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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lafayette College; Lafeld; Lafère; Laferrière

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Lafayette College - Laferrière.

der Feuillants und zerstreute (17. Juli 1791) die Aufrührer, welche das Königtum zu stürzen beabsichtigten. Nach Annahme der Konstitution, deren Feststellung er namentlich betrieben hatte, zog er sich in seine Heimat zurück. Beim Ausbruch des Kriegs mit den Verbündeten 1792 wurde ihm der Befehl über die Ardennenarmee übertragen. Auf die Kunde von dem Eindringen des Pöbels in die Tuilerien 20. Juni 1792 und der Insultierung des Königs eilte er Ende Juni nach Paris und forderte von der Nationalversammlung in einer energischen Rede Bestrafung der Anstifter als Verbrecher gegen die Nation. Da er aber keine Truppen mitgebracht hatte, drang er damit nicht durch, und sein Plan, die königliche Familie nach Compiègne in Sicherheit zu bringen, scheiterte an dem Mißtrauen des Königs gegen ihn. Ebenso erklärte er sich entschieden gegen die Ausschweifungen vom 10. Aug. und ließ am 14. die Abgesandten der Nationalversammlung zu Sedan verhaften. Der hierauf von den Republikanern über ihn ausgesprochenen Acht entzog er sich, da er bewaffneten Widerstand nicht wagen konnte, durch die Flucht nach Flandern, um von da nach Nordamerika zu gehen; er und seine Begleiter, Latour-Maubourg, Alex. Lameth und Bureaux de Pusy, wurden jedoch von den Österreichern verhaftet und als politische Verbrecher mit ausgesuchter Härte behandelt, durch preußische und österreichische Gefängnisse geschleift und erst aus dem letzten, Olmütz, nach einem mißlungenen Fluchtversuch infolge des Waffenstillstands von Leoben durch Bonaparte befreit. L. begab sich nach Holstein, ließ sich dann in Hamburg nieder und ging endlich nach Holland. Erst nach dem 18. Brumaire eilte er nach Paris zurück. So zuvorkommend ihn auch der Erste Konsul behandelte, ward L. doch seinen politischen Grundsätzen nicht untreu und zog sich auf sein einziges ihm übriggelassenes Landgut Lagrange zurück (seine übrigen Besitzungen hatte das Direktorium verkauft). Erst in den Hundert Tagen 1815 erschien er wieder auf der politischen Bühne. Die ihm von Napoleon I. angebotene Pairswürde lehnte er ab, nahm aber die Wahl in die Deputiertenkammer an. Als Vizepräsident derselben drang er nach der Schlacht bei Waterloo auf die Abdankung Napoleons und befand sich unter den Kommissaren, die mit Blücher und Wellington unterhandelten, zog sich aber nach der Besetzung von Paris abermals nach Lagrange zurück. Seine Stellung gegen die Bourbonen blieb eine feindliche. 1818 vom Departement der Sarthe zum Deputierten erwählt, nahm L. seinen Sitz auf der äußersten Linken und bekämpfte mit jugendlichem Feuer das reaktionäre Streben der Regierung. Im Frühling 1824 folgte er einer Einladung des Kongresses der Vereinigten Staaten von Nordamerika und ward dort als "Gast der Nation" ehrenvoll empfangen. Vgl. "Voyage du général L. aux États-Unis en 1824-25" (Par. 1825) und seines Sekretärs Levasseur "Journal d'un voyage aux États-Unis, ou L. en Amérique en 1824-25" (das. 1829). Nach seiner Rückkehr im September 1825 ließ er sich wieder in die Kammer wählen und stand bis zur Revolution von 1830 in der ersten Reihe der Opposition. Auf die Nachricht von dem Ausbruch der Julirevolution in Paris eilte er sofort dahin und übernahm 29. Juli das Kommando der Pariser, später das der ganzen französischen Nationalgarde. Seinen, Laffittes und Périers Zureden folgend, nahm Ludwig Philipp die Regierung an. Als L. 31. Juli auf dem Balkon des Stadthauses den Herzog umarmte, war dessen Sieg entschieden. L. verlangte einen auf Volkssouveränität gegründeten und mit republikanischen Institutionen umgebenen Thron. Die Umarbeitung der Charte fiel jedoch keineswegs nach seinem Wunsch aus, und bereits im März 1831, als Casimir Périer Minister wurde, stand L. wieder in den Reihen der republikanischen Opposition und gründete 1833 den Verein der Menschenrechte. Er starb 20. Mai 1834. L. war ein edler, uneigennütziger, für die Sache der Freiheit begeisterter Patriot; jedoch kamen der Reinheit seiner Absichten die Klarheit seiner politischen Einsicht und die Festigkeit seines Charakters nicht gleich. 1883 ward sein Denkmal zu Puy enthüllt. Vgl. Regnault Warin, Mémoires pour servir à la vie du général L. et à l'histoire de l'Assemblée constituante (Par. 1824, 2 Bde.); Sarrans, L. et la révolution de 1830 (das. 1832, 2 Bde.); "Mémoires, correspondance et manuscrits du général L." (das. 1837-40, 8 Bde.); Büdinger, L., ein Lebensbild (Leipz. 1870); Derselbe, L. in Österreich (Wien 1879).

3) George Washington de, einziger Sohn des vorigen, geb. 1777, trat früh in das Heer, war Grouchys Adjutant und zeichnete sich in den Feldzügen in Italien, Österreich, Preußen und Polen rühmlichst aus, brachte es aber wegen des Mißfallens des Kaisers an den liberalen Grundsätzen seines Vaters nicht weiter als bis zum Leutnant. Seit 1815 fast beständig Mitglied der Kammer, hielt er sich stets auf der äußersten Linken, ward 1848 nach der Februarrevolution Vizepräsident der Konstituierenden Versammlung und starb 30. Nov. 1849.

4) Oscar Thomas Gilbert, Marquis de, Sohn des vorigen, geb. 1816 zu Paris, trat in die Artillerie und zeichnete sich in mehreren Gefechten in Algerien aus. Als Kapitän zurückgekehrt, ward er in die Deputiertenkammer gewählt und gehörte darin zur Opposition. Nach der Februarrevolution von 1848 wurde er von Ledru-Rollin zum provisorischen Regierungskommissar im Seine- und Marnedepartement ernannt und Abgeordneter dieses Departements in der Konstituante und in der Legislative, wo er mit den gemäßigten Republikanern stimmte. Auch in der Nationalversammlung 1871-76 gehörte er zur republikanischen Partei und wurde von derselben in den Senat gewählt. Er starb 26. März 1881 in Paris. - Auch sein jüngerer Bruder, Edmond de L., geb. 11. Juli 1818 zu Lagrange, ward nach 1848 Mitglied der Konstituante und teilte die liberalen Grundsätze seiner Familie; im Januar 1876 wurde er im Departement Haute-Loire zum Senator erwählt.

Lafayette College, s. Easton.

Lafeld (Laveld), Dorf in der belg. Provinz Limburg, Arrondissement Tongern, zwischen Bilsen und dem holländischen Maastricht, denkwürdig wegen des Siegs vom 2. Juli 1747, welchen der Marschall Moritz von Sachsen über die Verbündeten (Engländer, Österreicher und Holländer) unter dem Herzog von Cumberland errang.

Lafère, Stadt, s. Fère.

Laferrière (spr. -serrĭähr), 1) Adolphe, franz. Schauspieler, geb. 1796 zu Alençon, besuchte zuerst das Bonapartesche Lyceum daselbst, widmete sich dann dem Gesang und debütierte in den Chören der "Athalie" am Théâtre français. Später zum Schauspiel übergehend, zog er zuerst an der Porte St.-Martin als Marino Faliero die Aufmerksamkeit auf sich, ging darauf in die Schweiz und nach Rußland, gewann nach seiner Rückkehr nach Paris besonders als Maurice im "Chevalier de maison rouge" große Popularität und schuf nun zahlreiche beliebte Rollen, die