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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lenau - Lenepveu.

renka" herausgegeben, durch einfache Schönheit der Form und des Inhalts anmuten und zu den schönsten Perlen der polnischen Poesie gehören. Unter seinen größern Dichtungen sind die namhaftesten: "Die Begeisterung", "Kosciuszko", "Die heilige Sophia", "Das polnische Land in Bildern", "Die Raclawicer Schlacht", "Der Gladiator" etc. Neuerdings erschienen von ihm "Briefe über Mickiewicz" (Par. 1875) und das reizende Idyll "Jagoda mazowieckich lasów" (Warsch. 1880). Die Gattin des Dichters ist die Malerin Sophie Szymanowska.

Lenau, s. Niembsch von Strehlenau.

Lenbach, Franz, Maler, geb. 13. Dez. 1836 zu Schrobenhausen (Oberbayern), lernte anfangs das Maurerhandwerk, wandte sich dann auf Anregung des Tiermalers Hofner der Kunst zu und erhielt den ersten Unterricht hierin vom Professor Geyer in Augsburg; dann besuchte er kurze Zeit die Münchener Akademie, lernte hierauf bei Gräfle die Technik des Malens, verließ aber auch diesen schon nach zwei Jahren. Vom Jahr 1855 bis zum Herbst 1857 lebte L. wieder ganz ohne Verkehr mit Künstlern in Schrobenhausen und malte Porträte, Landschaften und Tiere. Im Herbst 1857 ward er von Piloty als Schüler aufgenommen und ging mit ihm nach Rom, wo er sich dem Studium der alten Meister widmete und unter anderm eine Ansicht des Forum Romanum malte, welche wegen energischer Auffassung und kräftiger Färbung großen Beifall fand. Nach seiner Rückkehr malte er einige Porträte, die sich an die Venezianer und an Rembrandt anschlossen. 1860 erhielt er einen Ruf an die Kunstschule in Weimar, war aber nur kurze Zeit daselbst als Lehrer thätig. Nach München zurückgekehrt, zog er die Aufmerksamkeit des Freiherrn v. Schack auf sich, der ihn 1863 nach Italien und 1867 nach Spanien schickte, um hervorragende ältere Werke, namentlich von Giorgione, Velasquez, Tizian und Rubens, für seine Galerie zu kopieren. Diese Kopien, welche die koloristischen Eigentümlichkeiten der verschiedenen Künstler meisterhaft wiedergeben, wurden für L. die Schule für seine eigne Kunst. Er widmete sich nunmehr ganz der Porträtmalerei und bildete sich aus Tizian, Rembrandt und Velasquez einen eignen koloristischen Stil. Wenn seine Zeichnung auch oft flüchtig und inkorrekt ist, so sind seine Bildnisse doch meist von großer plastischer Wirkung und von geistreicher Auffassung, welche den Charakter der Dargestellten mit psychologischer Schärfe und genialer Intuition wiedergibt. Seine Hauptwerke sind die Porträte Paul Heyses und seiner Frau, Franz Lachners, Gladstones, der Gräfin Lori Wittgenstein, des Herrn v. Liphardt, Döllingers, der Frau Minghetti-Acton, Richard Wagners und Franz Liszts, des deutschen Kaisers, des Kaisers von Österreich, des Papstes Leo XIII., Bismarcks und Moltkes (Berliner Nationalgalerie). Kein andrer Maler hat die Persönlichkeit des deutschen Reichskanzlers mit so überzeugender Wahrheit und so genialer Kühnheit erfaßt wie L. Er hat auch zahlreiche Pastellbildnisse gemalt. L. ist königlich bayrischer Professor.

Lenclos (spr. langklo), Ninon (Anne) de, eine durch ihre Galanterie bekannte Französin, geb. 15. Mai 1616 zu Paris als Tochter eines Edelmanns aus der Touraine, bildete sich, früh verwaist, durch das Studium der Werke Montaignes und Charrons und erlangte bei ihrer Schönheit, ihrem Witz und Scharfsinn bald eine gewisse Berühmtheit. Um gänzlich ungebunden zu sein, schlug sie alle Bewerbungen um ihre Hand aus, machte aber ihr Haus zum Sammelplatz der liebenswürdigsten Personen der Stadt und des Hofs und zugleich der ausgezeichnetsten Gelehrten ihrer Zeit, z. B. Scarrons, Molières, Fontenelles und Larochefoucaulds, und ohne daß sie einen verächtlichen Handel mit ihren Reizen trieb, genossen doch viele nacheinander ihre Gunst. Die Königin Christine von Schweden stattete bei ihrer Anwesenheit in Paris ihr einen Besuch ab. Ninon starb 17. Okt. 1706. Einer ihrer Söhne, La Boissière, wurde Kriegsminister. Ein zweiter Sohn, Villiers, hatte sich in seine eigne Mutter verliebt, ohne sein Verhältnis zu ihr zu kennen, und erschoß sich, als er dies erfuhr, aus Verzweiflung, ein Ereignis, welches Lesage in seinem "Gil Blas" benutzte. Ihre Memoiren gab Mirecourt (2. Ausg., Par. 1875), ihre Briefe A. Bret (2. Aufl., das. 1870) heraus. Vgl. Capefigue, Ninon de L. et les Précieuses de la place Royal (Par. 1864).

Lençoes (spr. lenssōes), Stadt im Innern der brasil. Provinz Bahia, an einem Quellfluß des Paraguassu, seit 1844 einer der Mittelpunkte der Diamantenwäscherei.

Lende (Regio lumbalis), die Gegend des Wirbeltierkörpers, in welcher sich die Lendenwirbel befinden, also die unmittelbare Verlängerung des (die Rückenwirbel umfassenden) Rückens; im engern Sinn bei Säugetieren die Fortsetzungen der Mittelbauchgegend nach der Wirbelsäule zu (s. Bauch). Unter den Lendenmuskeln ist besonders bekannt der Psoas (musculus psoas), weil er den Mürbebraten (Filet) liefert. Eine rheumatische Entzündung der Lendenmuskeln (s. Tafel "Eingeweide des Menschen I", Fig. 2) erzeugt den Lendenschmerz.

Lendemain (franz., spr. langd'mäng), der folgende Tag, insbesondere Tag nach der Hochzeit, Nachfeier.

Lendenblut, s. Rückenblut.

Lendenlahmheit, s. Hüftlahmheit.

Lendenwirbel, s. Wirbelsäule.

Lendināra, Distriktshauptort in der ital. Provinz Rovigo, am Adigetto und der Eisenbahn Verona-Rovigo, hat mehrere schöne Kirchen, einen 98 m hohen Glockenturm, (1881) 2559 Einw., Wein- und Flachsbau, Seidenindustrie, eine technische Schule und Bibliothek. L. ist seit dem Mittelalter der Sitz berühmter Intarsiakünstler.

Lendner, hemdartiger, ärmelloser Waffenrock des Mittelalters; s. Cotte-hardie.

Lenepveu (spr. lönöwöh), Jules Eugène, franz. Maler, geb. 12. Dez. 1819 zu Angers, war in Paris Schüler von Picot und erhielt 1847 den großen Preis für Rom mit seinem Bilde: der Tod des Vitellius. Seine Staffeleibilder, großenteils religiösen, seine Wandgemälde, religiösen oder profanen Inhalts, zeigen eine geschickte Komposition und eine sehr gefällige Ausführung, aber auch eine gewisse Kleinlichkeit und Manieriertheit. Zu den bedeutendsten der erstern gehören: die Märtyrer in den Katakomben (im Luxembourg), Pius IX. in der Sixtinischen Kapelle und das Fronleichnamsfest in Venedig (1855), eine venezianische Hochzeit (1857), Moses tränkt die Schafe der Midianiterinnen (1857), die heilige Jungfrau auf Golgatha (1861), Hylas von den Nymphen geraubt (1865) und mehrere Porträte; zu seinen Wandgemälden besonders die im Chor der Kapelle des Hospizes Ste.-Marie zu Angers, die in der Kirche Ste.-Clotilde aus dem Leben des heil. Valerius (1868), in St.-Sulpice die Geburt und die Darstellung der Maria im Tempel, die Götter und Göttinnen des Olymp in der Kuppel des neuen Opernhauses und die auf Leinwand gemalten in der Kirche St.-Ambroise.