Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kosegarten; Kosekante; Kosel

112

Kosegarten - Kosel.

bis ihn 1798 eine Mission des Kongresses nach Frankreich führte, wo er, mit Auszeichnung aufgenommen, sich in der Nähe von Fontainebleau niederließ. Als Napoleon I. 1806 die Wiederherstellung Polens beabsichtigte, bot er alles auf, um K. für diesen Plan zu gewinnen; doch blieb dieser seinem Paul I. gegebenen Wort, nie mehr gegen Rußland zu kämpfen, treu und gab zur Antwort, er könne erst dann für Polen thätig sein, wenn er diesem Land eine freie Nationalverfassung und seine alten Grenzen gesichert sähe. 1814 besuchte ihn der Kaiser Alexander I. auf seinem Landgut, und K. bat ihn hierauf schriftlich um eine Amnestie für die Polen in der Fremde, indem er ihn zugleich aufforderte, sich zum König von Polen zu erklären und dem Land eine freie, der englischen ähnliche Verfassung zu geben, erhielt jedoch nur unbestimmte Zusagen und wurde, als er auf Ersuchen des polnischen Reichtags, beim Wiener Kongreß Polens Interesse zu vertreten, den russischen Kaiser nach Auflösung des Kongresses in Braunau traf, kalt empfangen. Mit Lord Stewart machte er 1815 eine Reise nach Italien und ließ sich 1816 zu Solothurn nieder, wo er sich der Landwirtschaft widmete. Er starb infolge eines Sturzes mit dem Pferd 15. Okt. 1817. K. war nie verheiratet gewesen. Sein Leichnam ward auf Anordnung des Kaisers Alexander I. 1818 in der Gruft der alten Könige in der Kathedrale zu Krakau an der Seite Joh. Sobieskis und Jos. Poniatowskis beigesetzt. Auch ward ihm 1823 auf dem Kosciuszkohügel, ½ Stunde westlich von Krakau (s. d.), ein Denkmal errichtet. Seine Biographie schrieben Falkenstein (2. Aufl., Leipz. 1834), Chodzko (Par. 1837), Paszkowski (Krak. 1872) und Zychlinski (Pos. 1876).

Kosegarten, 1) Ludwig Theobul, Dichter, geb. 1. Febr. 1758 zu Grevismühlen in Mecklenburg-Schwerin, studierte zu Greifswald Theologie und ward 1785 Rektor an der Schule zu Wolgast, 1792 Pfarrer zu Altenkirchen auf Rügen und nach der Besitznahme der Insel durch die Franzosen 1808 Dozent der Geschichte an der Universität zu Greifswald. Später trat er in die theologische Fakultät über und wurde Pastor an der Jakobskirche mit Beibehaltung seiner Propstei auf Rügen. Er starb als Rektor der Universität 26. Okt. 1818. Seine Dichtungen ("Gedichte", Leipz. 1788, 2 Bde.; 5. Aufl., Greifsw. 1824, 3 Bde.; "Rhapsodien", 2. Aufl., Leipz. 1801, 3 Bde.; "Romantische Dichtungen", Dresd. 1800-1806, 6 Bde.) entbehren der einfachen Empfindung, leiden an einer Überfülle ausschmückender Epitheta und bekunden des Verfassers mühsames Ringen nach dem Erhabenen. Am gelungensten sind seine "Legenden" (Berl. 1816, 2 Bde.) und die episch-idyllischen Gemälde: "Die Inselfahrt" (das. 1804) und "Jucunde" (7. Aufl., das. 1855). Seine Schauspiele und Romane wurden rasch und gänzlich vergessen. Zur Kenntnis seines Lebens und Charakters dient die von ihm selbst herausgegebene Schrift "Das fünfzigste Jahr meines Lebens" (Leipz. 1815). Von seinen Übersetzungen ist Richardsons "Clarissa" (Leipz. 1790-93) hervorzuheben. Eine Gesamtausgabe seiner "Dichtungen", mit Biographie, besorgte sein Sohn (Greifsw. 1823 bis 1826, 12 Bde.); seine "Reden und kleinern prosaischen Schriften" gab Mohnike heraus (Strals. 1831 bis 1832, 3 Bde.). Vgl. Franck, Gotthard Ludwig K. (Halle 1887).

2) Johann Gottfried Ludwig, Orientalist und Sprachforscher, Sohn des vorigen, geb. 10. Sept. 1792 zu Altenkirchen auf Rügen, studierte erst in Greifswald Theologie und Philosophie, dann seit 1812 zu Paris orientalische Sprachen und ward 1815 Adjunkt der theologischen und philosophischen Fakultät in Greifswald. Vorlesungen, welche er über die pommersche Landesgeschichte hielt, veranlaßten ihn zur Herausgabe der alten pommerschen Chronik von Kantzow (Greifsw. 1816-17, 2. Bde.), welchem Werk er später "Pommersche und rügische Geschichtsdenkmäler" (das. 1831) und den "Codex Pomeraniae diplomaticus" (das. 1843) folgen ließ. 1817 als Professor der orientalischen Sprachen nach Jena berufen, gab er die "Moallaka" des arabischen Dichters Amr ben Kolthum (Jena 1819), darauf in Verbindung mit Iken die persische Märchensammlung "Tuti nameh" (Stuttg. 1822) heraus und übersetzte das indische Gedicht "Nala" (Jena 1820). Auch mit der Entzifferung der alten ägyptischen Schriftarten beschäftigte er sich. 1824 an die Universität Greifswald zurückberufen, bearbeitete er nach arabischen Handschriften zu Paris, Gotha und Berlin seine "Chrestomathia arabica" (Leipz. 1828) und begann die leider unvollendet gebliebenen Ausgaben der arabischen Annalen des Taberi: "Annales Taberistanenses" (Greifsw. 1831-53), der arabischen Liedersammlung "Kitâb al Aghâni" (Bd. 1, das. 1846) und der indischen Fabelsammlung "Pantschatantra", von welcher der 1. Teil (Bonn 1848) die einfachere Rezension enthält, während der 2., von welchem aber nur die 1. Lieferung (Greifsw. 1859) erschien, dem ausführlichern Text gewidmet sein sollte. Unvollendet sind auch seine Ausgabe des arabischen Gedichts "The Hudsailian poems" (Lond. 1854) und sein "Wörterbuch der niederdeutschen Sprache" (Bd. 1, Greifsw. 1859-60) geblieben. K. schrieb ferner eine "Geschichte der Universität Greifswald" (Greifsw. 1856 bis 1857, 2 Bde.) und lieferte Beiträge zur Kenntnis der maltesisch-arabischen sowie der deutschen Mundarten. Er starb 18. Aug. 1860 in Greifswald. Seine zahlreichen Manuskripte und handschriftlichen Werke der orientalischen und deutschen Litteratur hat er der Greifswalder Universität vermacht.

Kosekante (lat.), geschrieben cosec, in der Trigonometrie (s. d.) die Sekante des Komplements eines Winkels.

Kosel (Kozle), Kreisstadt und ehemalige Festung im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, am Einfluß der Klodnitz in die Oder, Knotenpunkt der Linien Brig-K.-Kandrzin, K.-Kandrzin-Oswiecim, K.-Kandrzin-Oderberg u. K.-Kandrzin-Kamenz der Preußischen Staatsbahn, 198 m ü. M., hat ein altes Schloß, 2 Kirchen, eine neue Synagoge, eine höhere Knabenschule, 2 Bahnhöfe, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, ein Landgestüt, Mälzerei, Bierbrauerei, Dampfmühlen, Schiffahrt u. (1885) mit Garnison (2 Infanteriebataillone Nr. 62) 5461 meist kath. Einwohner. - K. kommt zuerst 1286 vor und wurde 1306 die Hauptstadt des Herzogtums K., das infolge einer Teilung zwischen den Söhnen des Herzogs Kasimir II. von Teschen entstand, aber schon 1359 an die Herzöge von Teschen und Öls zurückfiel. 1532 kam K. in kaiserlichen Besitz, wurde im Dreißigjährigen Krieg mehrmals (1626 von Mansfeld, 1633 von den Sachsen, 1642 von den Schweden) erobert und fiel im Breslauer Frieden an Preußen. Friedrich d. Gr. ließ es zu einer eigentlichen Festung umschaffen. 1758, 1759

^[Abb.: Wappen von Kosel.]