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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Leitomischl - Lekain.

Leitomischl, Stadt im östlichen Böhmen, an der Lautschna und der Lokalbahn Chotzen-L., Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein prächtiges Schloß mit Park, ein Piaristenkollegium mit schöner Kirche, ein Realobergymnasium, ein merkwürdiges Archiv, starke Leinen-, Jute- und Schafwollweberei, Fabrikation von Schuhwaren, Bierbrauerei, lebhafte Getreidemärkte und (1880) 5258 Einw. Der Ort wurde 1263 zur Stadt erhoben und war 1344-1474 Bischofsitz.

Leitrim (spr. lihtrim), die nordöstlichste Grafschaft der irischen Provinz Connaught, wird nördlich von der Donegalbai, westlich von Sligo, südlich von Roscommon und Longford, östlich von Cavan und Fermanagh begrenzt und umfaßt 1588 qkm (28,8 QM.) mit 1861: 104,744, 1881: 90,373 Einw., wovon 90 Proz. Katholiken sind. Der Lough Allen, 49 m ü. M., liegt in der Mitte der Grafschaft und trennt sie in zwei Hälften. Der Teil südöstlich vom See ist ziemlich eben und reich an kleinen Seen (über 50); die höchste Erhebung dieses Teils, der Slieve Anierin, hat 586 m Höhe. Die Nordwesthälfte des Landes ist ein wenig anziehendes Hügelland, dessen bedeutendste Höhe, der Truskmore, zu 645 m ansteigt. Der schiffbare Shannon entströmt dem Südende des Lough Allen und bildet die Südwestgrenze; die Seen Lough Melvin und Macnean liegen an der Nordostgrenze. Vom Areal kommen 21 Proz. auf Ackerland, 41 Proz. aus Weiden, 1 Proz. auf Wald und 6 Proz. auf Gewässer. Die Viehzucht, namentlich die Rinderzucht, ist nicht unbeträchtlich (Viehstand 1885: 86,648 Rinder, 10,236 Schafe, 23,817 Schweine). An Mineralien kommen Eisen, Kupfer, Blei und Steinkohlen vor; aber nur letztere werden ausgebeutet. Hauptort ist der Flecken Carrick on Shannon. Der Ort L., welcher der Grafschaft den Namen gegeben, ist ein altes, armes Dorf am Shannon, nördlich von Carrick, mit 174 Einwohnern.

Leitrolle, bei Transmissionen und Triebwerken eine Rolle, welche den Treibriemen oder eine Schnur derartig leitet, daß sie sich um andre Rollen oder Scheiben sicher herumlegen.

Leitstrahl, s. Radius.

Leitton, in der Musik ein zu einem andern hinleitender, denselben in der Erwartung anregender Ton, vorzugsweise der einen Halbton unter der Tonika gelegene (Subsemitonium modi, franz. Note sensible, engl. Leading note), z. B. h in C dur, fis in G dur etc. Der L. dieser Art ist immer die Terz der Oberdominante. Es gibt aber noch eine andre Art von L., die ebenso wichtig ist wie das Subsemitonium, nämlich der L. von oben, das Suprasemitonium. Jedes ♯ oder ♭, welches einen Ton des tonischen Dreiklangs selbst oder eines der Dominantakkorde erhöht, resp. erniedrigt, führt einen Ton ein, der als L. wirkt, d. h. einen Halbtonschritt nach oben (♯) oder nach unten (♭) erwarten läßt. So wirkt in C dur ein fis als L. zu g, ein b als L. zu a u. s. f. Das akustische Verhältnis des Leittons zum folgenden Ton ist stets 15:16 (16:15).

Leitungsdraht, der Draht, welcher bei elektrischen Einrichtungen den Strom vom Stromerzeuger zur Verwendungsstelle leitet.

Leitungsfähigkeit, elektrische, s. Ohmsches Gesetz.

Leitzellen, s. v. w. Holz- und Bastparenchym.

Leixner (L.-Grünberg), Otto von, Dichter und Schriftsteller, geb. 24. April 1847 zu Saar in Mähren, studierte in Graz und München Ästhetik und Litteraturgeschichte, war an letzterm Ort auch journalistisch thätig und hielt Vorlesungen über spanische Litteratur, ging 1874 nach Berlin, wo er eine Zeitlang Mitredakteur von Lindaus "Gegenwart" war, um dann ganz seinen litterarischen Arbeiten zu leben. Seit 1883 redigiert er daneben die Jankesche "Deutsche Roman-Zeitung". Er veröffentlichte: "Gedichte" (Graz 1868 und Leipz. 1877); das Festspiel "Deutschlands Auferstehen" (Münch. 1870); "Novellen" (Berl. 1878, 2. Aufl. 1887); einige kunstgeschichtliche Schriften, wie: "Die moderne Kunst und die Ausstellungen der Berliner Akademie 1877-78" (das. 1878-79, 2 Bde.), "Die bildenden Künste in ihrer geschichtlichen Entwickelung" (Stuttg. 1880), "Ästhetische Studien für die Frauenwelt" (4. Aufl., Leipz. 1888), "Illustrierte Litteraturgeschichte" (das. 1879-1882, 2 Bde.), "Illustrierte Geschichte der fremden Litteraturen" (das. 1880-82, 2 Bde.); das kulturgeschichtliche Werk "Unser Jahrhundert" (Stuttg. 1880-82, 2 Bde.); die Novellen "Die beiden Marien. Memento mori. Prinzessin Sonnenschein" (Berl. 1882); "Andachtsbuch eines Weltmannes" (das. 1884); "Randbemerkungen eines Einsiedlers" (das. 1885); "Das Apostelchen" (das. 1886); "Herbstfäden" (das. 1886); "Dämmerungen", Dichtung (Stuttg. 1886); "Deutsche Worte" (Berl. 1888) und eine Anzahl von Satiren u. a.

Lej., bei botan. Namen Abkürzung für Alexandre Louis Simon Lejeune (spr. loschöhn), geb. 23. Dez. 1779 zu Verviers, starb als Oberarzt 28. Dez. 1858 daselbst. Er schrieb: "Flore de Spaa" (1811-16, 3 Bde.); "Choix des plantes de Belgique" (1825-1830, 2 Bde.).

Lejean (spr. löschāng), Guillaume, franz. Reisender, geb. 1828 zu Plouégat-Guérand (Finistère), kam 1856 nach Paris, wo er sich ganz dem Studium der Geographie zuwandte, bereiste 1857 und 1858 im Auftrag der französischen Regierung die europäische Türkei und 1860-61 die Nilländer bis nach Kordofan und Gondokoro. Das Ergebnis ersterer Reise war die "Ethnographie der europäischen Türkei", die in französischer und deutscher Sprache als Ergänzungsheft zu "Petermanns Mitteilungen" (Nr. 4, Gotha 1861) erschien. 1862 zum französischen Konsul für Massaua und Abessinien ernannt, begleitete er den König Theodoros auf einem Feldzug gegen Godscham, fiel aber in Ungnade und wurde des Landes verwiesen. Man vergleiche hierüber seine Werke: "Théodore II, le nouvel empire d'Abyssinie et les intérêts français dans le Sud de la mer Rouge" (Par. 1865), "Voyage aux deux Nils, exécuté de 1860-64" (das. 1865-68) und "Voyage en Abyssinie" (das. 1873). Ende 1865 trat L. eine Reise durch Kleinasien, Mesopotamien, Persien und die Indusländer an, welche ihn bis Kaschmir führte; 1867-69 bereiste er aufs neue die europäische Türkei. Er starb in seiner Vaterstadt 1. Febr. 1871. Von einem geplanten großen Kartenwerk über die Balkanhalbinsel hat er nur 20 Blätter vollendet hinterlassen. Noch schrieb er: "Le Bretagne, son histoire et ses historiens" (Nantes 1850). Vgl. Cortambert, Guillaume L. et ses voyages (Par. 1872).

Lejeune-Dirichlet (spr. löschöhn-), s. Dirichlet.

Lek, einer der linken Hauptarme des untern Rheinlaufs in Holland, zweigt sich bei Wyk by Duurstede vom Rhein ab, trennt die Provinz Utrecht von Geldern, durchströmt dann einen Teil von Südholland, vereinigt sich bei Krimpen mit dem Noord und fließt nun unter dem Namen Neue Maas nach Rotterdam.

Lekain (spr. lökäng), Henri Louis, franz. Schauspieler, geb. 14. April 1728 zu Paris, gründete daselbst 1748 ein Privattheater und gelangte durch die Gönner-^[folgende Seite]