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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lancea - Land.

ler von Haydon, zeichnete sich besonders als Blumen-, Frucht- und Tiermaler aus und beteiligte sich seit 1828 an allen Ausstellungen der königlichen Akademie und der British Institution. Sein feines Naturgefühl hat ihm auch im Ausland Geltung verschafft. Die Nationalgalerie besitzt ein Stillleben und zwei Fruchtstücke von ihm. Er starb 18. Juni 1864 in Sunnyside bei Birkenhead.

Lancĕa (lat.), Waffe der Römer in späterer Zeit, ein in der Mitte mit einem Riemen versehener Speer, wurde mit der Hand geworfen. Bewaffnet waren damit die vier hintern Glieder der Phalanx in der Kaiserzeit und die Lancearii, die kaiserliche Leibwache.

Lancelot (spr. langss'lo), Claude, franz. Grammatiker, geb. 1615 zu Paris, war daselbst Lehrer der griechischen Sprache und mathematischen Wissenschaften an einer Schule des Klosters Port-Royal, dann Hofmeister des Herzogs von Chevreuse und später der Prinzen von Conti, bis er sich 1670 nach St.-Cyran zurückzog. Da er hier als Jansenist verfolgt wurde, begab er sich nach Quimperlé zu den Benediktinern; hier starb er 15. April 1695. Von seinen zum Teil noch heute benutzten grammatischen Werken, in denen er die Erlernung der alten Sprachen durch Beseitigung aller mittelalterlichen Pedanterie zu erleichtern suchte, sind zu erwähnen: "Nouvelle méthode pour apprendre la langue grecque" (1655); "Nouvelle méthode pour apprendre la langue latine" (1656); "Le jardin des racines grecques" (1657) und die sogen. Grammatik von Port-Royal: "Grammaire générale et raisonnée" (1660).

Lancelot vom See, einer der Helden von König Artus' Tafelrunde (s. Artus), Ritter der Königin Ginevra, der Gemahlin des Artus. Er ist der Held eines in mehreren Sprachen erhaltenen Gedichts, dessen Schicksale jedoch in den verschiedenen Bearbeitungen abweichend erzählt werden. Die Sage entstand in Nordfrankreich, wo sie unter andern auch Chrétien de Troyes behandelte; dort heißt L. le chevalier de la charrette ("Ritter vom Karren"). Eine Auflösung in Prosa, der Roman "L. du Lac" (Par. 1494, 3 Bde.; zuletzt 1553), wurde seiner Zeit viel gelesen. Französischen Originalen nachgebildet sind auch das Werk des Ulrich von Zatzikhofen (s. d.) und ein mittelniederländischer Roman von L. (hrsg. von Jonckbloet, Haag 1846-50, 2 Bde.).

Lancerote, kanar. Insel, s. Lanzarote.

Lanceur (franz., spr. langssör), jemand, der etwas in Gang oder an den Mann zu bringen weiß.

Lanciano (spr. lantschāno), Kreishauptstadt in der ital. Provinz Chieti, auf drei Hügeln angesichts des Adriatischen Meers gelegen, hat eine schöne Kathedrale (auf der über die Feltrinoschlucht führenden Brücke aus der Zeit Diokletians), eine Kirche, Santa Maria Maggiore, mit alter Fassade von 1227 (an Stelle eines Apollotempels) und (1881) 8234 Einw., welche Wein-, Seiden- und Ölkultur etc. betreiben. L. ist Sitz eines Erzbischofs, Unterpräfekten, Zivil- und Korrektionstribunals und hat ein Seminar, ein Gymnasium und eine technische Schule. Es ist das antike Anxanum der Frentaner in Samnium.

Lancieren (franz., spr. langss-), schleudern, werfen, in Gang bringen; bei der Parforcejagd (s. d.) einem Wild mit dem Hund (Lancierhund) so lange auf der Fährte folgen, bis man es aufsprengt. Im Kriegswesen bezeichnet L. das Ausstoßen des Fischtorpedos aus dem Lancierrohr.

Lanciers (franz., spr. langssjeh, Lantzierer, Lanzenreiter, Speerreiter), die mit Lanzen bewaffneten Kavalleristen. Nach dem Ende des Ritterwesens blieb die Lanze noch eine Zeitlang vornehmste Reiterwaffe, insbesondere bei den Spaniern. Die Lanzenreiter der Deutschen, Franzosen, Spanier und Italiener glichen in ihrer Ausrüstung ursprünglich den Rittern; sie rückten bald gliederweise, bald in geschlossenen Massen zum Angriff vor. In der Folge wurden sie in Kürisser (s. Kürassiere) u. Lantzierer getrennt. Die zu Fuß mit der lanzenähnlichen Pike Kämpfenden hießen Pikeniere. Einer leichtern, mit Speeren bewaffneten Reiterei bedienten sich zuerst die Spanier. Diese trug bloß einen Panzer, einen türkischen Säbel und am Sattel einen Streitkolben. Ihr Schild war ganz rund, mit großem eisernen Stachel auf der erhabenen Mitte. Die heutigen L. in fremden Heeren sind dasselbe wie die deutschen Ulanen (s. d.). - Mit L. wird auch eine dem Kontertanz nachgebildete Quadrille bezeichnet, die man auch Quadrille à la cour genannt hat.

Lancierte Stoffe, s. Gewebe, S. 282.

Lancret (spr. langkrā), Nicolas, franz. Maler, geb. 22. Jan. 1690 zu Paris, lernte zuerst bei Dulin, darauf bei Cl. Gillot und bildete sich dann nach Watteau. Er wurde 1719 Mitglied der Pariser Akademie und 1735 Rat und starb 14. Sept. 1743 in Paris. Er hat eine Menge Bilder gemalt: galante Festlichkeiten, Bälle, Jahrmärkte, Dorfhochzeiten, welche sich eng an die Manier Watteaus anschließen und auch dieselben, meist dem Theater entlehnten, arkadischen Schäferfiguren vorführen. Sie sind wohl sorgfältiger, aber weniger geistreich und lebendig durchgeführt. Auch besaß L. kein so feines Naturgefühl. Seine Landschaften sind konventionell und von einer unwahren blaugrünen Stimmung. Sein Gesamtton ist kälter und kreidiger als der Watteaus. Das Louvre besitzt von ihm vier Gemälde, die Jahreszeiten darstellend, die Turteltauben und das Vogelnest. 26 seiner Gemälde befinden sich in den königlichen Schlössern zu Berlin und Potsdam. Nach seinen Werken ist viel gestochen worden. Vgl. Ballot de Sovot, Éloge de L. (1743; neue Ausg., Par. 1874).

Lancut, Stadt in Galizien, am San und an der Krakau-Lemberger Eisenbahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein Schloß mit schönen Gartenanlagen, Gemälde- und Naturaliensammlungen, ein Jesuitendomizil, eine Zucker-, eine Likör- und eine Lederfabrik und (1880) 3483 Einw.

Land heißt derjenige Teil der Erdrinde, welcher sich über das Niveau des Meers erhebt. Infolge der ungleichmäßigen Erkaltung der Erdrinde haben sich nämlich weite Strecken derselben erhoben, während andre entsprechend gesunken und von dem den Erdball umgebenden Wasser bedeckt sind. Die größte Masse von L. ist auf dem nordöstlichen Teil der Erdoberfläche zusammengedrängt, und so spricht man von einer Landhalbkugel im Gegensatz zur Wasserhalbkugel. Ausgedehnte Landstrecken nennt man Festländer oder Kontinente und zerlegt sie in Erdteile. Innerhalb dieser unterscheidet man Küstenländer und Binnenländer, je nachdem sie vom Meer bespült werden oder nicht. Nach der vertikalen Gestaltung seiner Oberfläche bezeichnet man ein L. als Hochland oder Hochebene (Tafelland, Plateau) und Tiefland; den Übergang zwischen ihnen bilden vielfach die Stufenländer. Die Verbindung zwischen zwei Erdteilen oder Landesteilen stellt bisweilen eine Landenge her, die wiederum zwei Meere oder Meerbusen voneinander trennt. Schmale, langgestreckte Halbinseln nennt man Landzungen und vornehmlich flache Ausläufer des Festlandes ins Meer (Kaps) Landspitzen. Über