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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lessing

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Lessing (Karl Friedrich).

Schöne, Zimmermann u. a. besorgte sogen. Hempelsche Ausgabe (Berl. 1868-79, 20 Tle.), die auch mannigfach (z. B. durch zahlreiche bis jetzt ungedruckte dramatische Entwürfe) vermehrt ist. Noch andre Ausgaben veranstalteten Gosche und Boxberger (illustriert, Berl. 1875-76, 8 Bde.), H. Göring (Stuttg. 1885, 20 Bde.), Muncker (das. 1886, 6 Bde.), Boxberger-Blümner (in Kürschners "Deutsche Nationallitteratur", das. 1883 ff., 14 Bde.). Eine Auswahl der vorzüglichsten Werke veröffentlichte F. Bornmüller (Leipz. 1884, 5 Bde.); eine Ausgabe der drei dramatischen Hauptdichtungen, mit Einleitung, H. Hettner (das. 1869). Der Briefwechsel Lessings wurde am vollständigsten von Redlich (in der Hempelschen Ausgabe; auch separat, Berl. 1884; Nachträge 1886) veröffentlicht, der Briefwechsel zwischen L. und seiner Frau von Schöne (2. Aufl., Leipz. 1886) neu herausgegeben.

[Biographische Litteratur etc.] Am ausführlichsten über Lessings Leben und Wirken berichten Danzel und Guhrauer in ihrem gediegenen und grundlegenden Werk "L. Sein Leben und seine Werke" (Leipz. 1850 bis 1854, 2 Bde.; 2. Aufl. von v. Maltzahn und Boxberger, Berl. 1880), dem sich Erich Schmidts vortreffliches Buch "L., Geschichte seines Lebens und seiner Schriften" (das. 1884-86, Bd. 1 u. 2) würdig anschließt. Mehr populäre Haltung haben die Lessing-Biographien von A. Stahr (9. Aufl., Berl. 1886, 2 Bde.), Düntzer (Leipz. 1881), Crouslé ("L. et le goût français en Allemagne", Par. 1864) und die englischen von Sime (Lond. 1877; deutsche Bearbeitung von Strodtmann, Berl. 1879) und Helen Zimmern (Lond. 1875; deutsch, Celle 1878). Aus der übrigen Litteratur über L. sind noch folgende Schriften hervorzuheben: Fr. Schlegel, Lessings Geist aus seinen Schriften (Leipz. 1804, 3 Bde.); Schink, Charakteristik Lessings (1817); Hölscher, L. als Dramatiker (Siegen 1843); Wolfram, L. und das Drama (Magdeb. 1868); Molz, Lessings Bedeutung für das deutsche Drama (Basel 1872); Schwarz, L. als Theolog (Halle 1854); Ritter, Lessings philosophische und religiöse Grundsätze (Götting. 1847); R. Zimmermann, Leibniz und L. (Wien 1855); Rehorn, Lessings Stellung zur Philosophie des Spinoza (Frankf. 1877); Boden, L. und Göze (Leipz. 1862); Witte, Die Philosophie unsrer Dichterheroen, Bd. 1 (Bonn 1880); Spicker, Lessings Weltanschauung (Leipz. 1883); Reinkens, L. über Toleranz (das. 1883); Hebler, Lessing-Studien (Bern 1862); Löbell, Die Entwickelung der deutschen Poesie, Bd. 3: L. (Braunschw. 1865); Lehmann, Forschungen über Lessings Sprache (das. 1875); v. Waldberg, Studien zu Lessings Stil (Berl. 1882); Belling, Die Metrik Lessings (das. 1887); Muncker, Lessings Verhältnis zu Klopstock (Frankf. 1880); Kuno Fischer, L. als Reformator der deutschen Litteratur (Stuttg. 1881, 2 Bde.); Gottschlich, Lessings aristotelische Studien (Berl. 1876); Baumgart, Aristoteles, L. und Goethe (Leipz. 1877); Pröhle, L., Wieland, Heinse (Berl. 1877); Wagner, Lessing-Forschungen (das. 1881); Mönckeberg, L. als Freimaurer (Hamb. 1880).

Lessings jüngerer Bruder, Karl Gotthelf, geb. 1740 zu Kamenz, gest. 17. Febr. 1812 als Münzdirektor in Breslau, verfaßte eine Biographie seines Bruders Gotthold (1793) und einige dramatische Dichtungen, z. B.: "Der stumme Plauderer", "Der Wildfang" u. a., die gesammelt als "Schauspiele" (Berl. 1777-80, 2 Bde.) erschienen. Vgl. Wolff, Karl Gotthelf L. (Berl. 1886). - Ein andrer Bruder, Theophilus, mit dem L. in Wittenberg zusammen studierte, geb. 12. Nov. 1732, seit 1778 Konrektor zu Chemnitz, erwarb sich einigen Ruf als lateinischer Dichter; starb 6. Okt. 1808. Vgl. Kirchner, Theophilus L. und das Chemnitzer Lyceum (Chemn. 1882).

2) Karl Friedrich, Maler, Großneffe des vorigen, geb. 15. Febr. 1808 zu Breslau, besuchte das Gymnasium daselbst, dann die Bauakademie zu Berlin, zog aber bald die Malerei vor und widmete sich auf der Kunstakademie unter den Professoren Collmann und Dähling besonders der Landschaftsmalerei, für welche er bereits 1826 durch ein Bild: ein verfallener Friedhof mit Ruinen, eine entschiedene Begabung zeigte. Daraufhin forderte ihn W. Schadow auf, ihm nach Düsseldorf zu folgen, wo er, dem Geiste der Schule entsprechend, sehr bald auch die Historienmalerei zu kultivieren begann. Seine ersten Arbeiten auf diesem Gebiet waren: der Abschied des jungen Tobias (1828) und das Fresko der Schlacht bei Ikonion (Schloß des Grafen Spee in Heltorf). Doch blieb er auch seiner romantischen Richtung in der Landschaft mit der Ritterburg (1828, Berliner Nationalgalerie) und dem Klosterhof im Schnee (1828, Museum zu Köln) treu. Diese romantische Richtung gipfelt in dem trauernden Königspaar (1830), welches seinen Namen zuerst populär machte, aber heute wegen seiner unwahren, theatralischen Empfindsamkeit vergessen ist. L. raffte sich auch bald zu einer männlichen Energie auf, die sowohl in seinen Historienbildern als ganz besonders in seinen Landschaften zu Tage trat und in den letztern sich zu einer modern-realistischen Naturanschauung entwickelte, weshalb L. der Großmeister der historisch-romantischen Landschaft geworden ist. Als Schadow 1830 nach Italien ging, übertrug er L. einen Teil seiner Funktionen als Direktor, und wenn L. schon durch seine bis dahin geschaffenen Bilder einen bedeutungsvollen Einfluß auf die Düsseldorfer Malerschule ausgeübt hatte, so trat er jetzt den Künstlern noch näher. In dieser Zeit malte er eine Felsenlandschaft: Schlucht mit Ruinen. 1832 folgten die Gemälde: Leonore und die Burg Rheinstein; 1834 eine Eifellandschaft (Nationalgalerie in Berlin); 1836 die Hussitenpredigt (Berliner Nationalgalerie); 1838 Ezzelin, von Mönchen zur Buße ermahnt (Städelsches Institut); 1839 Kaiser Friedrich I., eine Waldkapelle (Nationalgalerie zu Berlin); 1841 Moorgegend nach Sonnenuntergang; 1842 Huß vor dem Konzil (Frankfurt a. M., Städelsches Institut), welches zu einem erbitterten Streit zwischen Katholiken und Protestanten Veranlassung gab und den Rücktritt des Direktors Veit herbeiführte; 1844 Heinrich V. vor dem Kloster Prüfening, Gebirgslandschaft in Mittagsbeleuchtung und Landschaft mit Hagelwetter, Waldlandschaft mit einem Bach und Gebirgslandschaft mit Abendbeleuchtung; 1846 Klosterbrand mit abziehenden Mönchen (Dresden, Galerie); ein Jäger auf dem Anstand (Ravenesche Gemäldegalerie in Berlin); 1848 Verteidigung eines Kirchhofs im Dreißigjährigen Krieg (städtische Galerie in Düsseldorf); 1850 Huß vor dem Scheiterhaufen (Nationalgalerie in Berlin); 1851 Schützen, die einen Engpaß verteidigen (Nationalgalerie in Berlin); 1852 westfälische Landschaft; 1856 große, flache Landschaft mit kriegerischer Staffage; 1857 die Gefangennahme des Papstes Paschalis II. durch Kaiser Heinrich V. (im Besitz des deutschen Kaisers). 1858 wurde L. nach Karlsruhe als Direktor der großherzoglichen Gemäldegalerie berufen. Hier entstanden die Kreuzfahrer (1863) und die Disputation Luthers mit Eck (1867, beide in der Karlsruher Galerie); ferner eine bedeutende Anzahl von Landschaf-^[folgende Seite]