, schossen sie in Brand und führten die dänische Flotte (75 Schiffe, darunter 18 Linienschiffe und 17 Fregatten) hinweg. Es brannten dabei über 300 Häuser ab, mehrere hundert Menschen verloren das Leben. Seit der Annahme des dänischen Grundgesetzes vom 5. Juni 1849 versammelt sich in K. der Reichstag des Staats. Nach längern Beratungen ward hier 14. März 1857 von den Bevollmächtigten der fünf Großmächte und andrer Seestaaten der Vertrag über die Aufhebung des Sundzolls unterzeichnet.

Vgl. Trap, Statist.-topograph. Beskrivelse af Kongeriget Danmark, Bd. 2 (Kopenh. 1879); "Tabelvärk til Kjóbenhavns Statistik", Nr. 1-8, und "Statist. Oplysninger om Kjóbenhavn", Nr. 1-3 (das. 1876-86); Jonas, K. und seine Umgebungen (9. Aufl., Berl. 1883); Salmonsen, K. und Umgegend (3. Aufl., das. 1883); Nielsen, Norwegen, Schweden und Dänemark (in "Meyers Reisebücher", 5. Aufl., Leipz. 1887); Bruun, Kjóbenhavn, Skildring af dets Historie etc. (Kopenh. 1884 ff.); Nielsen, Kjóbenhavns Historie og Beskrivelse (das. 1885).

Köpenick (offiziell Cöpenick), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Teltow, auf einer Insel der Spree, in welche hier die Dahme mündet, und an der Linie Berlin-Sommerfeld der Preußischen Staatsbahn, mit Berlin durch Dampfschiffahrt verbunden, hat eine evang. Kirche, ein königliches Schloß mit Rittersaal (1681 erbaut), Kapelle (den Reformier-^[folgende Seite]