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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Krym; Krynica; Kryolith; Kryophōr; Krypte

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Krym - Krypte.

schon in seinem 15. Jahr die Oper "Koféinitza" ("Die Kaffeeprophetin"), wurde 1781 Unterkanzlist in einer Kreisstadt, bald darauf Kanzlist in Twer, erhielt sodann eine Anstellung in der Finanzkammer zu Petersburg, 1788 im Kabinett der Kaiserin, nahm jedoch bald seinen Abschied und gab nacheinander drei Zeitschriften heraus: "Die Geisterpost" (seit 1789), den "Zuschauer" (seit 1792) und statt des letztern im folgenden Jahr den "Petersburger Merkur", der aber ebenfalls bald wieder einging. Trotz ihres kurzen Bestehens nahmen diese Zeitschriften in der Journalistik jener Zeit einen hervorragenden Platz ein; K. bekundete darin ein großes satirisches Talent, feine Beobachtungsgabe und sprachliche Meisterschaft. Daneben schrieb er Oden, Episteln, Tragödien und Lustspiele, alles in französischem Geschmack, ohne weitere Bedeutung. Nachdem er auf Veranlassung der Kaiserin Maria Feodorowna 1801 wieder in den Staatsdienst getreten war, lebte er zuerst in Riga als Sekretär des Generalgouverneurs Fürsten Galizyn, dann einige Jahre auf den Gütern des Fürsten in Saratow und wandte sich 1806 über Moskau wieder nach Petersburg, wo er zunächst die beliebtesten seiner Lustspiele: "Der Trumpf", eine Parodie auf die Rigaer Gesellschaft, "Das Modemagazin" und "Eine Lehre für die Töchter", auf die Bühne brachte und sich dann der Dichtungsgattung zuwandte, die sein eigenstes Feld war: der Fabel. Nachdem er 1808 die erste Sammlung seiner "Fabeln" hatten erscheinen lassen, ward er 1811 Mitglied der Petersburger Akademie, 1812 Beamter der kaiserlichen Bibliothek, 1830 Staatsrat, legte aber 1841 sein öffentliches Amt nieder und starb 9. Nov. (a. St.) 1844 in Petersburg, wo ihm 1855 im Sommergarten ein Denkmal errichtet wurde. Seine Fabeln sind durch den darin vorherrschenden echt russischen Sinn, durch Laune, Natürlichkeit, Witz und Gutmütigkeit das beliebteste russische Volksbuch geworden, das bis heute in immer neuen Auflagen erscheint. Eine Prachtausgabe derselben besorgte Graf Orlow (Par. 1825), der zugleich eine französische und italienische Übersetzung beigefügt wurde. Deutsche Übersetzungen lieferten Torney (Mitau 1842), Löwe (Leipz. 1874) und Frau v. Gernet (das. 1881). Eine Sammlung von Krylows Werken erschien Petersburg 1847 und 1859, eine Sammlung der Kommentare zu den Fabeln (besonders der von Grot und Kenewitsch) daselbst 1868.

Krym, Halbinsel, s. v. w. Krim.

Krynica, Badeort im westlichen Galizien, Bezirkshauptmannschaft Neu-Sandec, in einem angenehmen Thal 584 m ü. M. gelegen, unweit der Eisenbahn Tarnow-Leluchow, hat 14 Mineralquellen (kalkhaltige, an freier Kohlensäure sehr reiche Eisensäuerlinge), eine wohleingerichtete Badeanstalt, ein Bezirksgericht und (1880) 1879 Einw. Unter den Besuchern des Bades (durchschnittlich 2400 Personen im Jahr) ist die polnische Aristokratie stark vertreten. Der Versand des Wassers beläuft sich jährlich auf ca. 40,000 Flaschen. 1 km davon liegt die Filialbadeanstalt Slotwiny mit einem magnesianatronhaltigen Eisensäuerling. Vgl. Dietl, Der Kurort K. (Krak. 1857).

Kryolith (Grönlandspat), Mineral aus der Ordnung der Doppelchloride, kristallisiert triklin, findet sich selten in kleinen Kristallen, meist in derben, individualisierten oder dickschalig und großkörnig zusammengesetzten Massen, ist weiß bis gelblich oder rötlich, glasglänzend, durchscheinend, Härte 2,5-3, spez. Gew. 2,95-2,97, besteht aus Natriumaluminiumfluorid Na6Al2Fl12 ^[Na_{6}Al_{2}Fl_{12}] und wird besonders bei Evigtock in Südgrönland in mehreren 1,5-1,9 m mächtigen Lagern, oft gemengt mit Quarz, Bleiglanz, Spateisenstein, Kupfer- und Schwefelkies, auch bei Mijask am Ural gefunden. Man verarbeitet K. auf Alaun, Soda, Thonerdenatron und Kryolithglas. Man zersetzt ihn zu diesem Zweck durch Erhitzen mit kohlensaurem Kalk, wobei Thonerdenatron, Fluorcalcium und Kohlensäure entstehen. Laugt man die Masse mit Wasser aus, so entsteht eine Lösung von Thonerdenatron, welche bei Behandlung mit Kohlensäure Soda und Thonerde gibt. Letztere scheidet sich unlöslich aus und wird, von der Lösung getrennt, durch Schwefelsäure in schwefelsaure Thonerde verwandelt, welche man als solche in den Handel bringt oder mit Alkalisalzen in Alaun überführt. Die so gewonnene schwefelsaure Thonerde hat großen Wert, weil sie nur 0,01 Proz. Eisen enthält. Durch Zusatz von Flußspat bei der Verarbeitung des Kryoliths ist es gelungen, 18 Proz. Thonerde und 68-70 Proz. Soda zu gewinnen. Feines Kryolithpulver kann man auch durch Kochen mit Kalkmilch zersetzen. Dabei entstehen Fluorcalcium und eine Thonerdenatronlösung, welche bei Behandlung mit überschüssigem Kryolithpulver Fluornatrium und Thonerde liefert. Letztere kann man in Schwefelsäure lösen, das Fluornatrium aber durch Ätzkalk zersetzen. Das abfallende Fluorcalcium findet in der Glasfabrikation Verwendung. Durch Zusammenschmelzen von K. mit Kieselsäure und Zinkoxyd erhält man (unter Entweichen von Fluorsilicium) ein milchweißes, festes, zähes, französischem Porzellan ähnliches Glas (Kryolithglas, Heißgußporzellan), welches zu Lampenfüßen etc. verarbeitet wird. K. wurde 1795 bekannt; Heinrich Rose empfahl ihn für die Aluminiumfabrikation, doch gelang es damals nicht, alle Schwierigkeiten zu überwinden. Seit 1849 bemühte sich Thomsen um anderweitige Verwertung des Kryoliths, und 1857 eröffnete er eine Fabrik in Kopenhagen. 1861 faßte die Kryolithindustrie auch in Harburg Fuß, und bald wurden neue Fabriken in Prag, Mannheim, Warschau, Amsterdam und Pittsburg gegründet, welche 1869 zusammen 580,330 Ztr. K. verarbeiteten. 1864 ging aber die Gewinnung und der Vertrieb des Kryoliths an eine in Kopenhagen gegründete Gesellschaft über, welche durch Verteurung des Rohmaterials die Industrie schädigte. In der Folge hat sich Nordamerika den Alleinbesitz des Kryoliths gesichert; er wird dort in Pittsburg verarbeitet, während in Europa nur noch die Stammfabriken in Dänemark in Thätigkeit sind.

Kryophōr (griech.), s. Sieden.

Krypte (griech.), im Altertum dunkler, unterirdischer, in Felsen gehauener oder überwölbter Gang, z. B. unter einem römischen Zirkus; in altchristlicher Zeit hießen Krypten ursprünglich ebenfalls die Galerien in den Katakomben und dann die ganze unterirdische Grabstätte. Da in diesen Krypten auch Gottesdienste abgehalten wurden, übertrug man später den Namen K. auf Grabkapellen unter einer größern Kirche, worin Reliquien von Heiligen aufbewahrt werden. Solche Kapellen lagen meist unter dem Chor oder unter dem Chor und der Vierung, seltener unter dem Kreuzarm des Querschiffs. Sie erhielten dann eine Höhe von 4-6 m und zur Unterstützung ihrer Gewölbe Säulen- oder Pfeilerrreihen ^[richtig: Pfeilerreihen], wodurch sie in mehrere, gewöhnlich drei Schiffe geteilt wurden. Um sie zu beleuchten und zugänglich zu machen, wurden sie etwas über den Boden erhöht, wodurch der Fußboden des Chors eine höhere Lage erhielt, und mit einer oder zwei Treppen versehen. In denselben wurden teils zur Erinnerung an die religiösen Zusammenkünfte der ersten Christen, teils an den Gedenktagen