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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lokris; Lokulicid; Lokupletieren; Lokustbaum; Lokution; Lola Montez; Lolch; Loligo; Lölingit; Lolium; Lollharden

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Lokris - Lollharden.

von Scipio wiedererobert. Nach Senatsbeschluß behielt es seine Freiheit und seine eignen Gesetze, wird aber seitdem nur noch selten in der Geschichte erwähnt. Reste der Ringmauern und eines dorischen Tempels bei Sant' Ilario.

Lokris, Name zweier Landschaften im alten Griechenland, die durch den Parnaß und die Landschaft Phokis voneinander geschieden waren und die Lokrer, einen ursprünglich den Lelegern verwandten Volksstamm, zu Bewohnern hatten. Die eine, östliche Landschaft erstreckt sich der Insel Euböa gegenüber von der Grenze von Malis an nach SO. und umfaßte etwa 770-830 qkm (13-15 QM.). Der westliche und gebirgige Teil derselben wurde bewohnt von den epiknemidischen Lokrern (nach dem Hauptgebirge des Ländchens, dem Knemis, einem Zweig des Öta, benannt) und hatte Thronion am Boagrios zur Hauptstadt; den östlichen, durch herrliches Klima und Fruchtbarkeit ausgezeichneten Teil mit der Hauptstadt Opus hatten die opuntischen Lokrer inne. - Das westliche L. lag an der Nordseite des Korinthischen Meerbusens, war ebenfalls gebirgig und hatte ein Areal von etwa 660 qkm (12 QM.). Seine Bewohner waren die ozolischen Lokrer, die sich zu den Ätoliern rechneten und auch in Sitte und Lebensart denselben ähnelten. Ihre bedeutendsten Städte waren Amphissa und Naupaktos. S. Karte "Altgriechenland".

Lokulicid, fachteilig, eine Art des Aufspringens der Kapselfrüchte.

Lokupletieren (lat.), bereichern.

Lokustbaum, s. Hymenaea.

Lokution (lat.), Redeweise, Ausdruck.

Lola Montez, s. Montez.

Lolch, Pflanzengattung, s. Lolium.

Loligo, s. Kalmar.

Lölingit, s. Arsenikalkies.

Lolium L. (Lolch), Gattung aus der Familie der Gramineen, ein- oder mehrjährige Gräser mit mehrblütigen, senkrecht zur Spindel zusammengedrückten, einzeln auf den zahnartigen Ausschnitten der Spindel sitzenden Ährchen, bei denen die eine Hüllspelze von der Achse abgewendet ist, die andre fehlt und die Deckspelzen grannenlos oder unter der Spitze begrannt sind. L. perenne L. (englisches Raigras, Wiesenlolch, Fig. 1) bildet einen geschlossenen Rasen, treibt über 30 cm hohe, glatte Halme; die Hüllspelzen sind kürzer als die unbegrannten Ährchen, die Körner beschalt. Das Raigras wächst in allen Bodenarten (auch in festem Boden), wenn sie nicht zu mager und zu dürr sind. Es ist sehr nahrhaft, fordert aber dichten Stand, weil sonst die Halme zu stark und hart werden. Am besten gedeiht es in reichem, berieselten Boden. Es eignet sich auch sehr gut zum Anlegen von Rasen; auf Wiesen bildet es ein vortreffliches Untergras und ist besonders als Schutzfrucht beim Anlegen von Wiesen zu empfehlen. Auf Weiden mit thonigem Boden bildet es vorteilhaft den Hauptbestand. Die Engländer haben zuerst die Kultur dieser auch bei uns längst verbreiteten Art bevorzugt, daher der Name. Gebrauchswert des Samens 75 Proz. L. italicum Braun (L. multiflorum Lam., italienisches Raigras, Fig. 2) ist dem vorigen ähnlich, aber etwas höher, lebhafter gefärbt und treibt eine 24 cm lange Ähre mit zahlreichen reichblütigen Grasährchen, die zwei- bis dreimal so lang als ihre Hüllspelzen und stets begrannt sind; die Grannen sind kürzer als die Spelzen. Es treibt gleichfalls seitliche Triebe und viele Halme, verlangt ein tragbares Land, gibt auf Äckern mehr Grasmasse als das vorige und hat weichere Halme. Auf Weiden von kurzer Dauer ist es vortrefflich, geht aber schon im dritten Jahr zurück. Man benutzt es auch als Schutzfrucht beim Anlegen von Wiesen und säet es wie das vorige mit Klee und andern Gräsern zusammen aus. In Gegenden, deren Boden und Klima sich weniger für Kleearten eignet, besitzt es besondere Wichtigkeit. Gebrauchswert des Samens 56 Proz. L. temulentum L. (Taumellolch, Schwindelkorn, Töberich, Fig. 3) bildet keinen Rasen, die Halme sind nach oben scharf, die Hüllspelzen so lang und länger als die Ährchen; die äußern Deckspelzen haben gerade Grannen. Es findet sich überall als einjähriges Gras in der Sommersaat, besonders nach feuchten Frühjahren. Seit den ältesten Zeiten hält man seine Körner wegen narkotischer Bestandteile für nachteilig und leitete Krankheiten, die in Teurungsjahren bei großer Nässe ausbrachen, von der Gegenwart des Taumellolchs im Brotmehl ab. In neuester Zeit haben Untersuchungen der Körner den Verdacht ihrer Giftigkeit sehr gemindert. Das Vieh frißt sie freilich nur beim stärksten Hunger.

^[Abb.: Fig. 1. Lolium perenne (Wiesenlolch). Fig. 2. Lolium italicum (ital. Raigras). Fig. 3. Lolium temulentum (Taumellolch).]

Lollharden (Lollarden, vom niederdeutschen lollen, "leise singen"), ursprünglich eine religiöse Genossenschaft zum Zweck der Krankenpflege und Beerdigung von Toten, die um 1300 zuerst in den Niederlanden auftauchte, wo sie anfangs Alexianer nach ihrem Patron, dem heil. Alexius, hießen. Bald