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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Leo

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Leo (oströmische Kaiser) - Leo (moderner Personenname).

Studien bemühte er sich zu fördern; er öffnete 1883 die vatikanischen Archive für die historische Forschung und hat sich selbst als Dichter (meist in lateinischer Sprache) bekannt gemacht ("Leonis XIII., Pont. Maximi, carmina", hrsg. von Brunelli, Udine 1883). Vgl. de Waal, Papst Leos XIII. Leben (Münst. 1878); Tesi-Passerini, Leone XIII ed il suo tempo (1886 ff., 3 Bde.); O'Reilly, L. XIII. Seine Zeit, sein Pontifikat und seine Erfolge (Köln 1887); "Acta Leonis papae XIII." (Par. 1885).

Leo, oströmische Kaiser: 1) L. I., der Große genannt, ein Illyrier von Geburt, hatte es bis zum Rang eines Tribuns gebracht, als er nach dem Tode des Kaisers Marcianus durch den Einfluß des mächtigen Patriziers Aspar 7. Febr. 457 zum oströmischen Kaiser ernannt und vom Patriarchen Anatolius gekrönt wurde. Um seinen Thron zu stützen, vermählte er 458 seine Tochter Ariadne an den kriegstüchtigen Zeno. 467 von Ricimer gegen die Italien bedrängenden Vandalen zu Hilfe gerufen, ernannte er Anthemius zum weströmischen Kaiser und schickte 468 seinen Schwager Basiliscus mit einer großen Flotte gegen Geiserich nach Afrika, doch ließ sich jener überfallen und schlagen. Glücklichern Erfolg hatte eine zweite Expedition gegen die Vandalen im J. 471, in welchem schließlich ein Friede zu stande kam. In demselben Jahr ließ L. den ihm verdächtig gewordenen Aspar und dessen Söhne töten. L. starb, nachdem er seinen vierjährigen gleichnamigen Enkel zu seinem Nachfolger ernannt hatte, im Januar 474. Der junge Kaiser (L. II.), geleitet von seiner Mutter und Großmutter, erhob seinen Vater Zeno zum Mitregenten, starb aber schon im November 474, wahrscheinlich von seinem Vater vergiftet, worauf dieser Alleinherrscher wurde.

2) L. III., der Isaurier (Isauricus), hieß ursprünglich Konon und war der Sohn eines Schuhmachers aus Seleukia in Isaurien, trat in die Leibwache Justinians II., erregte aber bald dessen Eifersucht und ward nach Kolchis geschickt, wo er sich so auszeichnete, daß Anastasius II. ihm den Oberbefehl über das Heer im Osten übertrug. Als die Garde sich gegen den Kaiser empörte und die Krone dem Theodosius aufdrängte, zwang er diesen, der Krone zu entsagen. Selbst zum Kaiser gekrönt (25. März 717), verteidigte er Konstantinopel glücklich gegen die es von der Land- und Seeseite her belagernden Araber und nötigte dieselben nach 13monatlicher Belagerung zum Abzug (August 718), unterdrückte einen Aufstand des Sergius, Statthalters von Sizilien, der seine Insel unabhängig gemacht und einen Byzantiner, Basilius, als Kaiser aufgestellt hatte, und bestrafte eine Verschwörung Anastasius' II. mit der Hinrichtung der Verschwornen. Mit den Bulgaren schloß er zu Anfang seiner Regierung Frieden, den Arabern entriß er in fortgesetzten glücklichen Kämpfen den größten Teil von Kleinasien. Auch im Innern entfaltete er eine eifrige und segensreiche Thätigkeit, reorganisierte das Heer und die Verwaltung, erbitterte aber einen großen Teil der Bevölkerung durch seine kirchlichen Maßregeln. Fanatischer Ikonoklast, verbot er 728 jeglichen Bilderdienst in den Kirchen und befahl die Vernichtung aller Bilder, wodurch er den Bilderstreit erregte, der das oströmische Reich fast ein Jahrhundert lang erschüttert hat (s. Bilderdienst). Nachdem L. 740 nochmals die Araber in einer großen Schlacht besiegt hatte, starb er bald darauf (18. Juni 741) und hatte seinen Sohn Konstantin Kopronymos zum Nachfolger.

3) L. IV. der Chasar, Enkel des vorigen und Sohn einer chasarischen Prinzessin, folgte seinem Vater 775 auf dem Thron, erhob 776 seinen fünfjährigen Sohn Konstantin zum Mitkaiser und unterdrückte einen Aufstand seiner damit unzufriedenen Stiefbrüder. Obwohl Ikonoklast, milderte er doch die Strenge der Edikte gegen die Bilderverehrer. Als er 780 starb, ernannte er seine Gemahlin, die Athenerin Irene, zur Regentin des Reichs für den zehnjährigen Konstantin VI.

4) L. V., der Armenier, war kaiserlicher Feldherr, als er 813 an Stelle des schwachen Michael Rhangabe zum Kaiser ausgerufen wurde; er herrschte gerecht und streng, besiegte 814 die Bulgaren, welche Konstantinopel selbst bedrohten, und schloß mit ihnen Frieden. Er erneuerte das Bilderverbot, entsetzte den Patriarchen Nikephoros und verfolgte die Bilderverehrer. Er wurde 25. Dez. 820 von Michael dem Stammler ermordet.

5) L. VI., der Weise (Philosophus), Sohn Basilius' I., des Makedoniers, und Zögling des gelehrten Photius, folgte seinem Vater 886. Er trieb mit Eifer gelehrte Studien, war aber dabei abergläubisch und vernachlässigte die Regierung, welche er unwürdigen Günstlingen überließ. Auch nach außen hin war seine Regierung unglücklich, die Araber plünderten auf kühnen Seezügen die griechischen Küsten und eroberten 904 Thessalonika; auch der erneuerte Krieg gegen die Bulgaren wurde unglücklich geführt. 907 erschienen die Russen unter Oleg vor Konstantinopel, und L. schloß mit ihnen einen Frieden, in dem er ihnen wichtige Handelsvorteile zugestand. Gleich zu Anfang seiner Regierung entsetzte er den Patriarchen Photius, später entzündete er durch seine vierte Vermählung mit Zoe, welche ihm seinen einzigen Sohn, Konstantin, gebar, in der griechischen Kirche den Streit über die Tetragamie, welchen erst Romanos I. beendigte. Er vollendete das byzantinische Gesetzbuch, die Basiliken (s. d.), erließ "Novellae constitutiones" (Bas. 1575) und verfaßte eine Taktik (hrsg. von Meursius, Leid. 1612). Er starb 911. Sein Nachfolger war sein Sohn Konstantin VII. Porphyrogennetos.

Leo, 1) Leonardo, Komponist, geb. 1694 (nach Piccini 1701) zu Neapel, machte seine Studien im dortigen Konservatorium della pietà de' Turchini sowie bei Pitoni in Rom und lebte dann von 1717 bis zu seinem 1756 (nicht 1742 oder 1743, wie Burney und Piccini angeben) erfolgten Tod als Kirchenkapellmeister und Direktor des Konservatoriums Sant' Onofrio in seiner Vaterstadt. Einer der vorzüglichsten Meister der neapolitanischen Schule war L. in allen Gattungen der Komposition ausgezeichnet und gleich groß im Leidenschaftlichen und Erhabenen wie im Naiven, Zarten und Scherzhaften. Als seine vorzüglichsten Werke sind zu nennen die Opern: "Sofonisba" (1719), "Olimpiade", "La clemenza di Tito" (1735) und "Achille in Sciro" (um 1743); die beiden Oratorien: "Santa Elena" und "La morte d'Abele", von seinen Kirchenstücken sein "Ave Maria" und ein "Miserere". Letzteres zeichnet sich insbesondere durch Tiefe des Ausdrucks sowie durch kunstvolle harmonische und kontrapunktische Arbeit aus. Auch als Lehrer hat L. mit größtem Erfolg gewirkt; zu seinen Schülern gehörten unter andern Pergolese, Jomelli und Piccini.

2) Heinrich, deutscher Geschichtschreiber, geb. 19. März 1799 zu Rudolstadt, bezog 1816 die Universität in Breslau, um Medizin zu studieren. Auf Veranlassung des bekannten Turnvaters Jahn, mit dem er auf der Reise in Berlin bekannt wurde, und Göttlings entschied er sich aber für die Philologie. Er begann im