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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kowrow; Koyang; Koziebrodski; Kozienice; Kozmin; Kraal; Krabát; Krabben

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Kowrow - Krabben.

russischen Gouvernements bedeutend südlichere. Die Wiesen werden zweimal gemäht; Roggen und Weizen geben, rationell behandelt, das 15., stellenweise das 20. Korn. Die Landwirtschaft, der Haupterwerbszweig der Bevölkerung, steht noch auf niedriger Stufe; allgemein wird nur die Dreifelderwirtschaft angewandt, und landwirtschaftliche Maschinen sind noch ganz unbekannt. Vom Areal sind 36 Proz. Ackerland, 33 Proz. Wiesen, 22 Proz. Wald und 9 Proz. Unland. Die Ernte war 1884 pro Hektar der betreffenden Ackerfläche bei Roggen 9,2, bei Winterweizen 10,6, bei Sommerweizen 8,7, beim Hafer 12,4, bei Kartoffeln 74,2 hl. Der Viehbestand belief sich 1883 auf 563,000 Stück Hornvieh, 384,000 Schafe, 485,000 Schweine und 377,000 Pferde. Im Gouvernement werden 16 Pferdemärkte gehalten (am wichtigsten der von Janischki mit ca. 6000 Pferden). Die industrielle Thätigkeit ist unbedeutend; der Produktionswert derselben wird auf 4 Mill. Rubel angegeben. Die Volksbildung ist sehr mangelhaft; 1883 gab es 227 Schulen mit 12,635 Schülern, darunter 4 Mittelschulen mit 1600 Schülern, ein Priester- und ein Lehrerseminar mit 171 Lernenden. K. wird in sieben Kreise geteilt: K., Nowoalexandrowsk, Ponewjesh, Rossieny, Schawli (Schaulen), Tulschi und Wilkomir. Für den Geschichtsforscher bietet das Gouvernement K., das alte Samogitien, reichen Stoff. Aus den heidnischen Zeiten sind noch manche Überreste vorhanden: Tempelruinen, Plätze, auf denen die Toten verbrannt wurden, u. dgl. Später, als das Land unter die Herrschaft der litauischen Fürsten kam, wurde es eine leichte Beute der Nachbarn, der Polen, Russen und Deutschen. Die deutschen Ansiedelungen stammen aus dem 14. und 15. Jahrh., während die Russen sich schon im 11. Jahrh. unter Jaroslaw hier niederließen. Juden und Karäer finden wir seit der Zeit der Jagellonen und Tataren, also seit der Mitte des 17. Jahrh. Aus Polen stammt nur der niedere Adel (Szlachta), dessen Angehörige sich auf etwa 70,000 belaufen, von denen aber der größere Teil kaum zu lesen versteht.

Die gleichnamige Hauptstadt, am Einfluß der Wilia in den Niemen und an der Eisenbahn St. Petersburg-Warschau, hat 5 griechisch-katholische, 6 römisch-katholische und eine luth. Kirche, eine Kirche der Altgläubigen, 30 Synagogen und jüdische Bethäuser, ein Priesterseminar, ein Knaben- und ein Mädchengymnasium, ein römisch-kath. Seminar, 3 Buchhandlungen, ein Theater, ein Denkmal zur Erinnerung an den Krieg von 1812 und (1884) 49,896 Einw. (mehr als die Hälfte Juden). Die industrielle Thätigkeit ist unbedeutend. Der schiffbare Niemen begünstigt den Handel nach Preußen. Ausgeführt werden: Weizen, Roggen, Flachs, Leinsamen, Lumpen, Knochen und Bauholz; eingeführt hauptsächlich Salz. K. ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls. - K. wurde schon im 11. Jahrh. erbaut. In der Stadt liegt die Ruine der von den Kreuzrittern 1383 erbauten Burg Ritters-Werder, in der Nähe das Poshaisky-Uspenskische Kloster (1674 von dem litauischen Großkanzler Christoph Paz erbaut). Oberhalb Kownos erinnert ein Denkmal an den Übergang der Franzosen und ihrer Alliierten über den Niemen (24. Juni 1812) auf dem Zuge nach Moskau. Hier fand 26. Juni 1831 ein siegreiches Gefecht der Russen gegen die Polen statt.

Kowrow, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wladimir, an der Kljasma, Knotenpunkt der Eisenbahnen St. Petersburg-Warschau und K.-Murom, hat 2 Kirchen, ein Theater, bedeutende Maschinen- und Waggonfabrikation, Baumwollwebereien, Handel mit Korn, Salz, Fischen, Bast und Holzwaren und (1884) 8052 Einw. Im Kreis befinden sich gleichfalls mehrere Baumwollwebereien.

Koyang, Gewicht auf Java und Sumatra, von sehr abweichender Schwere, 1661,066-3937,342 kg. Auch ein Getreidemaß in Benkulen (Sumatra), = 800 Kulahs, = 33,03 hl.

Koziebrodski, Wladislaw, Graf, poln. Dramatiker und Romanschriftsteller, geb. 1839 zu Kotodieiow in Galizien, studierte zu Krakau und begab sich dann auf Reisen ins Ausland. Der Aufstand von 1863 rief ihn in die Heimat zurück, doch geriet er bald darauf in Gefangenschaft und mußte nach seiner Befreiung drei Jahre im Ausland zubringen. Seit 1867 lebt er auf seinen Gütern bei Krakau. K. trat als Schriftsteller zuerst 1855 mit Novellen und kritischen Arbeiten in Zeitschriften auf. Von seinen dramatischen Arbeiten, die sehr populär geworden sind und Repertoirestücke des polnischen Theaters bilden, nennen wir das Drama "Auf schlüpfrigen Pfaden" (1868); die drei Einakter: "Schneegestöber" (1869), "Die Versuchung" (1869), "Die Ballhandschuhe" (1869); das Lustspiel "Graf Moriano" (1870); das Drama "Claudia" (1871); die Lustspiele: "Nach der Hochzeit" (1871) und "Wenn mit Beruf" (1877). Auch schrieb er Romane, wie: "Die unterbrochene Hochzeit", "Die Ehebrecherin", "Der Schiffer" u. a.

Kozienice, Stadt, s. Kosenitzy.

Kozmin, Stadt, s. Koschmin.

Kraal, s. Kral.

Krabát (Krabáte), ältere Form für Kroat; Scherzname für ein munteres, wildes Kind; Krabaten, ältere Form für Kroatien.

Krabben (Taschenkrebse), kurzschwänzige Zehnfüßer (Decapoda Brachyura), aus der Ordnung der Schildkrebse (s. d.), von den langschwänzigen Krebsen dadurch unterschieden, daß der Hinterleib (Abdomen, Schwanz) nicht gestreckt ist und beim Schwimmen Dienste leistet, sondern als ein kleiner Anhang unter die Brust umgeschlagen und außer bei der Begattung (und beim Weibchen auch während der Entwickelung der an den Hinterleibsfüßen befestigten Eier) nicht viel benutzt wird. Infolge hiervon schwimmen die K. kaum, laufen, kriechen und klettern dafür aber vorzüglich und zwar stets nach der Seite hin. Bei der starken Verkümmerung des Hinterleibes sind natürlich auch alle Organe, die bei den Langschwänzern darin anzutreffen sind, nach vorn verlegt, und so beschränkt sich z. B. der ganze Bauchstrang des Nervensystems auf eine in der Brust gelegene große Ganglienmasse, von der nach allen Seiten die Nerven ausstrahlen. Die Kauwerkzeuge sind denen der Langschwänzer gleich, ebenso die Brustfüße; doch sind beiden K. die letzten Paare derselben auf dem Rücken eingefügt, so daß sie nicht zum Laufen, sondern zum Tragen von Bedeckungen, unter denen sich diese K. gern verbergen, gebraucht werden. Die aus den Eiern ausschlüpfenden Jungen haben als sogen. Zoëa noch einen langen Schwanz und schwimmen mit seiner Hilfe umher, machen dann aber eine Reihe von Verwandlungen durch, bei denen der Hinterleib immer kleiner wird. Nur bei gewissen Süßwasser- und Landkrabben der wärmern Zonen verlassen die Jungen das Ei schon in vollständiger Krabbengestalt. Bei diesen sind auch die Kiemen derart eingerichtet, daß ein wenig Wasser sehr lange Zeit zur Atmung ausreicht, oder daß geradezu Luft geatmet werden kann. Von den etwa 20 Familien, in die man die K. einteilt, sind folgende besonders interessant: 1) Die Wollkrabben (Dromiadae) und 2) die ihnen nahe-^[folgende Seite]