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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Laboulbenien; Laboulbenĭen; Labourdan; Labourdonnais; Labrador; Labradōr

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Laboulbenien - Labrador.

Außerdem veröffentlichte er noch "Questions constitutionnelles" (1873). Als Politiker ist L. mit weniger Glück thätig gewesen denn als Schriftsteller. Nachdem er dreimal als Kandidat der Opposition bei den Wahlen zur Zeit des Kaiserreichs durchgefallen, erklärte er sich 1870 für das Plebiszit und für das Ministerium Ollivier. Im Juli 1871 ward er in die Nationalversammlung gewählt, in der er sich den gemäßigten Republikanern des linken Zentrums anschloß. 1875 bot er allen Einfluß auf, um das von den Jesuiten veranlaßte Gesetz über den freien Unterricht durchzubringen, und 1876 als lebenslängliches Mitglied in den Senat gewählt, bewirkte er hier die Ablehnung des Waddingtonschen Versuchs, die Nachteile jenes Gesetzes zu verhüten. Er starb 25. Mai 1883 in Paris.

Laboulbenĭen (Laboulbeniaceen), parasitisch auf Fliegen und Käfern lebende Pilzgruppe aus der Unterordnung der Pyrenomyceten, von höchst eigentümlicher Bildung. Eine auf der Stubenfliege epidemisch auftretende Art (Laboulbenia muscae Peyr.), bei den Weibchen am Kopf und am Thorax, bei den Männchen an den Vorderbeinen aufsitzend, besteht nur aus einem cylindrischen Träger, einem mit Bauch- und Halsteil versehenen Perithecium, in welchem sich viersporige Schläuche befinden, und einem scheinbar seitlich gekrümmten Zweig. Bei der Keimung wachsen merkwürdigerweise die Sporen direkt zu den gestielten Fruchtkörpern aus. Vgl. Peyritsch, Beiträge zur Kenntnis der L. (Wien 1873).

Labourdan (spr. -burdāng, Labourd), baskische Landschaft, teils zum franz. Departement Niederpyrenäen, teils zu Spanien gehörig, hat den Namen von ihrer alten Hauptstadt Lapurdum (bask., "Hafen", jetzt Bayonne) erhalten.

Labourdonnais (spr. -burdŏnä), 1) Bertrand François Mahé de, berühmter franz. Seeoffizier, geb. 11. Febr. 1699 zu St.-Malo, war schon 1723 Kapitän in der Marine der Französisch-Indischen Kompanie. 1724 zeichnete er sich bei der Einnahme von Mahé an der Küste Malabar aus und erhielt deshalb diesen Namen beigelegt. Seit 1734 Gouverneur der Inseln Ile de France und Bourbon, erhob er diese zu blühenden Kolonien. 1740 mit dem Kommando über eine Flottenabteilung in den ostindischen Gewässern betraut, fügte er den Engländern 1741-44 bedeutenden Schaden zu, zwang 21. Sept. 1746 Madras zur Kapitulation, verließ es aber wieder, da er auf dem Festland keine Eroberung machen sollte, gegen eine Kontribution von 9 Mill. Livres. Deshalb vom Generalgouverneur Dupleix beschuldigt, das Interesse der Kompanie verraten zu haben, kehrte er 1748 nach Paris zurück, ward hier zwar nach dreijähriger Haft in der Bastille 1752 für schuldlos erklärt und in Freiheit gesetzt, starb indes schon 9. Sept. 1753. Er hat "Mémoires" hinterlassen (Par. 1750). In "Paul et Virginie" ist sein Andenken verewigt; in Port Louis auf Ile de France wurde ihm 1859 eine Bildsäule errichtet. -

Sein als Schachspieler berühmter Enkel Bertrand François Mahé de L., geb. 1795, gest. 1840 in London, gab die Lebensgeschichte des Großvaters (1827) und einen "Traité du jeu des échecs" heraus; auch gründete er die dem Schachspiel gewidmete Zeitschrift "Le Palamède".

2) François Regis, Graf de L.-Blossac, franz. Minister, ein Verwandter des vorigen, geb. 19. März 1767 zu Angers, war beim Ausbruch der Revolution Munizipalbeamter seiner Vaterstadt. 1792 kämpfte er unter dem Prinzen Condé, dann mit den Chouans und in der Vendée, unterwarf sich aber zur Zeit des Konsulats der neuen Ordnung und wurde Maire zu Angers. 1815 trat er für das Departement Maine-et-Loire in die sogen. Chambre introuvable und war fast 15 Jahre lang das Haupt der sogen. Konteropposition auf der äußersten Rechten. Man gab ihm allgemein den Namen des weißen Jakobiners. Im Ministerium Polignac erhielt er im August 1829 das Portefeuille des Innern, mußte aber, da er durch seine extremen Vorschläge selbst mit seinen Kollegen in Widerspruch geriet, schon nach drei Monaten seine Entlassung nehmen. Der König ernannte ihn darauf zum Staatsminister und zum Mitglied des königlichen Geheimrats. Am 27. Jan. 1830 ward er Pair von Frankreich, verlor aber die Pairschaft durch die Julirevolution, lebte seitdem auf seinem Schloß Mésangeau bei Beaupréau, wo er 28. Aug. 1839 starb.

Labrador (polychromatischer Feldspat, Labradorit), Mineral aus der Ordnung der Silikate (Feldspatgruppe), zunächst der durch sein prachtvolles Farbenspiel ausgezeichnete Feldspat, welchen Herrnhuter Missionäre von der Küste von Labrador mitbrachten, jetzt jeder diesem gleich zusammengesetzte und gleich kristallisierte (keineswegs jeder ähnlich farbenwandelnde) Feldspat. Man hat denselben in den Gabbros von Schlesien und Harzburg, im Dolerit am Meißner etc. nachgewiesen, auch gefunden, daß mancher sogen. Saussurit nur derber L. ist. L. hat die Härte 6, spez. Gew. 2,68-2,74. Er ist farblos oder verschieden gefärbt, glasglänzend, meist kantendurchscheinend und besteht aus einem isomorphen Gemisch von Albit mit Anorthit Na2A12Si6O16 ^[Na_{2}Al_{2}Si_{6}O_{16}] + CaA12Si2O8 ^[CaAl_{2}Si_{2}O_{8}], worin sich Natrium zu Calcium wie 1:3 bis 1:1, A12^[Al_{2}]: Si wie 1:2,57 bis 1:3,33 verhält. L. geht einerseits in die kalkreichern, natronärmern Andesine, anderseits in die etwas natronhaltigen Anorthite über. L. findet sich als Gemengteil vieler Gesteine, besonders des Hypersthenits, Gabbros, Dolerits etc., bei Penig, Roßwein und Siebenlehn in Sachsen, am Meißner in Hessen, bei Neurode in Schlesien, aus Skye; sehr schöne Varietäten auch bei Kiew und im Gouvernement Wolhynien. Der L. mit schönem Farbenspiel wird zu Ring- und Nadelsteinen, Dosen, Stockknöpfen etc. verarbeitet. Im Handel heißt er Changeant und Oeil de bœuf (Ochsenauge). Vgl. Feldspat.

Labradōr, eine Halbinsel Nordamerikas, begrenzt im S. vom St. Lorenzbusen, im NO. vom Atlantischen Ozean und der Hudsonstraße, im W. von der Hudsonbai und 1,087,000 qkm (19,730 QM.) groß. In der Regel beschränkt man jedoch den Namen L. auf den dem Atlantischen Ozean zugewendeten Küstenstrich, während die größere westliche Hälfte als East-Main (s. d.) einen Teil des kanadischen Nordostgebiets bildet. Politisch hängt das eigentliche L. von Neufundland ab. Der erste Anblick der von zahlreichen Riffen und Klippen umsäumten, von tiefen Fjorden zerrissenen Küste ist traurig. Die vorzugsweise aus Gneis, Granit und Schiefer gebildeten Berge, die im N. bis zu 2500 m ansteigen, tragen ein Kleid von Moos und Flechten; doch in den Thälern findet man Tannen- und Lärchenwälder (bis 58° nördl. Br.), und im Frühjahr entwickelt sich ein reicher Blumenflor. An Wild findet man neben Renntieren auch Bären, Wölfe, Füchse, Marder, Wiesel, Ottern etc. Das Meer wimmelt von Fischen und Seetieren, namentlich Seehunden und Kabeljaus, deren Fang sowohl von den Eingebornen als von englischen und amerikanischen Fischern eifrig betrieben wird. Das Klima ist rauh, selbst im Sommer,