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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Leutenberg; Leutershausen; Leuterung; Leuthen

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Leutenberg - Leuthen.

1824 Lehrer am Josephinum in Hildesheim, 1826 zu Paderborn zum Priester geweiht und starb 30. April 1873 in Hildesheim. Er schrieb: "Synopsis der drei Naturreiche; 1. Teil: Zoologie (Hannov. 1844; 3. Aufl. von Ludwig, 1883-86, 2 Bde.), 2. Teil: Botanik (das. 1847; 3. Aufl. von Frank, 1884-86, 3 Bde.), 3. Teil: Mineralogie und Geognosie" (von Römer, das. 1853; 2. Aufl. von Senft, 1875-78). Diesem großen Werk reihen sich die "Schulnaturgeschichte" u. der "Leitfaden" an, beide ebenfalls in 3 Abteilungen, welche in zahlreichen Auflagen erschienen sind. Außerdem schrieb er: "Die Schlangen Hildesheims und der Umgegend" (Hildesh. 1869); "Nomenclator zoologicus" (Hannov. 1866). Seine Biographie schrieb Grube (Hannov. 1876).

Leutenberg, Stadt im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt (Oberherrschaft), im engen Thal der Sormitz, 6 km südöstlich vom Bahnhof Eichicht, hat ein Schloß, ein Amtsgericht, eine Papier- und Holzstofffabrik, Holz- und Lohehandel und (1885) 1262 evang. Einwohner.

Leutershausen, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, Bezirksamt Ansbach, an der Altmühl und der Linie Krailsheim-Furth i. W. der Bayrischen Staatsbahn, hat Weberei, Dampfbrauerei, Viehzucht und (1885) 1576 evang. Einwohner. Bei L. am 14. April 1450 Sieg des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg über die Nürnberger.

Leuterung, ein dem ältern sächsischen Prozeß eigentümliches Rechtsmittel, durch welches Abänderung des Urteils in derselben Instanz gesucht ward, in welcher es gesprochen wurde. Indessen sollte ein andrer Richter als der, welcher das angefochtene Urteil verabfaßte, über die L. erkennen, weshalb auf eine L. meistens die Akten an ein auswärtiges Spruchkollegium versandt wurden. Das moderne Prozeßrecht kennt das Rechtsmittel der L. nicht mehr.

Leuthen, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Neumarkt, hat ein Schloß, eine evangelische und eine kath. Kirche, Spiritusbrennerei und (1885) 935 Einw., ist geschichtlich berühmt durch den Sieg Friedrichs II. über die Österreicher 5. Dez. 1757. Nach dem Sieg bei Roßbach war der König nach Schlesien geeilt, um dem Vorschreiten der Österreicher Halt zu gebieten. Obgleich er unterwegs den Fall von Schweidnitz, die Niederlage des Herzogs von Bevern, die schmachvolle Übergabe von Breslau 24. Nov. erfuhr, vermochte doch dies alles seinen Mut nicht zu erschüttern. Im Gegenteil beweist die Rede des Königs an seine Generale und Stabsoffiziere 3. Dez. in Parchwitz seinen festen Entschluß, die dreimal stärkere Armee des Feindes anzugreifen, wo er sie auch fände. Die gesamte Armee des Königs bestand aus 22,000 Mann Fußvolk und 12,000 Reitern mit 167 Geschützen. Die österreichische Armee unter dem Prinzen Karl von Lothringen hatte nach Befehl aus Wien, noch eine Schlacht zu liefern, das befestigte Lager bei Breslau verlassen und bei Lissa vor der Weistritz Stellung genommen, um den preußischen Angriff abzuwarten; gegen 90,000 Mann stark, darunter 58,000 Mann Fußvolk und 200 Geschütze, bildete sie eine über eine Meile lange Schlachtlinie; das Zentrum stand unter Daun zwischen Frobelwitz und L., der rechte Flügel unter Lucchesi bis Nippern, der linke unter Nádasdy bis Sagschütz; hier war, um jeder Überflügelung vorzubeugen, ein Haken gebildet, der durch eine Batterie von 14 schweren Geschützen gesichert war. Friedrich brach 5. Dez. in der fünften Morgenstunde auf; als er, an die österreichische Position herangekommen, diese rekognoszierte, erkannte er sofort, daß das hoch gelegene Sagschütz der entscheidende Punkt sei, und daß, wenn es gelänge, diesen mit der frischen Kraft seiner Armee zu nehmen, das Schwerste vollbracht sei. Er ließ daher seine Marschkolonnen, welche bisher auf und längs der großen Straße auf Frobelwitz vorgerückt waren und Lucchesi so besorgt gemacht hatten, daß er vom Zentrum und linken Flügel Verstärkung forderte und erhielt, in zwei Treffen rechts abschwenken und parallel den feindlichen Linien bis gegenüber dem äußersten linken Flügel des Feindes marschieren. Der Marsch wurde diesem durch eine Hügelreihe verdeckt und, als man ihn endlich bemerkte, für den Abzug nach Striegau gehalten; er geschah daher ohne Störung und in vorzüglichster Ordnung. Vor Sagschütz angekommen, schwenkten die Treffen zur Schlachtordnung ein, und Friedrich befahl, daß der rechte Flügel zuerst angreifen solle, die übrige Armee zurückzuhalten und erst allmählich zur Unterstützung halb rechts zu schieben (schräge Schlachtordnung) sei. Wedell und Prinz Moritz auf dem äußersten rechten Flügel erstürmten um 1 Uhr im ersten Anlauf die Batterie bei Sagschütz, und mit Hilfe der Reiterei ward Nádasdy auf L. zurückgeworfen, wo er, durch eilige Hilfe vom Zentrum aus unterstützt, wieder Stellung nahm. Indes auch L. wurde von der preußischen Hauptmacht nach hartnäckiger Verteidigung erobert. Als die Österreicher sich hinter dem Dorfe von neuem in dichten Massen setzten und mit ihrem Geschützfeuer die Preußen zurückschreckten, glaubte der mit der Reiterei des rechten Flügels herbeigeeilte Lucchesi um 4 Uhr den Augenblick gekommen, um durch einen Angriff auf die scheinbar entblößte linke Flanke der Preußen das Schicksal des Tags zu wenden. Jedoch Driesen kam ihm zuvor und vernichtete durch einen ebenso unerwarteten wie unwiderstehlichen Stoß die Reiterei Lucchesis, der selbst fiel. Die Flucht derselben erzeugte unter dem Fußvolk einen panischen Schrecken: von der preußischen Kavallerie in der Flanke und dem Rücken bedroht, warfen die Soldaten die Gewehre weg und retteten sich über die Brücken der Weistritz; was nicht floh, wurde gefangen genommen. Nur Nádasdy leitete den Rückzug des Restes seines Korps mit Umsicht; die übrige Armee löste sich in grenzenlose Unordnung auf. So war der glänzendste Sieg durch die höchste Anspannung aller körperlichen, gei-^[folgende Seite]

^[Abb.: Kärtchen zur Schlacht bei Leuthen (5. Dez. 1757).]