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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lacrĭmae Christi; Lacroix; La Crosse; Lac-spirit; Lac sulfŭris; Lactantĭus

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Lacrimae Christi - Lactantius.

Gegenstand: "Précis de l'histoire de la Révolution française" (Par. 1801-1806, 6 Bde.), das von Rabaud-Saint-Etienne begonnen und vom 2. Band an von L. fortgesetzt wurde. Ferner sind von seinen Werken zu nennen: "Histoire de France depuis la Restauration" (Par. 1829-35, 4 Bde.); "Histoire de l'Assemblée constituante" (das. 1821; 2. Aufl. 1844, 2 Bde.); "Histoire du Consulat et de l'Empire" (das. 1845-48, 6 Bde.). Interessant sind auch die Denkwürdigkeiten aus seinem Leben: "Dix années d'épreuves pendant la Révolution" (Par. 1842) und das "Testament philosophique et littéraire" (1840, 2 Bde.). - Sein Sohn Henri de L., geb. 21. Aug. 1815, hat sich als Dichter bekannt gemacht; er war auch 1871-76 Mitglied der Nationalversammlung und seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer; ein andrer Sohn, Charles Nicolas de L., geb. 30. Okt. 1822, ist Divisionsgeneral.

Lacrĭmae Christi (lat., "Christusthränen"), ein Wein des Vesuvs, benannt nach der Lacrimatraube und dem Kloster auf dem Vorsprung des Vulkans, wird nur in sehr geringer Menge erzeugt, kommt selten in den Handel und ist sehr kostbar. Er ist ein Likörwein ersten Ranges, hellrot, sehr feurig, gewürzig, äußerst wohlschmeckend und von köstlichem Parfüm. Ihm stehen am nächsten die dunkel bernsteingelben L. C. della Somma von dem westlichen und nordwestlichen Hang der Somma und die hellern L. C. greco vom Fuß des Bergs am Meer bis nach Castellammare, aus Malvasiertrauben (Grecotrauben) gekeltert. Was in und bei Neapel als L. C. vorgesetzt wird, sind gewöhnlich Capuaner Likörweine. Im übrigen Italien und im Ausland gehen verschiedene bessere italienische Weine unter dem Namen L. C.

Lacroix (spr. -krŏa), 1) Silvestre François, Mathematiker, geb. 1765 zu Paris, ward 1787 Lehrer an der Pariser Kriegsschule, 1788 Professor an der Artillerieschule zu Besançon, 1793 Examinator der Artillerieoffiziere, 1794 Büreauchef des Komitees für Wiederherstellung des öffentlichen Unterrichts und Professor an der Normalschule, 1799 Professor an der polytechnischen Schule, später Professor an der Universität und 1815 auch am Collège de France. Er starb 25. Mai 1843. Seine Hauptwerke sind: "Traité du calcul différentiel et du calcul intégral" (Par. 1797, 2 Bde.; 7. Aufl. 1867; deutsch, Berl. 1830-1831, 3 Bde.); die Fortsetzung desselben: "Traité des différences et des séries" (Par. 1800, 3 Bde.; 2. Aufl. 1810-19) und "Cours des mathématiques" (das. 1797-1816, 9 Bde.; deutsch von Hahn).

2) Paul, Historiker und Romanschriftsteller, auf dem Titel seiner Werke P. L. Jacob, Bibliophile, genannt und unter diesem Namen am bekanntesten, geb. 27. Febr. 1806 zu Paris, machte hier seine Studien und erwarb sich durch seine mit schätzbaren Erläuterungen begleiteten Ausgaben älterer französischer Litteraturwerke, unter andern der Werke von Marot, Rabelais, Malfilâtre, Dangeau, sowie durch seine gelehrten "Dissertations sur quelques points curieux de l'histoire de France et de l'histoire littéraire" (Par. 1838-47, 3 Bde.) und seine dramatisch lebendige "Histoire du XVI. siècle en France" (das. 1834, Bd. 1 u. 2), die mit H. Martin verfaßte und gekrönte "Histoire de la ville de Soissons" (das. 1837, 2 Bde.), die "Histoire politique, anecdotique et populaire de Napoléon III" (das. 1853, 4 Bde.) und die auf 12 Bände berechnete "Histoire de la vie et du règne de Nicolas I" (das. 1864-73, Bd. 1-8) einen geachteten Namen. Zahlreich sind seine historischen Romane und Novellen, deren Inhalt und Darstellung zwar nicht immer geschichtlich treu, aber sehr anziehend ist. Von geringerm Wert sind seine übrigen Romane. Auch ein historisches Drama in Versen: "La maréchale d'Ancre" (Par. 1840), schrieb er; doch wurde dessen Ausführung von der Zensur verhindert. Ferner beteiligte er sich an mehreren Zeitschriften, besonders an dem "Figaro", redigierte seit 1829 mit Pichot den "Mercure du XIX. siècle" und gründete 1830 den "Gastronome" und "Garde national". Auf dem Gebiet der Kulturgeschichte lieferte er eine Reihe interessanter, mit zahlreichen sorgfältigen Abbildungen versehener Werke, z. B. über die Trachten Frankreichs: "Costumes historiques de la France" (1852, 10 Bde.), "Le moyen-âge et la renaissance" (1847 bis 1852, 5 Bde.). Namentlich sind aber in dieser Beziehung seine Publikationen über das Mittelalter und die Renaissance, mit Illustrationen von Kellerhoven u. a., zu erwähnen: "Mœurs, usages et costumes au moyen-áge et à l'époque de la renaissance" (1870, 2. Aufl. 1872); "Les arts" (1868, 3. Aufl. 1871); "Vie militaire et religieuse" (1872) und "Les sciences et les lettres" (1876). Ihnen schlossen sich an: "Dix-huitième siècle. Institutions, usages et costumes de la France 1700-1789" (1874); "Dix-huitième siècle. Lettres, sciences et arts en France" (1877); "Dix-septième siècle. Institutions, usages et costumes" (1879); "Dix-septième siècle. Lettres, sciences et arts" (1881) und "Directoire, Consulat et Empire. Mœurs et usages, lettres, sciences et arts" (1883). Von seinen zahlreichen bibliographischen Arbeiten erwähnen wir die "Bibliographie Molièresque" (2. Aufl. 1875) und die "Iconographie Molièresque" (2. Aufl. 1876). Unter dem Namen Pierre Dufour gab er "Histoire de la prostitution chez tous les peuples du monde" (1851-54, 6 Bde.) und "Mémoires curieux sur l'histoire des mœurs et de la prostitution en France" (1854, 2 Bde.) heraus, die beide mit Beschlag belegt wurden. Seit 1855 Konservator an der Bibliothek des Arsenals zu Paris, starb L. 16. Okt. 1884. - Sein Bruder Jules L., geb. 7. Mai 1809 zu Paris, hat ebenfalls zahlreiche Romane verfaßt sowie einen Band Gedichte: "Les pervenches" (1838), mehrere Dramen in Versen, Übersetzungen altklassischer Dichter und "L'année infâme", eine Sammlung patriotischer Dichtungen (1872), herausgegeben.

3) Eugène und Auguste de, s. Delacroix.

La Crosse (spr. -kross), Stadt im nordamerikan. Staat Wisconsin, an der Mündung des Flusses L. in den Mississippi, Sitz eines katholischen Bischofs, hat eine Hochschule, Eisengießereien, Fabriken für Dampf- und andre Maschinen, Schiffswerfte etc., lebhaften Handel und (1880) 14,505 Einw. L. wurde 1846 gegründet und 1856 als Stadt inkorporiert.

Lac-spirit (engl., spr. läck-spírrĭt), s. Lackdye.

Lac sulfŭris (lat.), Schwefelmilch, s. Schwefel.

Lactantĭus, Lucius Cölius L. Firmianus, lat. Kirchenschriftsteller, trat als Lehrer der Beredsamkeit zu Nikomedia in Bithynien zur Zeit Diokletians zur christlichen Kirche über und soll etwa 312 in Gallien Lehrer von Konstantins d. Gr. Sohn Crispus geworden sein. Die Zeit seines Todes läßt sich nicht bestimmen. Mit Minucius Felix und Arnobius bildet er die Klasse der sogen. christlichen Popularphilosophen; in seinem bedeutendsten Werk: "Divinarum institutionum libri VII", zeigt er sich vor allem für die christliche Moral begeistert. Im übrigen erscheinen seine Vorstellungen von christlicher Weltanschauung noch roh, während anderseits seine wohlgeschliffene Sprache ihm den Namen eines Cicero