Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lawn Tennis; Lawrence

583

Lawn Tennis - Lawrence.

Lawn Tennis (engl., spr. lahn; v. franz. tenir, "halten"), ein aus England neuerdings bei uns eingeführtes Ballspiel, in welchem es darauf ankommt, den Ball solange wie möglich in Bewegung zu erhalten, ohne daß derselbe zur Erde fällt. Der Spielplatz (lawn) wird durch ein quer durch die Mitte gezogenes, niedriges Netz in zwei gleiche Hälften geteilt, wodurch die Spieler voneinander getrennt werden. Diese sind mit kleinen Schlagkeulen (rackets) bewaffnet. Dies Spiel war bei dem englischen Adel vom 16. Jahrh. an bis zur Regierung Karls II. sehr beliebt, kam später ganz in Vergessenheit und erst in den letzten Jahren wieder in Aufnahme. Vgl. v. Fichard, Handbuch des L.-Spiels (Baden-Baden 1886).

Lawrence (spr. lorrens), 1) Stadt im nordamerikan. Staat Massachusetts, an beiden Ufern des Merrimac, den seit 1845 ein 460 m langer Granitdamm aufstaut, so daß es möglich ist, die zahlreichen Baumwollfabriken, Papier- und Getreidemühlen mit Wasserkraft zu versehen. L. hat ein Zuchthaus, eine Schule für verwahrloste Kinder, eine öffentliche Bibliothek (Franklin library) und (1880) 39,151 Einw. - 2) Stadt im nordamerikan. Staat Kansas, am Fluß Kansas, mit (1880) 8510 Einw., ist Sitz der Staatsuniversität und einer der gewerbthätigsten Orte des Westens, mit Wagen- und Maschinen-, Möbel- und Ackerbaugerätfabriken, Eisengießerei, Wollmanufakturen etc. und sehr lebhaftem Verkehr. Der Ort wurde erst 1854 gegründet.

Lawrence (spr. lorrens), 1) Sir Thomas, engl. Maler, geb. 4. Mai 1769 zu Bristol, erhielt in Bath durch W. Hoare einige Anleitung und begann seine Laufbahn, indem er Kreideporträte zeichnete. 1785 gewann er einen Preis und machte darauf einige Versuche in der Historienmalerei. Seit 1787 Schüler der Akademie zu London, stellte er in demselben Jahr vier weibliche Porträte aus, welche seinen Ruf begründeten. 1788 konnte er bereits 6 und 1789: 13 Bildnisse, worunter das des Herzogs von York, ausstellen; 1790 folgten die der Königin, der Prinzessin Amélie und 11 andre Porträte. 1791 malte er außer 10 Bildnissen Homer, seine Gedichte vorlesend. 1792 wurde er nach Reynolds' Tod Hofmaler, 1794 Mitglied der Akademie. 1814 ging er nach Paris, und im folgenden Jahr schlug ihn der Prinz-Regent zum Ritter. 1818 porträtierte L. im Auftrag des letztern zu Aachen die Kongreßmitglieder und dann in Wien und Italien die regierenden Häupter und andre vornehme Personen. 1820 wurde er zum Präsidenten der Akademie gewählt. 1825 ging er nach Paris, um im Auftrag des Königs von England Karl X. und den Dauphin zu malen. Er starb, auf der Höhe seines Ruhms, 7. Jan. 1830 in London und wurde mit großen Feierlichkeiten in der Paulskirche beigesetzt. L. malte elegant, aber weichlich; seine Zeichnung hat etwas Schwächliches, sein Kolorit ist unwahr und seine Charakteristik oberflächlich; auch fehlt seinen Darstellungen die Mannigfaltigkeit. Seine wenigen Historienbilder sind unbedeutend. Gleichwohl war er der gefeiertste Modemaler seiner Zeit, welcher dem sentimentalen Geschmack der Londoner Gesellschaft entgegenkam. Trotz kolossaler Einnahmen brachte er es zu keinem großen Vermögen, da er ein leidenschaftlicher Sammler von Gemälden und Zeichnungen war. Seine schöne Gemäldesammlung kam in den Besitz der Nationalgalerie. Seine Werke sind oft gestochen worden. Vgl. Williams, Life and correspondence of Sir Th. L. (Lond. 1831).

2) William Beach, hervorragender amerikan. Rechtsgelehrter, geb. 23. Okt. 1800 zu New York, studierte 1818 in Paris, ließ sich 1823 als Advokat in seiner Heimat nieder, ging 1826 als Gesandtschaftssekretär nach London, besuchte 1828 abermals Paris, wo er Barbé-Marbois' "Histoire de la Louisiane" ins Englische übersetzte (Philad. 1830), und kehrte 1832 nach seiner Vaterstadt zurück. Hier hielt er am Columbia College mehrere Jahre über Nationalökonomie Vorträge (gedruckt 1834) und veröffentlichte verschiedene historische Abhandlungen. Später wandte er sich sozialen und internationalen Fragen zu, schrieb unter anderm: "Disabilities of American women married abroad" (1871), "Administration of equity jurisprudence" (Boston 1874) und besorgte neue Ausgaben von Wheatons berühmtem Werk "Elements of international law". Er starb 26. März 1881.

3) Sir Henry Montgomery, engl. General, geb. 28. Juni 1806 auf Ceylon von irischen Eltern, studierte auf dem Militärcollege zu Addiscombe in England, trat 1821 in die bengalische Artillerie, zeichnete sich 1843 im zweiten afghanischen Feldzug und in den Kämpfen gegen die Sikh aus und ward 1849 Chef der Verwaltungskommission für das Pandschab. 1852 politischer Agent für Radschputana, ward er bald darauf auch zum Obersten und Adjutanten der Königin ernannt, erhielt im März 1857 die Verwaltung von Audh und starb während seiner tapfern Verteidigung von Lakhnau an den Folgen einer Wunde 4. Juli 1857 als Brigadegeneral. Er schrieb: "Adventures of an officer in the service of Runjeet Singh". Vgl. Edwardes und Merivale, Life of Sir Henry L. (3. Aufl., Lond. 1873).

4) Lord John Laird Mair, brit. Staatsmann, Bruder des vorigen, geb. 4. März 1811 zu Richmond in Yorkshire, machte seine Studien in dem von der Ostindischen Kompanie zur Ausbildung ihrer Beamten gegründeten Kollegium Haileybury, trat 1829 in die Dienste der Kompanie, ward 1831 Assistent des Oberkommissars in Dehli und, nachdem er sich als Steuereinnehmer in mehreren Bezirken den Ruf eines ausgezeichneten Verwaltungsbeamten erworben, 1849 Mitglied der Regierungskommission für das Pandschab und bald darauf Oberkommissar daselbst, wo er in kurzer Zeit die Ordnung herstellte und eine völlig geregelte Verwaltung durchführte. Während des indischen Aufstandes von 1857 erhielt er durch seine Energie nicht nur das Pandschab in Ruhe, sondern konnte auch den größten Teil der Besatzungstruppen nebst Geld und Lebensmitteln nach Dehli entsenden und erwarb sich hierdurch um die Unterdrückung der Revolution die größten Verdienste. Die Königin erhob ihn hierfür 1858 zum Baronet, und bei der Reorganisation der ostindischen Regierung ward er zum Vizepräsidenten des indischen Rats ernannt. Am 1. Dez. 1863 folgte er Lord Elgin als Vizekönig von Ostindien, doch entsprach seine Verwaltung nicht den gehegten Erwartungen; namentlich seine Maßregeln bei der großen Hungersnot 1866 zeigten sich ungenügend. Er wurde daher 1868 abberufen und 27. März 1869 als Baron L. zum Peer ernannt. Er nahm demnächst an den Debatten des Oberhauses über die indischen Angelegenheiten lebhaften Anteil, bekämpfte namentlich die Politik Lord Beaconsfields gegenüber Afghanistan, die er in der Presse und im Parlament für ungerecht und unheilvoll erklärte, und stellte sich an die Spitze eines Komitees, das den Krieg gegen die Afghanen noch in elfter Stunde zu verhindern suchte. L. starb 27. Juni 1879 und wurde in der Westminsterabtei begraben. Die Peerswürde erbte sein Sohn John Hamilton, zweiter Lord L., geb. 1. Okt. 1846. Vgl. Smith,