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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Krain

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Krain (Geschichte).

Gesamtfläche des Landes nur 4½ Proz. unproduktiv; vom produktiven Boden gehören 46½ Proz. dem Waldland und nur 15½ Proz. dem Ackerland an. Ausgedehnter sind Wiesen und Weiden (je 18 Proz.). Charakteristisch ist die weitgehende Zerstückelung des Bodens in kleine Besitzstände, welche auf die Zeit der französischen Okkupation zu Anfang des Jahrhunderts zurückzuführen ist; auf einen Grundbesitzer kommen im Durchschnitt nur 18½ Hektar Grundstücke, darunter 2¾ Hektar Ackerland. Die Landwirtschaft deckt des wenig rationellen Betriebes wegen nicht den Bedarf des Landes; Getreide wird zumeist aus Ungarn bezogen. Der Ertrag der eignen Ernte belief sich im Durchschnitt der letzten Jahre auf ca. 1½ Mill. hl Cerealien (neben den Hauptgetreidearten viel Mais, Hirse und Buchweizen) und Hülsenfrüchte, 1,150,000 hl Kartoffeln, 10,000 metr. Ztr. Flachs, 4000 metr. Ztr. Hanf, 600,000 metr. Ztr. Futterrüben, 3 Mill. metr. Ztr. Heu, 8000 metr. Ztr. Zichorie. Der Weinbau, welchem 11,631 Hektar gewidmet sind, konzentriert sich hauptsächlich im O. und SO. um Rudolfswerth und liefert gegen 100 Varietäten, welche im Handel als Marwein, teilweise auch als kroatischer Wein erscheinen; der Ertrag beläuft sich durchschnittlich auf 150,000 hl. In den Handel bringt K. sehr viel Holz aus Oberkrain und den Schneeberger Waldungen (Stapelplätze: Planina, Senosetsch). Die Viehzucht steht im allgemeinen auf tiefer Stufe (1880 waren vorhanden nahe an 22,000 Pferde, nur 225,000 Rinder, 67,400 Schafe, 15,600 Ziegen und 73,000 Schweine); dagegen wird die Bienenzucht umfangreich getrieben (1880: 32,125 Stöcke) und liefert guten Honig und Wachs (186,000 kg Honig und 18,000 kg Wachs).

Unter den Produkten des Bergbaues nimmt die Quecksilbergewinnung des ärarischen Werkes zu Idria und zweier kleiner Privatunternehmungen (1885 bei einer Förderung von 622,525 metrischen Zentnern Erz 4869 metr. Ztr. Quecksilber) den ersten Rang ein. Außerdem finden sich Roheisen (60,000 metr. Ztr.), Braunkohlen (1,3 Mill. metr. Ztr., am meisten in Sagor), Blei (18,000 metr. Ztr., zu Littai), Zink (9800 metr. Ztr., zu Sagor). Die Zahl der Berg- und Hüttenarbeiter betrug 1885: 2921, der Wert der Berg- und Hüttenproduktion 1,955,000 Gulden. Die Industrie ist sehr gering. Große Fabriken gibt es wenige, dagegen ist das Kleingewerbe ziemlich gut vertreten. Die meisten industriellen Unternehmungen hat Oberkrain, wo namentlich die Eisenverarbeitung einen Hauptbetriebszweig bildet. Die größten Eisenwerke befinden sich zu Jauerburg und Sava, dann zu Hof bei Seisenberg in Unterkrain. Bedeutend ist in Oberkrain auch die Fabrikation von Nägeln (in Steinbüchel, Kropp und Eisnern), dann die von Sensen, Sicheln, Feilen etc. (in Neumarktl und Weißenfels). In größerer Vereinigung gibt es Fabriketablissements in und bei Laibach (Baumwollspinnerei und -Weberei, Dampfmühlen, Glockengießerei, Fabriken für Zündwaren, Papier, Tabak, Öl, Surrogatkaffee), während außerdem die Spitzenklöppelei und Zinnoberfabrikation in Idria, die Fabrikation von Leder und Schuhwaren in Neumarktl, von Tuch und Pferdedecken in und um Krainburg, von Strohhüten im Bezirk Stein, von Roßhaarsieben in Strasisch und Feichting bei Krainburg vertreten ist. Der Handel, welcher namentlich Holz, dann Quecksilber und Eisenwaren exportiert, ist bedeutend; gute Landstraßen, die Eisenbahnen, welche Laibach mit Triest, Fiume, Agram, Wien und Villach verbinden, und die schiffbaren Flüsse (Save und Laibach) fördern denselben. Für die geistige Bildung sorgen 311 Volksschulen, die jedoch von 18 Proz. der Schulpflichtigen nicht besucht werden, weshalb es noch immer viele Ortschaften gibt, in denen nur wenige lesen und schreiben können; ferner 2 Obergymnasien zu Laibach und Rudolfswerth, ein Untergymnasium zu Gottschee, ein Realgymnasium zu Krainburg, eine Oberrealschule zu Laibach, eine Bildungsanstalt für Lehrer und Lehrerinnen und eine bischöfliche Lehranstalt zu Laibach, 6 Gewerbe-, eine landwirtschaftliche und 2 Handelsschulen. Administrativ zerfällt das Kronland in die unten angegebenen zwölf politischen Bezirke, welche der Landesregierung in Laibach unterstehen. Für die Rechtspflege sind dem Landesgericht in Laibach und dem Kreisgericht in Rudolfswerth 30 Bezirksgerichte untergeordnet; für das Steuer- und Finanzwesen besteht eine Finanzdirektion in Laibach. Die Landesvertretung liegt dem Landtag ob, der aus 37 Mitgliedern besteht, nämlich dem Fürstbischof von Laibach, 10 Abgeordneten des großen Grundbesitzes, 8 der Städte und Märkte, 2 der Laibacher Handelskammer, 16 der Landgemeinden. In das Haus der Abgeordneten des Reichsrats sendet das Land 10 Vertreter. Das Wappen bildet in silbernem Feld ein blauer, rot gekrönter Adler, welcher auf der Brust und den ausgebreiteten Flügeln einen von Silber und Rot zehnmal geschachten Halbmond trägt (s. Tafel "Österreichisch-ungarische Länderwappen"). Sitz des Landtags und der Landesregierung ist Laibach.

Die Einteilung des Landes in politische Bezirke, deren Areal und Bevölkerung sind folgende:

Politische Bezirke Areal in Qkilom. Qmeilen Bevölkerung 1880

Stadt Laibach 32 0,6 26284

Bezirkshauptmannschaften:

Adelsberg 898 16,3 41503

Gottschee 1184 21,5 41794

Gurkfeld 892 16,2 51023

Krainburg 1018 18,5 52294

Laibach 898 16,3 54057

Littai 679 12,3 34946

Loitsch 1220 22,2 37702

Radmannsdorf 1082 19,6 26180

Rudolfswerth 967 17,6 46493

Stein 616 11,2 39079

Tschernembl 547 9,9 29888

Zusammen: 10033 182,2 481243

[Geschichte.] K. hat seinen Namen von Krajina, "Grenze" (Krajnci, "Grenzbewohner"). Die Zeit der ersten Einwanderung der Slawen in diese Gegenden ist ungefähr Ende des 6. Jahrh. n. Chr. anzusetzen. Als Karl d. Gr. dieses Land seinem Reich einverleibte, übergab er dessen Verwaltung dem Markherzog von Friaul. Als eigentliches K.-Chreina, d. h. Oberkrain, und Windische Mark (Unterkrain) in nächster Verbindung mit dem karantanischen Herzogtum, anderseits, was das jetzige Innerkrain, "am Karst", betrifft, ein Stück der Mark Istrien, stand es unter eignen Markgrafen, die auf Schloß Kieselstein (bei Krainburg) residierten, und deren einige den Herzogstitel führten. Doch erstreckte sich, wie gesagt, ihre Herrschaft nur über einen Teil von K.; wir sehen die Herzöge Kärntens, die Patriarchen von Aquileja (1077, 1228), endlich auch die österreichischen Babenberger durch Lehensankauf der großen Besitzungen des Hochstifts Freising im Land (1229) die thatsächliche oder titulare Herrschaft, eine Art Teilherrschaft, über K. ausüben. Seit 1286 wurden die Grafen von Görz-Tirol als Herzöge Kärntens auch Pfandinhaber Krains. Erst nach ihrem Aussterben kam K.