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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Künette - Kunst.

ter Ewald v. Kleist, s. d.), 182 Geschütze, 28 Fahnen und Standarten, die verbündeten Russen und Österreicher 16,000 Mann. Die Uneinigkeit der Verbündeten entriß ihnen aber den Gewinn des Siegs und rettete Preußen. Vgl. Stiehle, Die Schlacht bei K. (Beiheft zum "Militärwochenblatt", Berl. 1859).

Künette (franz. cunette, cuvette), kleiner Wasserabzugsgraben auf der Sohle trockner Festungsgräben. Bei genügender Wassermenge auch als Hindernis dienend, erhält er dann größere Breite und Tiefe.

Kunewalde, Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft Löbau, in einem Thal zwischen dem Czernabog im N. und dem Bielebog im S. (beide Berge mit heidnischen Opferstätten), mit sehr starker Weberei, Bleichen, Granitbrüchen und (1885) 3175 Einw.; dabei Ober-K. mit 1416 Einw.

Kungelf, Stadt, s. Kongelf.

Kungur, Kreisstadt im russ. Gouvernement Perm, am Zusammenfluß des Iren und der Sylva, hat 11 Kirchen, eine Stadtbank, viele industrielle Anstalten (bedeutende Talgsiedereien, Gerbereien und Schuhfabrikation), Handel mit Getreide, Schuhwerk und Eisenwaren und (1885) 11,882 Einw. In der Nähe die große Kungurische Höhle, in einem Gipsberg.

Kunhegyes (spr. -heddjesch), Stadt im ungar. Komitat Jász-N.-Kun-Szolnok, mit (1881) 7641 reform. Einwohnern.

Künholm (Kinno Saar), Insel im Rigaischen Meerbusen, 12 km von der livländischen Küste, von Riffen und Sandbänken umgeben, 7 km lang und 3 km breit.

Kunigunde, weiblicher Name, entsprechend dem männlichen Kuno (Konrad). Historisch bekannt sind:

1) K., die Heilige, eine Tochter des Grafen Siegfried von Luxemburg und Gemahlin des Kaisers Heinrich II., mit dem sie in kinderloser Ehe lebte. Sie war bei der Gründung des Bistums Bamberg 1007 thätig. Der Vorwurf ehelicher Untreue, den sie durch das Bestehen der Feuerprobe entkräftet haben soll, wird ihr 100 Jahre später in wenig glaubwürdigen Quellen nochmals gemacht. Nach ihres Gemahls Tod (1024) zog sie sich als Nonne in das von ihr gestiftete Kloster Kaufungen bei Kassel zurück und starb hier 3. März 1031, wurde aber im Dom zu Bamberg an der Seite ihres Gemahls beigesetzt. Innocenz III. versetzte sie 1200 unter die Heiligen. Ihr Tag ist der 3. März.

2) Tochter Belas IV. von Ungarn, vermählte sich 1239 mit dem König Boleslaw dem Keuschen von Polen und widmete sich der Krankenpflege. Nach dem Tod ihres Gatten (1279) nahm sie den Schleier in dem von ihr gestifteten Kloster Sandecz. Sie starb 1292 und ward 1690 kanonisiert. Ihr Tag ist der 24. Juli.

3) K. von Eisenberg, gewöhnlich die Kunne genannt, ließ sich als Hoffräulein bei Albrechts des Entarteten, Landgrafen von Thüringen (s. Albrecht 14), Gemahlin Margarete mit ersterm in ein Liebesverhältnis ein, infolge dessen sie einen Sohn gebar. Nach Margaretens Tod vermählte sich Albrecht 1274 mit K., welche ihren Sohn Apitz dadurch zu legitimieren suchte, daß sie ihn bei der Trauung unter den Mantel (daher Mantelkind) nahm. Weil der Landgraf diesem Sohn Thüringen als Erbe zuzuwenden suchte, kam es zu blutigen Kriegen zwischen Albrecht und seinen Söhnen, während welcher K. 1290 starb.

Kunigundenkraut, s. Eupatorium.

Kunik, Ernst, russ. Historiker, geb. 1816, studierte in Berlin, wurde 1844 an die Akademie zu Petersburg, deren Mitglied er ist, berufen und gab 1844 und 1845 sein für die Erforschung der Warägerfrage epochemachendes Werk "Die Berufung der schwedischen Rodsen. Eine Vorarbeit zur Entstehungsgeschichte des russischen Staats" heraus. Seine zahlreichen Schriften, größtenteils quellenkritische Untersuchungen und Monographien zur ältern Geschichte Rußlands, erschienen meist in den Memoiren der Petersburger Akademie, mit deren Geschichte er sich eingehend beschäftigte.

Kunimund, letzter König der Gepiden, Turisinds Sohn, fiel 566 in einer blutigen Schlacht gegen die Langobarden. Deren König Alboin ließ sich aus Kunimunds Hirnschädel einen Trinkbecher machen und zwang dessen Tochter Rosamunde, seine Gemahlin zu werden.

Kunitz, Dorf im sachsen-weimar. Verwaltungsbezirk Apolda, Amt Jena, an der Saale und der Eisenbahn Großheringen-Saalfeld, hat Weinbau und (1885) 381 evang. Einwohner. Dabei die Ruine der Kunitzburg, des ehemaligen Sitzes der Grafen von Gleisberg, die 1036 ausstarben. Im 10. Jahrh. erbaut, ward sie 1290 unter König Rudolf I. als Raubschloß zerstört, 1450 durch Herzog Wilhelm III. zu Sachsen wieder aufgebaut. K. war bis in das 15. Jahrh. Stadt.

Kunkel, s. v. w. Spinnrocken, auch s. v. w. Spinnstube; dann das weibliche Geschlecht im Gegensatz zum Schwert oder männlichen Geschlecht, daher Kunkeladel ein solcher Adel, der von der Mutter herstammt, und Kunkellehen, ein Lehen, welches auch auf Frauen forterbte; Kunkelmage, Verwandter von weiblicher Seite (s. Mage).

Kunkels, ein von Pfäfers her, über Vättis (947 m ü. M.), leicht zugänglicher schweizer. Alpenpaß (1351 m), der den Calanda von dem Hauptkörper der Sardonagruppe trennt, führt in raschem Fall hinunter nach Tamins und Reichenau (586 m).

Kunnersdorf (Ober- und Nieder-K.), Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft Löbau, an der Linie Wilkau-Saupersdorf der Sächsischen Staatsbahn, hat Lein- und Baumwollweberei und (1885) 4693 Einw.

Kunouj, ind. Stadt, s. Kanodsch.

Kunst (von Können), im weitesten Sinn des Wortes jede zur Fertigkeit erhobene Fähigkeit sinnlicher Darstellung eines (bedingt oder unbedingt) wertvollen Gehalts, sei es um seiner selbst, sei es um eines andern Zweckes willen. Dieselbe setzt daher jedesmal eine spezifische Anlage (Talent, Genie, s. d.) und deren durch Übung zur vollen Beherrschung sowohl des Gehalts, welcher, als des sinnlichen Stoffes, in welchem er dargestellt werden soll, gelangte Entwickelung voraus; jenes macht die theoretische, dieses die technische Kenntnis, die Ausübung selbst die Technik der K. aus. Die (angeborne oder erworbene) Leichtigkeit der Darstellung, welche dieselbe (als höchsten Grad beim künstlerischen Genie) wie eine ohne Bewußtsein spielend vollzogene erscheinen läßt, unterscheidet die "heitere" K. von der "ernsten" Arbeit, welche die Anstrengung merken läßt; die (mehr oder minder lebhafte) Anschaulichkeit der Darstellung unterscheidet die K. von der Wissenschaft, welche begrifflich (abstrakt) darstellt. Der nur bedingte Wert des dargestellten Gehalts (des Nützlichen und Angenehmen) begründet den Unterschied der niedern (relativen) von der höhern (absoluten) K., bei welcher der Wert des Dargestellten (der Idee des Wahren, des Guten, des Schönen) unbedingt ist, der Umstand, ob die Darstellung Selbstzweck oder Mittel ist, jenen der freien (selbständigen) oder unfreien (dienenden) K.