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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lewat; Lewenhaupt; Lewes; Lewin; Lewinsky

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Lewat - Lewinsky.

und lebte sodann längere Zeit in Breslau und Berlin. Nachdem sie schon 1834 zur Unterhaltung einer kranken Schwester Märchen geschrieben hatte, betrat sie 1841 die schriftstellerische Laufbahn mit der Novelle "Der Stellvertreter" (in der "Europa"). Es folgten ohne ihren Namen: "Klementine" (Leipz. 1842); "Jenny" (das. 1843); "Eine Lebensfrage" (das. 1845); "Das arme Mädchen" (in der "Urania"). Im Frühjahr 1845 bereiste sie Italien und nahm sodann ihren Aufenthalt in Berlin, wo sie sich 1854 mit Adolf Stahr verheiratete, mit dem sie in der Folge eine Reihe von Reisen unternahm, und wo sie noch jetzt lebt. Ihre litterarische Produktivität steigerte sich, ohne in flüchtige Vielschreiberei umzuschlagen. Nacheinander erschienen: "Italienisches Bilderbuch" (Berl. 1847); "Diogena, Roman von Iduna Gräfin H.-H.", eine anonym erschienene Persiflage der Gräfin Hahn-Hahn (2. Aufl., Leipz. 1847); "Prinz Louis Ferdinand" (Bresl. 1849, 3 Bde.; 2. Aufl., Berl. 1859); "Erinnerungen aus dem Jahr 1848" (Braunschw. 1850, 2 Bde.); "Liebesbriefe" (das. 1850, schon 1845 entstanden); "Dünen- und Berggeschichten" (das. 1851, 2 Bde.); "Reisetagebuch durch England und Schottland" (das. 1852, 2 Bde.); "Wandlungen", ein Roman (das. 1853, 3 Bde.); "Deutsche Lebensbilder" (das. 1856); "Die Reisegefährten" (Berl. 1858); "Das Mädchen von Hela" (das. 1860); "Meine Lebensgeschichte" (das. 1861-63, 6 Bde.); "Bunte Bilder" (das. 1862, 2 Bde.); "Von Geschlecht zu Geschlecht", Roman (das. 1863-1865, 8 Bde.); "Osterbriefe für die Frauen" (das. 1863); "Erzählungen" (das. 1866-68, 3 Bde.); "Villa Riunione" (das. 1868, 2 Bde.); "Sommer und Winter am Genfer See", ein Tagebuch (das. 1869); "Für und wider die Frauen", Briefe (das. 1870, 2. Aufl. 1875); "Nella", eine Weihnachtsgeschichte (das. 1870); "Die Erlöserin", Roman (das. 1873, 3 Bde.); "Benedikt" (das. 1874, 2 Bde.); "Benvenuto", Roman aus der Künstlerwelt (das. 1875, 2 Bde.); "Neue Novellen" (das. 1877); "Reisebriefe aus Italien, Deutschland und Frankreich" (das. 1880); "Helmar", Roman (das. 1880); "Zu Weihnachten", drei Erzählungen (das. 1881); "Vater und Sohn", Novelle (das. 1881); "Vom Sund zum Posilipp", Reisebriefe (das. 1883); "Stella", Roman (das. 1884, 3 Bde.); "Die Familie Darner", Roman (das. 1887) u. a. Von ihren Schriften erschien eine Auswahl unter dem Titel: "Gesammelte Werke" (Berl. 1871-74, 12 Bde.). F. Lewalds Romane sind durch eine außerordentlich scharfe Beobachtung, durch energische Plastik der Gestaltung und klare Durchbildung des Stils ausgezeichnet. Die Grundlage ihrer Anschauung aber ist ein herber und harter Realismus, der im rechnenden Verstand und in der leidenschaftslosen Nüchternheit eine Art Ideal erblickt, von ihr die Lösung aller Rätsel des Daseins erwartet und begreiflicherweise nur in einzelnen Fällen eine poetische Wirkung hervorzurufen vermag.

Lewat (bulgar.), s. v. w. Frank; auch s. v. w. Raps.

Lewenhaupt, s. Löwenhaupt.

Lewes (spr. ljūis), Stadt in der engl. Grafschaft Sussex, am schiffbaren Ouse, 8 km oberhalb dessen Mündung, hat ein Marinegefängnis, große Schafmärkte und (1881) 6017 Einw. Im alten Schloß befindet sich das Museum des Altertumsvereins. Hier Niederlage Heinrichs III. gegen Simon von Montfort im Mai 1264.

Lewes (spr. ljūis oder lūis), George Henry, engl. Schriftsteller, geb. 18. April 1817 zu London, widmete sich erst dem Kaufmannsstand, sodann der Medizin und beschäftigte sich, nachdem er auch dieser den Rücken gewandt, mit philosophischen Studien. Mit dem sozialen und litterarischen Leben. Deutschlands machte er sich während eines zweijährigen Aufenthalts daselbst (1838-39) vertraut. Nach seiner Rückkehr trat er als biographischer Novellist, Dramaturg und Naturforscher auf, ward Mitarbeiter mehrerer wissenschaftlicher und politischer Zeitschriften, führte 1849 bis 1854 die Redaktion des "Leader" und begann 1865 die Herausgabe der "Fortnightly Review", deren Redaktion er bis 1866 führte. In Deutschland ist er am meisten bekannt geworden durch sein trotz mancherlei Mängel vorzügliches Werk "The life and works of Goethe" (1855, 2 Bde.; 3. Aufl. 1875, 2 Bde.; deutsch von Frese, 15. Aufl. von Geiger, Stuttg. 1886), wovon ein Auszug unter dem Titel: "The story of Goethe's life" (1873, 2. Aufl. 1884) erschien. Von geringerer Bedeutung ist sein "Life of Robespierre" (1852). L.' sonstige wichtigste Werke sind: "A biographical history of philosophy" (1847, 4 Bde.; 3. Aufl. u. d. T.: "The history of philosophy from Thales to Comte", 1866, 2 Bde.; 5. Aufl. 1878; deutsch, 2. Aufl., Berl. 1873-75); ferner als Frucht seiner naturwissenschaftlichen Studien: "Sea-side studies" (Lond. 1858, 2. Aufl. 1860; deutsch von Frese: "Naturstudien am Seestrand", Berl. 1859) und "Physiology of common life" (1860; deutsch von Carus, Leipz. 1860), beide Werke voll origineller, anregender Gedanken, sowie "Studies in animal life" (1862). Es folgten: "Aristotle" (Lond. 1864; deutsch von Carus, Leipz. 1866), der erste Versuch einer zusammenhängenden Darstellung der naturwissenschaftlichen Forschungen des griechischen Philosophen; ferner einige Arbeiten physiologischen und psychologischen Inhalts von selbständiger Bedeutung: "Problems of life and mind" (1872-79, 3 Bde.; Bd. 1, 4. Aufl. 1884) und "The physical basis of mind" (1877); endlich die Schrift "On actors and the art of acting" (1875; deutsch, Leipz. 1878). Außerdem hat L. Romane ("Ranthorpe", 1847; "Rose, Blanche and Violet", 1848), dramatische Dichtungen ("Lope de Vega and Calderon", "The noble heart") und "Selections from the modern British dramatists" (neue Aufl., Leipz. 1867, 2 Bde.) veröffentlicht. Nachdem eine unglückliche Ehe thatsächlich getrennt war, verband sich L. mit Mary-Ann Evans, der unter dem Namen George Eliot (s. d.) bekannten Schriftstellerin, die ihm bis zum Tode treue Lebensgefährtin blieb. Er starb 30. Nov. 1878.

Lewin, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Glatz, an der Schnelle, 438 m ü. M., hat ein Amtsgericht, Weberei und (1885) 1579 meist kath. Einwohner.

Lewin, Georg Richard, Mediziner, geb. 25. April 1820 zu Sondershausen, studierte in Berlin und Halle, machte auch in Paris klinische Studien, habilitierte sich 1853 in Berlin, ward 1863 Direktor der Abteilung für syphilitische und Hautkrankheiten an der Charitee und 1868 außerordentlicher Professor für Dermatologie und Syphilis. Lewins wissenschaftliche und praktische Thätigkeit erstreckt sich vornehmlich auf das Gebiet der Kehlkopfkrankheiten und der Syphilis. Für letztere führte er eine neue Behandlungsmethode ein mittels subkutaner Injektionen von Quecksilberchlorid. Er schrieb: "Klinik der Kehlkopfkrankheiten" (Berl. 1863); "Die Inhalationstherapie in Krankheiten der Respirationsorgane" (das. 1865); "Behandlung der Syphilis durch subkutane Sublimatinjektionen" (das. 1869).

Lewinsky, Joseph, ausgezeichneter Schauspieler, geb. 20. Sept. 1835 zu Wien, debütierte zu Anfang 1855 im Theater an der Wien in einer unbedeutenden