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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lasch - Lasinsky.

und nach Europa zurückgeschickt, wo er sich in Frankfurt a. M. niederließ. Seine Bemühungen, die Monarchen des Aachener Kongresses zu einer Erleichterung des Loses Napoleons zu bewegen, blieben erfolglos. Nach dessen Tod veröffentlichte er das bekannte "Mémorial de Ste-Hélène" (Par. 1821-23, 8 Bde.; neue Ausg. 1844, 9 Bde.; deutsch, Stuttg. 1822-26, 9 Bde.), wozu O'Mearas "Napoléon in exile" die Fortsetzung bildet. Vgl. Grille und Musset-Pathay, La suite au Mémorial, etc. (Par. 1824, 2 Bde.). Eine Gegenschrift des von L. hart angegriffenen Kommandanten von St. Helena, Hudson Lowe, veranlaßte L., nach London zu reisen, um von demselben persönliche Genugthuung zu forden ^[richtig: fordern]; doch bewirkte dieser sofort L.' Ausweisung. Nach der Julirevolution trat L. als Abgeordneter für St.-Denis in die Kammer, wo er seinen Sitz auf der äußersten Linken nahm. Er starb 15. Mai 1842 in Passy.

2) Emmanuel Pons Dieudonné, Baron, dann Graf de, Sohn des vorigen, geb. 8. Juni 1800 zu Vieux-Châtel bei Brest, diente auf St. Helena dem Kaiser Napoleon I. als Sekretär. Als konstitutionell Gesinnter nahm er an der Julirevolution lebhaften Anteil und trat dann als Abgeordneter des Departements Finistère in die Kammer, wo er sich der neuen Dynastie ergeben zeigte. 1837 erhielt er eine Sendung an die Republik Haïti und begleitete 1840 den Prinzen von Joinville zur Abholung der Überreste des Kaisers nach St. Helena, worauf er das "Journal écrit à bord de la frégate 'la Belle Poule'" (Par. 1841) herausgab. Von Napoleon III. am 31. Dez. 1852 zum Senator ernannt, starb er 8. Juli 1854 in Passy.

Lasch, s. Lâche.

Lasch, Karl, Maler, geb. 1. Juli 1822 zu Leipzig, begann seine künstlerischen Studien auf der Akademie in Dresden, war später Schüler von Ed. Bendemann und ging 1844 nach München, wo er unter dem Einfluß Schnorrs und Kaulbachs mehrere geschichtliche Bilder, wie Enzio im Gefängnis, Eberhard der Rauschebart (Kensington-Museum zu London), Sängerkrieg auf der Wartburg, malte. Nach einer Reise durch Italien ging er 1847 nach Moskau, um eine Anzahl von Aufträgen im Porträtfach auszuführen. 1857 ging er nach Paris, wo er zwei Jahre blieb. Hier malte er unter anderm: Tannhäuser und Venus, Tintoretto und seine Tochter und studierte eifrig in den Galerien die Werke alter und neuer Meister. Nachdem er wieder ein Jahr in Moskau zugebracht, siedelte er 1860 nach Düsseldorf über, wo er seitdem eine erfolgreiche Thätigkeit entfaltet. Sein erstes dort vollendetes Bild war Eginhard und Emma, worauf er sich der Genremalerei zuwandte, welcher seine besten Schöpfungen angehören. Die hervorragendsten sind: Kinderlust (1862, Dresdener Galerie); bei der jungen Witwe (gestochen von Vogel); Heimkehr von der Kirchweih; der Dorfarzt in Verlegenheit; hinter der Mühle; schwäbisches Hochzeitsmahl; des alten Schullehrers Geburtstag (1866, Nationalgalerie in Berlin); die Verhaftung (1872); verwaist (1874); singende Mädchen am Waldessaum (1875) u. a. L. ist Mitglied der Akademien von Dresden, St. Petersburg und Wien und erhielt 1869 vom König von Preußen den Professortitel. Er zeichnet sich durch gediegene Charakterisierung und Zeichnung und ein wirkungsvolles Kolorit aus. Auch als Bildnismaler leistet L. Vortreffliches.

Laschene, s. Lisene.

Lasciate ogni speranza, voi ch'entrate (ital., "Laßt jede Hoffnung [schwinden], ihr, die ihr eintretet"), in Dantes "Göttlicher Komödie" ("Hölle", 3, 9) die Inschrift über dem Eingang zur Hölle.

Lascīv (lat.), unzüchtig, wollüstig, schlüpfrig; Lascivität, Unzüchtigkeit etc.

Lascy, s. Lacy.

Lasen, Volksstamm, s. Lasistan.

Laserpitium, s. Silphium.

Lashétschnikow, Iwan Iwanowitsch, russ. Belletrist, geb. 14. Sept. (a. St.) 1794 zu Kolomna, trat nach guter häuslicher Erziehung in den Staatsdienst und bekleidete bis 1862, in welchem Jahr er seinen Abschied nahm und sich nach Moskau zurückzog, verschiedene Posten im Ministerium der Volksaufklärung und des Innern. Er starb 26. Juni (a. St.) 1869 in Moskau. L. gilt für den Begründer des historischen Romans in Rußland. Seine großen Werke dieser Art, der in den Zeiten Peters d. Gr. spielende Roman "Poslédnij Nowík" ("Die Eroberung Livlands", 1842; deutsch, Dessau 1852), ferner die Romane: "Ledjanoí Dom" ("Das Eishaus", 1835; deutsch, Leipz. 1838), aus den Zeiten der Kaiserin Anna, und "Bassurmán" ("Der Fremde", 1838), im 16. Jahrh. spielend, sowie einige andre erwarben ihm großen Ruhm und erfreuen sich noch jetzt in Rußland verdienten Beifalls, obgleich ihre romantische Färbung ihren Kunstwert beeinträchtigt. L. hat auch ein paar kleinere Erzählungen, einen Band Gedichte und einige Dramen: "Oprítschnik" und "Máteri-ssopérnitzy" ("Die streitenden Mütter"), verfaßt. Seine gesammelten Schriften erschienen in 8 Bänden (Petersb. 1858). Vgl. "Jubiläumsfeier von I. I. L." (russisch, Moskau 1869).

Lasieren, einen Gegenstand mit einem durchsichtigen farbigen Überzug versehen, um ihm Glanz und Frische zu erteilen; in der Malerei das Verfahren, die pastosen Lokalfarben der Untermalung mittels durchsichtiger Lagen in ihrer Wirkung zu mildern und mit dem Gesamtton des Gemäldes in Einklang zu bringen. Auf der geschickten Anwendung des Lasierens beruht zum Teil das Geheimnis des Rembrandtschen Kolorits. Vgl. Saftfarben.

Lasinĭo, Carlo, Graf, ital. Zeichner und Kupferstecher, geb. 1757 zu Treviso, war Konservator der Kunstschätze in Pisa und machte sich durch die Erhaltung und Nachbildung von Kunstwerken älterer Zeit bekannt. Er starb 1839 in Pisa. Seine Hauptwerke sind: 40 Blätter Zieraten nach alten Fresken und Ölgemälden in Florenz (Flor. 1789), die Wandgemälde des Campo Santo in Pisa (das. 1810, 40 Blätter) und die von seinem Sohn und Schüler Giovanni Paolo (1796-1855) gezeichneten berühmten Fresken des 14. und 15. Jahrh. (2. Ausg., das. 1841, 32 Blätter). Sein Sohn zeichnete und stach ebenfalls die Fresken des Campo Santo von Pisa (1832, 44 Blätter) und stach die Tafeln zu Rosselinis "Ägyptischen und nubischen Altertümern".

Lasinsky, Johann Adolf, Maler, geb. 16. Okt. 1808 zu Simmern, bezog 1827 die Akademie in Düsseldorf, wo er zu den ersten gehörte, die mit Lessing und J. W. ^[Johann Wilhelm] Schirmer die Landschaftsmalerei selbständig pflegten. Er siedelte 1837 nach Koblenz, später nach Köln über, malte dort das Panorama der Stadt und kehrte 1850 nach Düsseldorf zurück, wo er 6. Sept. 1871 starb. Lasinskys Gemälde erinnern an die ersten romantischen Landschaften Lessings. Eine poetische Auffassung verleiht ihnen fesselnden Reiz, doch leiden sie mitunter an unerfreulicher Härte. Hervorzuheben sind: Schloß Elz an der Mosel (1831), Oberstein an der Nahe (1834 und 1836), Wachtturm im Winter bei Mondschein (1835) u. Wasserfall bei Pyrmont (1835),