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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lebú; Lebus; Lecanōra

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Lebu - Lecanora.

von zwei größern Gedichten: "Les veillées du Parnasse" und "La nature", einige Übersetzungen etc. enthalten. Seine "Œuvres choisies" erschienen Paris 1822-28, 2 Bde. - Sein Bruder Jean Etienne Ecouchard, genannt L. de Granville, geb. 1738, gest. 1765, hat sich als Kritiker bekannt gemacht.

3) Charles François, Herzog von Piacenza, franz. Staatsmann, geb. 19. März 1739 zu St.-Sauveur-Landelin bei Coutances, war Erzieher der Kinder des spätern Kanzlers Maupeou, der ihn zum Sekretär erhob, und in dessen Streit mit den Parlamenten er mehrere Flugschriften im Interesse des Hofs erscheinen ließ. Nach der Thronbesteigung Ludwigs XVI. fiel er deshalb mit dem Kanzler zugleich in Ungnade. Seine kurz vor dem Ausbruch der Revolution veröffentlichte Schrift "La voix du citoyen" erwarb ihm einen Sitz in der Nationalversammlung. Hier zeigte er sich gemäßigt und nahm gewöhnlich bei Finanz- und Verwaltungssachen das Wort, in denen er bedeutende Kenntnisse an den Tag legte. 1791 wurde er Präsident des Verwaltungsrats im Departement Seine-et-Oise. Die Ereignisse vom 10. Aug. 1792 brachten ihn jedoch in Haft, aus der ihn erst der Sturz der Schreckensherrschaft im Juli 1794 rettete. 1795 trat er in den Rat der Fünfhundert, dessen Präsident er 20. Febr. 1796 wurde. In dieser Stellung leistete er Bonaparte bei der Revolution vom 18. Brumaire große Dienste, und dieser wählte ihn dafür zum dritten Konsul. Als solcher erwarb er sich Verdienste um die Herstellung der Finanzen und errichtete den Rechnungshof. Bei Errichtung des Kaiserthrons wurde er zum Erzschatzmeister des Reichs, sodann zum Generalgouverneur von Ligurien, das er 1806 in französische Departements umgestalten mußte, und bald darauf zum Herzog von Piacenza ernannt. Nach der Abdankung Ludwig Bonapartes 1810 wurde er als Gouverneur nach Holland gesandt, wo er sich mit kluger Mäßigung benahm. Als ihn hier die Verbündeten Ende 1813 vertrieben, ging er nach Paris und unterzeichnete die Akte, wodurch die Bourbonen wieder auf den Thron gerufen wurden. Er erwies denselben als außerordentlicher Kommissar zu Caen große Dienste und erhielt hierfür 4. Juni 1814 die Pairswürde. Während der Hundert Tage nahm er vom Kaiser den Titel eines Großmeisters der Universität von Paris an und verlor infolgedessen bei der zweiten Restauration seine politische Stellung. Erst im März 1819 wurde er wieder in die Pairskammer aufgenommen und hielt sich in derselben zur konstitutionellen Partei. Er starb 16. Juni 1824 auf seinem Landgut St.-Mesme bei Dourdan. L. war Mitglied des Instituts. Er machte sich auch durch geschmackvolle Übersetzungen von Tassos "Befreitem Jerusalem", Homers "Iliade" und "Odyssee" bekannt. In Coutances ward ihm 1847 eine Statue errichtet. Seine "Mémoires" (Par. 1829) wurden von seinem Sohn Anne Charles L., Herzog von Piacenza, herausgegeben, der, geb. 1775, unter Napoleon I. Divisionsgeneral war und 1859 als Senator starb.

4) Pierre Antoine, franz. Dichter, geb. 29. Nov. 1785 zu Paris, erwarb sich vom Kaiser durch die "Ode à la grande armée" (1805) eine jährliche Pension von 1200 Frank und durch die "Ode sur la campagne de 1807" die Stelle eines Haupteinnehmers bei den indirekten Steuern. Die Restauration nahm ihm sein Amt, und infolge seines "Poëme lyrique sur la mort de Napoléon" verlor er auch seine Pension. Später bereiste er Italien und Griechenland. Das Gedicht "Voyage en Grèce" (1828) war eine Frucht jener Reise und bewirkte seine Aufnahme in die Akademie. Seine Tragödien: "Coriolan", "Ulysse", "Pallas, fils d'Évandre" (1822) und "Cid d'Andalousie" (1825) sind von mittelmäßigem Wert; "Marie Stuart" (1820), welche sich bis jetzt auf dem Repertoire erhalten hat, hält die Mitte zwischen Nachahmung und Übersetzung des Schillerschen Werkes. Nach der Julirevolution ward L. Direktor der königlichen Druckerei und 1839 Pair, trat aber nach der Februarrevolution von 1848 ins Privatleben zurück. Er wurde 1853 zum Senator, 1868 zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt und starb 27. Mai 1873 in Paris. Er hat seine Werke selbst gesammelt (2. Aufl. 1864, 4 Bde.).

5) Karl August, Schauspieler und Dramatiker, geb. 8. Okt. 1792 zu Halberstadt, war für den Kaufmannsstand bestimmt, folgte aber seiner Neigung für das Theater, debütierte 1809 zu Dessau und ward nach Engagements in Memel, Tilsit, Libau, Mitau, Würzburg (1812-15), Mainz und Düsseldorf 1817 für das in Hamburg zu errichtende Apollotheater gewonnen, von welchem er 1818 zum Stadttheater überging. Im Verein mit F. L. Schmidt führte er von 1827 bis 1837 die Direktion desselben und starb 25. Juli 1842 in Hamburg. L. gehörte zu den tüchtigsten Darstellern aus der alten klassischen Schule und leistete namentlich in fein-komischen Charakterrollen Ausgezeichnetes. Von seinen eignen Produktionen, von denen zugleich mit zahlreichen Übertragungen ausländischer Dramen 1816-39 verschiedene Sammlungen erschienen, gefielen am meisten "Nummer 777" und "Die Drillinge".

6) Theodor, Schauspieler und Theaterdirektor, geb. 14. Jan. 1828 zu Kornitten bei Königsberg, studierte in Berlin Medizin, ging aber bald zum Theater über, das er 1848 in Thorn zuerst betrat, und nahm dann Engagements an verschiedenen Bühnen Deutschlands. Seit 1865 führte er die Leitung des Rigaer Theaters, bis er 1868 die Direktion des Wallner-Theaters in Berlin übernahm, auf dem er fortan neben der bis dahin vorzugsweise gepflegten Posse auch das Lustspiel heimisch machte. L. ist ein vorzüglicher Charakterdarsteller, auch in klassischen Rollen.

7) Alfred, Pseudonym, s. Hennequin 2).

Lebú, Seestadt in der Provinz. Arauco des südamerikan. Staats Chile, bei der Mündung des gleichnamigen Flusses, der einen sichern Hafen bildet, 1862 angelegt, mit Fort, höherer Schule, Zollhaus und (1875) 5783 Einw.

Lebus, ehemals deutsches Bistum im obersächsischen Kreis, dessen Sprengel sich zu beiden Seiten der Oder innerhalb des heutigen Regierungsbezirks Frankfurt ausdehnte. Der Bischof besaß ein kleines Gebiet auf dem linken Oderufer. Gestiftet wurde das Bistum erst 1133 und stand unter dem Erzbischof von Magdeburg, später dem von Gnesen. Bischofsitz war zunächst Lebus, seit 1385 Fürstenwalde, das der Bischof 1354 erworben hatte. Nach dem Tode des Bischofs Johann VIII. (1555) übernahm der Markgraf Joachim Friedrich von Brandenburg das Bistum und zog es, als er 1598 Kurfürst von Brandenburg wurde, ein. Vgl. Wohlbrück, Geschichte des ehemaligen Bistums L. (Berl. 1829-32, 3 Tle.).

Lebus, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis L., an der Oder und der Linie Frankfurt-Küstrin der Preußischen Staatsbahn, hat eine Zuckerfabrik und (1885) 2698 meist evang. Einwohner. Amtssitz des Kreises L. ist Seelow.

Lecanōra Ach. (Schüsselflechte), Gattung der Krustenflechten, mit kastenförmigem, auf der Unterlage ausgebreitetem Thallus und schüsselförmigen, aufge-^[folgende Seite]