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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Krebsscher; Krebsscherenkalke; Krebsspinnen; Krebssteine; Krebstiere

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Krebsscher - Krebstiere.

bdellen, welche den Krebsen äußerlich und teilweise bis zu 100 Stück aufsitzen, ein Leberegel (Distomum cirrigerum α Baer) und dergleichen Schmarotzertiere angesehen, nach Leuckart und Rauber ist aber ein Pilz, Mycosis astacina, aus der Gruppe der Saprolegniaceen, als Ursache zu betrachten. Wahrscheinlich dringt der Pilz durch die weichen Gelenkhäute zwischen den Leibesringen und Gliedmaßenstücken ein und zerstört durch sein rasches Wachstum die Gewebe, namentlich die Muskulatur des Krebses. Zur Verhütung der K. ist nur möglichste Reinhaltung der Gewässer von faulenden tierischen Substanzen zu empfehlen. Vorteilhaft dürfte sich auch ein mäßiger Zusatz von Salz zu dem Wasser erweisen. Der Genuß pestkranker Krebse, wenn dieselben frisch gefangen und gekocht werden, ist nicht nachteilig, vielmehr ist der Geschmack vorzüglich und der Fettgehalt größer als bei ganz gesunden Krebsen.

Krebsscher, s. Stratiotes.

Krebsscherenkalke, s. Juraformation, S. 329.

Krebsspinnen (Pantopŏda), s. Pantopoden.

Krebssteine, s. v. w. Krebsaugen.

Krebstiere (Krustentiere, Krustaceen, Crustacea, hierzu Tafel "Krebstiere"), Klasse der Gliederfüßler (Arthropoden) und als solche charakterisiert durch Umhüllung des Körpers mit Chitin, die Gliederung des Leibes in Kopf und zahlreiche ihm folgende Ringe, den Besitz meist vieler gegliederter Beinpaare, von allen übrigen Gliederfüßlern aber unterschieden durch das Vorhandensein von Kiemen und zwei Fühlerpaaren. Die Größe der K. schwankt von mikroskopischen Dimensionen bis zu einer Ausdehnung von mehreren Metern. Die zarte Haut scheidet allgemein nach außen eine Schicht hornartigen Chitins (s. d.) aus; während diese aber bei den kleinern Formen dünn und nachgiebig bleibt, erlangt sie bei den größern Arten oft eine Dicke von mehreren Millimetern und wird durch Ablagerung von Kalksalzen in ihr hart und brüchig (daher die Bezeichnung Krustentiere). Der Kopf verschmilzt meist mit einem oder mehreren folgenden Leibesringen zu dem sogen. Cephalothorax (Kopfbruststück) und besteht selbst wieder aus mehreren innig miteinander verbundenen Ringen (Segmenten). Weiter nach hinten folgen dann die freien (nicht verschmolzenen) Ringe der Brust (Thorax) und des Hinterleibes (Abdomen); diese beiden Teile sind jedoch nicht immer scharf zu trennen und verschmelzen bei vielen Schmarotzern oft zu einer einzigen Masse. Überhaupt kann der Leib seine Ringelung oder Gliederung und zugleich die Beine mitunter ganz einbüßen, so daß man in solchen Fällen die Tiere (meist sind es Schmarotzer) nicht für K., sondern für Würmer oder Weichtiere gehalten hat, bis es gelang, die zugehörigen, noch nicht rückgebildeten Jugendstadien aufzufinden. Die Gliedmaßen sind ursprünglich sämtlich breite, blattförmige Schwimmbeine gewesen, haben jedoch zum Teil Bau und Funktion wesentlich verändert. Zu jedem Körperring gehört nur Ein Paar. Die ersten beiden am Kopf angebrachten Paare sind zu Fühlern (Antennen) geworden und dienen nur selten noch zum Rudern, Gehen oder Ankrallen; gewöhnlich sind sie lang und bestehen aus vielen Gliedern. Die darauf folgenden Paare haben sich zu Mundwerkzeugen (Kaufüßen) umgewandelt; man unterscheidet die Oberkiefer (Mandibeln), 1-2 Paar Unterkiefer (Maxillen) und auch noch bis zu 3 Paaren Kieferfüße. Letztere, also das 6.-8. Gliedmaßenpaar, dienen aber bei den niedern Krebsen meist ganz allgemein, bei den höhern wenigstens in der frühen Jugend noch zum Schwimmen oder Gehen und werden erst in dem Maß, wie der Körper wächst, in den Dienst des Kauens gezogen. Bei manchen Schmarotzern helfen sie das Tier an seinen Wirt anheften; vielfach sind dann auch die Kiefer nicht mehr zum Beißen und Kauen, sondern zum Stechen und Saugen eingerichtet. Die folgenden Gliedmaßen (wenigstens das 9.-13. Paar) sind bei den niedern Krebstieren gewöhnlich breite Ruderfüße, bei den höhern schmale und mit einer Schere bewaffnete Greif- oder mit einer Klaue endende Gehfüße; sie gehören der Brust an und haben sieben Glieder. Der Hinterleib ist sodann meist mit paarigen, breiten, aber kurzen Blattfüßen versehen, die zum Schwimmen oder Springen dienen und außerdem auch wohl zur Atmung oder bei den Weibchen zum Tragen der Eier verwendet werden. Die Verdauungsorgane sind größtenteils sehr einfach. Die Nahrung wird entweder gekaut, wobei die kräftigen Kiefer- und die Kaufüße thätig sind, oder gesogen und gelangt durch eine kurze Speiseröhre in den meist geräumigen Magen oder auch vorher noch in den sogen. Kaumagen, in welchem sie nach Bedarf durch Chitinplatten noch besonders zerrieben wird. Der Darm verläuft dann geradlinig nach hinten und endigt gewöhnlich im letzten Segment mit dem After, der aber bei Schmarotzern nicht selten fehlt. Eine besondere Leber ist durchaus nicht immer vorhanden, ebensowenig sind es die Speicheldrüsen; erstere ist bei den höhern Krebstieren häufig sehr umfangreich, liefert aber nach den neuern Untersuchungen nie Galle, sondern Stoffe, die bei der Verdauung ähnlich der Absonderung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) der Wirbeltiere wirken, und wird daher wohl besser als Pankreas bezeichnet. Das Nervensystem (s. hierüber bei "Arthropoden") besteht aus dem oberhalb des Schlundes gelegenen Gehirn, von dem die Nerven zu den Augen und den vordern Fühlern abgehen, und dem unterhalb desselben verlaufenden Bauchstrang, d. h. einer Kette von Nervenknoten oder Ganglien, von denen ursprünglich zu jedem Körperring Ein Paar gehört. Vielfach ist jedoch die Kette sehr kurz und kann sich sogar auf eine große in der Brust gelegene Nervenmasse beschränken, von der die Nerven auch zu den hintern Segmenten ausstrahlen. Was die Sinnesorgane anlangt, so fehlen die Augen nur selten. Bei manchen höhern Krebsen sind sie auf langen, beweglichen Stielen angebracht (es gibt unter ihnen aber blinde Arten, welche zwar die Augenstiele noch besitzen, jedoch keine Augen mehr darauf haben); gewöhnlich aber liegen sie unbeweglich an den Seiten des Kopfes. Sie sind entweder einfach oder zusammengesetzt (facettiert, s. Auge, S. 73) und gleichen denen der Insekten. Die sogen. Nebenaugen am Bauch oder an der Brust, wie sie bei den Euphausiden vorkommen, sind in Wirklichkeit Leuchtorgane (s. d.). Als Gehörorgane dienen vielfach eigentümliche Haare, die an allen Teilen des Körpers stehen können und, wie Versuche gezeigt haben, auf Töne in Schwingungen geraten, seltener besondere Blasen mit darin befindlichen Hörsteinen (s. Ohr), welche die Schallwellen auf die Endigungen des Hörnervs übertragen. In einer einzigen Familie (Mysideen) liegen diese Blasen merkwürdigerweise am Hinterende des Körpers, sonst am Grunde der vordern Fühler. An letztern befinden sich auch meist besonders gestaltete Haare, die man als Geruchs- oder Geschmacksorgane deutet, während man andre Haare für Tastwerkzeuge erklärt. Die Atmung geschieht entweder durch die äußere Haut (vielleicht auch durch