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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Landesältester; Landesämter; Landesaufnahme

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Landesältester - Landesaufnahme.

hat einen Flächenraum von 9321 qkm (169,2 QM.). Es bildet eine fast gleichmäßig erhöhte, 50-100 m ü. M. erhabene, aus Sand und zu schwarzbraunem Sandstein verhärtetem Sand bestehende Fläche, welche zum größten Teil von Sümpfen, dürren Heiden und Kiefernwäldern bedeckt, und in welcher auf weite Strecken keine Ortschaft zu finden ist. Die bedeutendsten Flüsse sind: der schiffbare Adour mit den Nebenflüssen Gabas, Leuy, Midouze u. a., dann die Leyre. Die kleinern Flüsse münden alle in Strandlagunen, welche vielfach der ständigen Verbindung mit dem Meer entbehren und als landeinwärts gedrängte ehemalige Meeresbuchten anzusehen sind. Und zwar sind es die die ganze Küste begleitenden und bis 89 m Höhe erreichenden Dünen, welche, nach Verwüstung der ehemals vorhandenen Wälder vegetationslos, vor dem Wind landeinwärts wandernd die Gewässer zurückdrängten und etwa noch vorhandenes fruchtbares Land, Wälder und Ortschaften verschütteten. Der von den Wellen angespülte Sand wird bei Ebbe trocken und dann vom Wind landeinwärts getragen. Den energischen Bemühungen Brémontiers seit 1787 gelang es, durch Anpflanzungen, namentlich der Seestrandskiefer (Pinus pinaster), aber auch Eichen, die Dünen zu befestigen, und jetzt ist die ganze Dünenkette mit ausgedehnten Wäldern bedeckt, welche zugleich durch ihr Harz und Holz beträchtlichen Ertrag geben. Das Hinterland ist durch Abzugsgräben entwässert, und da somit die stagnierenden Wasser beschränkt sind, ist auch das Klima besser geworden. Bereits ist es an einzelnen Punkten möglich gewesen, Ackerbau an Stelle der Forstkultur treten zu lassen, namentlich Weinbau entwickelt sich rasch. Doch wird das mit Gestrüppe, Heidesträuchern u. dgl. bewachsene Land vorzugsweise als Weideland für Schafe, wohl auch Pferde verwendet. Die Chalosse (s. d.), der Landstrich südlich vom Adour, hat bessern Boden. Die Einwohner des Departements, 1886: 302,266, sind gascognischer Abkunft, gutmütig und wenig gebildet. Von Wuchs klein und schwächlich, sind sie gleichwohl den größten Beschwerden gewachsen. Ihre Herden hütend und sich dabei in dem sumpfigen Boden hoher Stelzen bedienend, leben sie im Sommer fast immer außerhalb ihrer dürftigen Wohnungen. Die Jagd auf Hasen etc., dann auf Wasservögel ist in den L. lohnend, auch die Fischerei an der Küste ergiebig. Zu erwähnen ist ferner die Schweinezucht, welche die berühmten Bayonner Schinken liefert. Außer den tierischen Produkten sind als Haupterzeugnisse Wein, Mais, Roggen, Weizen, Holz, Kork, Harz und Harzprodukte zu nennen. Die Produkte des Mineralreichs sind unbedeutend; einige warme Quellen, zu Dax, Pouillon etc., sind hervorzuheben. Die Industrie ist, abgesehen von etwas Eisen- und Glasindustrie, ohne Belang, nicht unbedeutend aber der Handel, besonders Transithandel nach Spanien. Trotz seiner 120 km Küstenentwickelung besitzt das Departement keinen Seehafen. Die Eisenbahn von Bordeaux nach Bayonne und einige Zweigbahnen durchschneiden das Departement. Dasselbe zerfällt in drei Arrondissements: Dax, Mont de Marsan und St.-Sever; Hauptstadt ist Mont de Marsan. S. Karte "Frankreich". Vgl. Dorgan, Histoire politique, religieuse et littéraire des L. (Auch 1846); Jacquot und Raulin, Statistique géologique et agronomique du département des L. (Mont de Marsan 1874); Chambrelent, Les L. de Gascogne, leur assainissement, leur mise en culture, etc. (Par. 1887).

Landesältester, in der sächsischen und preußischen Oberlausitz ständischer Beamter, welcher an der Spitze der Kommunalstände steht, und dem die Leitung aller ständischen Geschäfte, namentlich der Vorsitz auf Kommunallandtagen, die Verwaltung des Kommunulvermögens und der amtliche Verkehr mit der Staatsregierung, obliegt. Der Landesälteste wird von den Ständen gewählt und von der Regierung bestätigt; er muß in der Provinz mit einem Rittergut angesessen sein. In Preußen führen diesen Titel auch Mitglieder der Kreistage, welche von der Landschaft mit der Abschätzung der Güter in Bezug auf deren Beleihung mit Pfandbriefen beauftragt sind.

Landesämter, in Preußen s. v. w. Erblandeshofämter, s. Erbämter.

Landesaufnahme (Landeskartierung, Mappierung), die Arbeiten zur Herstellung einer Landeskarte des Staatsgebiets, welche nicht nur intensivere Kenntnis von der Erdfläche des Staats gewährt, sondern auch für die Staatsverwaltung, Feststellung und Sicherung des Grundbesitzes, Landwirtschaft und Steuerwesen als Dokument mit amtlicher Beweiskraft benutzt werden und namentlich auch militärischen Zwecken dienen kann. Feldmesserisch hergestellte Karten, aus welchen unter Verzicht auf ein übersichtliches Porträt der Landesoberfläche mit ihren charakteristischen landschaftlichen Merkmalen alles, was sie bis ins Detail geben, geometrisch abmeßbar, berechenbar, mit absoluter Richtigkeit aufgezeichnet ist (Vermessungskarten), existieren bisher zusammenhängend nur für England; in den andern Staaten hat man, namentlich auch im militärischen Interesse, topographische Karten vorgezogen, welche den Schauplatz genau, aber auch charakteristisch in seiner Physiognomie widerspiegeln. Auch in Preußen entschied sich 1862 eine Kommission für eine vom Generalstab zu bearbeitende topographische Karte (Generalstabskarte), welche sich innerhalb der Verjüngung von 1:20,000 bis 1:30,000 zu halten, bei charakteristischer Wiedergabe des Terrains nach seiner Gruppenverteilung von genau abmeßbarer Projektion jedes Einzelgegenstandes zu abstrahieren und namentlich auf leicht lesbare Wiedergabe des Bodenreliefs Wert zu legen habe (vgl. Morozowicz, Die königlich preußische L., Berl. 1879). - Bei Ausführung der L. wird das Land durch trigonometrische Netzlegung (s. Triangulation) in Dreiecke oder Polygone geteilt, deren Eckpunkte, die Maschenpunkte des Netzes, als trigonometrische Netzpunkte (Normalpunkte) in Bezug auf ihre geographische Lage (Position) nach Länge und Breite sowie nach ihrer absoluten Höhe über Normalnull (vgl. Nivellieren) durch Nivellements festgestellt und im Lande durch Stein- und Holzpyramidensignale bezeichnet sind (in Preußen 10 pro Quadratmeile). Das trigonometrische Netz beruht in erster Linie auf der Messung einer oder mehrerer Basen (vgl. Triangulation). In Deutschland sind seit Anfang dieses Jahrhunderts bis jetzt 16 Basen gemessen. Nach erfolgter Wahl der Bildfläche und der Kartenprojektion (vgl. Landkarten, Projektion) erfolgt nun mittels der topographischen Aufnahme die Übertragung des Landesbildes unmittelbar auf das Papier. Die L. des preußischen Generalstabs in 1:25,000 ist eine sogen. Gradabteilungskarte, d. h. das Land ist in Gradabteilungen, Flächenräume von je 1° Länge und 1° der Breite, diese wieder in 60 Blätter von je 10 Längenminuten und 6 Breitenminuten eingeteilt. Die wahren Längen der Grad-, bez. Minutenbogen sind nach Maßgabe der Besselschen Berechnungen über Gestalt und Größe der Erde (vgl. Gradmessungen, S. 595) genau geometrisch auf den Zeichen-^[folgende Seite]