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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lauenburg

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Lauenburg - Lauenburg.

den König Waldemar II. von Dänemark, wurde aber nach der Schlacht bei Bornhöved 1227 wieder dem Herzog Albrecht I. ausgeliefert. Bei der Teilung unter Albrechts I. Söhnen (1260) erhielt der ältere, Johann I., L. nebst Niedersachsen und stiftete die Linie Sachsen-L. Das Recht der Kur, anfangs von den Herzögen von Sachsen-L. und Sachsen-Wittenberg ausgeübt, wurde 1356 vom Kaiser Karl IV. ausschließlich der jüngern Linie zugesprochen; doch traten jene auch später noch öfters mit ihren Ansprüchen auf, nannten sich Kurfürst und Reichsmarschall und führten die Kurschwerter im Wappen. Braunschweig und Sachsen-L. schlossen den Erbvergleich von 1369, welchem zufolge das Herzogtum L. beim Erlöschen des lauenburgischen Stammes an die Herzöge von Braunschweig und Lüneburg fallen sollte. Magnus I. (1507-43) führte die Reformation ein und bestimmte trotz jenes Erbvergleichs, daß im Fall des Aussterbens seines Hauses die Herzöge von Sachsen-Wittenberg und, wo diese fehlten, die Herzöge der Albertinischen Linie in L. folgen sollten, und Kaiser Maximilian I. bestätigte diesen Vergleich. Franz II. erließ 1588 die "einige Union der Ritter- und Landschaft", aus welcher die spätere Landesverfassung und eine Kirchenordnung hervorgegangen sind. Als mit Julius Franz 29. Sept. 1689 das askanische Haus in Sachsen-L. erlosch, traten acht Prätendenten auf. Der Kurfürst Johann Georg III. von Sachsen, gestützt auf die 1671 mit dem Herzog Julius Franz geschlossene Erbverbrüderung, noch mehr aber auf eine Exspektanzverschreibung Maximilians I. von 1507, nahm die Huldigung der Behörden entgegen. Aber der Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, Kreisoberster des niedersächsischen Kreises, ließ Ratzeburg durch seine Truppen besetzen. Auch die Ernestinisch-sächsische Linie, Anhalt, Holstein, Schweden, Mecklenburg und Brandenburg erhoben Ansprüche. Dänemark wollte von dem Streit Vorteil ziehen; ein dänisches Heer rückte 1683 in L. ein und bombardierte Ratzeburg, konnte aber die Festung nicht einnehmen. Kursachsens Ansprüche wurden von Braunschweig für 1 Mill. Thlr. abgekauft und 1702 Georg Wilhelm von Ritter- und Landschaft als Herr von L. anerkannt. Doch erst 1728 erfolgte die kaiserliche Belehnung. 1803 kam L. zugleich mit Hannover unter französische Herrschaft und wurde 1810 dem Departement der Elbmündung zugeteilt. Zwar fiel es 1813 wieder an Hannover zurück; doch laut Patents vom 16. Juli 1816 wurde es mit Ausschluß des Landes Hadeln am Ausfluß der Elbe, des schmalen Landstrichs am linken Ufer der Elbe und des Amtes Neuhaus, die bei Hannover blieben, an Preußen und von diesem wieder im Austausch für das als Äquivalent für das abgetretene Norwegen in dessen Besitz befindliche Schwedisch-Pommern an Dänemark abgetreten. Zugleich erhielt es eine eigne Verwaltung; an der Spitze derselben standen ein Gouverneur und ein Landdrost, die wieder der schleswig-holstein-lauenburgischen Kanzlei untergeordnet waren. Beim Ausbruch des Kriegs 1848 gegen Dänemark erhielt L. auf seinen Wunsch eine hannöversche Besatzung, und ein Kommissar des Deutschen Bundes setzte eine Administrationskommission ein. Diese verwaltete das Land, bis es 1851 von den Österreichern besetzt und dann an Dänemark ausgeliefert wurde. Die liberale Verfassung von 1849 wurde aufgehoben und das Herzogtum 1853 dem dänischen Gesamtstaat einverleibt, in dessen Reichstag es nach der Verfassung vom 2. Okt. 1855 zwei Abgeordnete, einen vom König ernannten und einen von den Ständen erwählten, sandte, während L. mit Holstein gemeinschaftlich einen besondern Minister erhielt. Die Beschwerden der lauenburgischen Stände im Oktober 1857 bei dem Deutschen Bund bezüglich der Domänen des Landes hatten das königliche Patent vom 6. Nov. 1858 zur Folge, durch welches für Holstein und L. das Gesamtstaatsgesetz aufgehoben wurde. Ein königliches Dekret vom 30. März 1863 verfügte die Vereinigung Lauenburgs mit Holstein, ohne jedoch ihre Tributpflichtigkeit gegen Dänemark aufzuheben. Nach dem deutsch-dänischen Krieg 1864 ward L. im Frieden zu Wien (30. Okt.) nebst Schleswig und Holstein an Österreich und Preußen abgetreten. Durch die Konvention von Gastein vom 14. Aug. 1865 kam L. in den alleinigen Besitz Preußens. Österreich erhielt eine Geldentschädigung von 2½ Mill. dänischen oder 1,875,000 Vereinsthalern. König Wilhelm I. nahm L. durch Patent vom 13. Sept. 1865 in Besitz und ließ sich 26. Sept. in Ratzeburg huldigen. Vorläufig wurde L. nur in Personalunion mit Preußen vereinigt und der preußische Ministerpräsident, Graf Bismarck, zum Minister für das Herzogtum ernannt. Als gesondertes Land trat L. 1866 in den Norddeutschen Bund, 1870 ins Deutsche Reich ein. Nachdem im Februar 1876 die Landesvertretung von L. ein Gesetz behufs der Einverleibung des Herzogtums in Preußen angenommen hatte, das auch der preußische Landtag genehmigte, ward L. mit Preußen vereinigt und bildet seit 1. Juli 1876 einen landrätlichen Kreis der Provinz Schleswig-Holstein, in welchem die Kreisvertretung der bisherigen Ritter- und Landschaft erhalten bleibt. Das Staatsvermögen ist an Preußen übergegangen, das durch Vertrag vom 15. März ausgeschiedene Domanialvermögen verbleibt dem Kreise. Vgl. Kobbe, Geschichte und Landesbeschreibung des Herzogtums L. (Altona 1836, 3 Bde.); Duve, Mitteilungen zur Kunde der Staatsgeschichte Lauenburgs (Ratzeb. 1852 u. 1857); Masch, Geschichte des Bistums Ratzeburg (Lüb. 1835); Manecke, Topographisch-historische Beschreibung der Städte, Ämter etc. des Herzogtums L. (Mölln 1884); "Archiv des Vereins für die Geschichte des Herzogtums L." (Ratzeb. 1884 ff.).

Lauenburg, 1) Stadt in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Herzogtum L., am Einfluß der Delvenau (Steckenitzkanal) in die Elbe, über welche eine Dampffähre führt, und an der Eisenbahn Büchen-Lüneburg der Preußischen Staatsbahn, 20 m ü. M., hat ein Amtsgericht, ein Hauptsteueramt, ein Realprogymnasium (Albinusschule), ein Hospital, Fabriken für Zündhölzer, Zigarren, Tabak, Essig, Seife, Ziegel- und Kalkbrennerei, eine Dampfsägemühle, Braunkohlengrube, Schiffbau, Schiffahrt und (1885) 4748 fast nur luther. Einwohner. Das alte Schloß, nach dem das Herzogtum L. benannt wurde, ward von Herzog Bernhard von Sachsen 1182 aus den Trümmern der Artlenburg erbaut. - 2) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Köslin, an der Leba und der Linie Stargard i. P.-Danzig der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Progymnasium, ein Amtsgericht, ein Johanniterkrankenhaus, Fabriken für Kohlenpräparate, Holzessig und landwirtschaftliche Maschinen, Wollspinnerei, Bierbrauerei, Spiritusraffinerie, Ziegelbrennerei, Holz- und Viehhandel und (1885) 7214 meist evang. Einwohner. L. kam 1322 an den Deutschen Ritterorden, von dem es 1341 Stadtrechte erhielt, fiel 1454 an Polen, später an Pommern und 1637 nach dem Aussterben der pommerschen Herzöge als erledigtes Lehen an Polen zurück, von dem es 1657 an Brandenburg abgetreten ward.