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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Läutwerke, elektrische

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Läutwerke, elektrische.

Hebels überträgt sich durch den an seinem andern Ende b befestigten Zugdraht Z auf den Hammer; dieser hebt sich, solange ein Nagel r den Hebelarm c nach oben drückt, und fällt nieder, sobald c von r abschnappt. Zur Signalbildung werden entweder einzelne Schläge oder sogen. Pulse, d. h. bestimmte Gruppen von Schlägen, benutzt, wobei die einzelnen Schläge je nach der Anzahl der Glocken oder nach der Konstruktion des Schlagwerks einfache, doppelte oder dreifache sein können; darüber hinaus geht man im Interesse der Einfachheit nicht. Für Doppelschläger sind in der Regel zwei Hämmer, zwei Zugdrähte und zwei Schlaghebel vorhanden, für Dreischläger je drei dieser Teile. Die Schlagwerke sind entweder in kleine Buden oder auch in eiserne Säulen oder cylindrische Blechgehäuse eingeschlossen. Fig. 2 zeigt das Spindelläutwerk von Siemens u. Halske. Die Glocke G überdeckt das Dach B des cylindrischen Kastens A, welcher das Triebwerk enthält; in dem hohlen Fuße S bewegt sich das Laufgewicht. Der Hammer ist versteckt angebracht; er schlägt durch zwei erkerartige Ansätze EE des Daches auf die Innenseite der Glocke. Auf dem über die Glocke hinausragenden Ende des Daches B ist ein hohler Ständer N festgeschraubt, welcher die Isolatoren JJ u. die Einführungsröhre ii trägt; letztere dient zur Einführung der Leitungsdrähte LL in das Innere der Säule.

Als Elektrizitätsquellen zum Auslösen der Signalwerke dienen galvanische Batterien, häufiger magnetelektrische Induktoren. Unter der Einwirkung des Stroms zieht ein in die Leitung eingeschalteter Elektromagnet des Signalwerks seinen Anker an und läßt dadurch einen Auslösehebel frei, welcher das Triebwerk für gewöhnlich sperrt; letzteres führt nun in der beschriebenen Weise eine Anzahl Schläge gegen die Glocke aus und hemmt dann durch Wiedereinlösung des Sperrhebels selbstthätig seinen Gang, worauf das Läutwerk zu einer neuen Auslösung bereit ist.

In den elektrischen Läutwerken zu andern Zwecken ist dem elektrischen Strom meist unmittelbar die Aufgabe übertragen, den mit dem Anker eines Elektromagnets verbundenen Klöppel an die Glocke zu führen, während eine Abreißfeder nach dem Aufhören der Stromwirkung das Zurückgehen des Ankers in die Ruhestellung herbeiführt. Jedem Stromschluß entspricht also in diesem Fall ein Schlag an die Glocke. Bei der elektrischen Klingel mit einfachem Schlag (Fig. 3) trägt der Anker A des Elektromagnets M den Klöppel K an einem federnden Fortsatz B; die den Anker tragende Feder f am andern Ende dient zugleich als Abreißfeder. Der Elektromagnet ist auf dem gußeisernen Winkelstück P befestigt und samt dem Anker mit einem Schutzkästchen überdeckt, durch dessen eine Seitenwand der Ankerfortsatz mit dem Hämmerchen herausragt; letzterm gegenüber steht die Glocke G auf dem gemeinsamen Grundbrett.

Bei dem Rasselwecker wird die Anziehung des Ankers gleichzeitig dazu benutzt, den Stromweg zum Elektromagnet zu unterbrechen, sobald der Klöppel einmal an die Glocke geschlagen hat, während das Abfallen des Ankers die leitende Verbindung zwischen der Batterie und dem Elektromagnet wiederherstellt und dadurch zu einem erneuten Anschlagen Anlaß gibt; dieses Spiel dauert so lange fort, wie der Batteriestrom die Leitung durchläuft, und

^[Abb.: Fig. 2. Spindelläutwerk von Siemens u. Halske. Fig. 3. Läutwerk mit einfachem Schlag. Fig. 4. Klingel für Fernsprechbetrieb.]