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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Losament - Loskauf.

das Recht oder die darüber ausgestellte Bescheinigung, an einem Gewinnspiel oder beim Ausspielen eines Gegenstandes oder bei einem Lotterieanlehen Anteil zu haben; ebenso hat in verschiedenen Gegenden das bei Verteilung des Gemeindeackers dem Einzelnen zugefallene Stück Land den Namen L. behalten.

Losament, veraltet für Logement (s. d.).

Los Angeles, 1) älteste Stadt im nordamerikan. Staat Kalifornien, am gleichnamigen Fluß, 25 km von der Südseeküste und an der Süd-Pacificbahn, inmitten von Weinbergen und reichen Orangen- und Olivenpflanzungen, hat viele nach spanischer Art erbaute Häuser und (1885) 25,000 Einw. Seit Bau der Eisenbahn ist die Stadt jedenfalls rasch gewachsen, hat Pferdebahnen und elektrische Beleuchtung, Getreidemühlen, Papiermühlen, Brauereien und Gerbereien, Wagenbau und Eisengießerei und lebhaften Verkehr. Gold, Silber, Kupfer und Zink kommen in dem benachbarten Gebirge vor. Ausfuhrhafen der Stadt ist Wilmington. - 2) Anjeles, Hauptstadt der chilenischen Provinz Biobio (s. d.).

Los Aropiles, Höhen am Tormes bei Salamanca in Spanien, bekannt durch den am 22. Juli 1812 von Wellington über die Franzosen unter Marmont erfochtenen Sieg (Schlacht bei Salamanca).

Losbaum (Loosbaum), s. Clerodendron.

Losbriefe, die bei Lotterieanlehen ausgegebenen Obligationen.

Losbücher, im 15. Jahrh. in Italien aufgekommene und von da nach Frankreich und Deutschland verbreitete Bücher, welche Anleitungen zum Werfen des Loses, zum Würfelspiel, zu Traumauslegungen etc. enthielten, um daraus seine Zukunft zu erfahren. Das älteste deutsche Buch dieser Art wurde zu Straßburg 1529 gedruckt; zahlreiche andre, in Versen oder Prosa, folgten nach.

Löschdosen, s. Feuerschutz.

Lösche, s. Kohlenklein.

Löschen, s. Feuerschutz; in der Schiffersprache s. v. w. ausladen. Über das L. des Kalks s. d. (S. 401).

Löscher (Löschhorn), ein mit einem Henkel versehenes metallenes Gerät in Form eines Töpfchens oder Hütchens zum Auslöschen brennender Kerzen. L. gab es schon im Mittelalter. Es haben sich deren in Gestalt menschlicher Köpfe und Büsten von Eisen aus dem 16. Jahrh. erhalten.

Löscher, Valentin Ernst, Vertreter der lutherischen Orthodoxie und Gegner des Pietismus, geb. 1673 zu Sondershausen, ward 1698 Superintendent in Jüterbog und gründete hier die erste theologische Zeitschrift (seit 1701: "Altes und Neues aus dem Schatz theologischer Wissenschaften", seit 1702: "Unschuldige Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen"); in dieser führte er, 1701 Superintendent in Delitzsch, 1707 Professor der Theologie in Wittenberg, 1707 Superintendent in Dresden geworden, unter dem Namen Timotheus Verinus den Kampf gegen den Pietismus. Dem Kampf mit den Katholizismus entsprangen die "Vollständigen Reformationsakte und Dokumente" (Leipz. 1720 f., 3 Tle.). Seit 1723 galt seine Polemik der Leibniz-Wolfschen Philosophie; er starb 1749. Vgl. M. v. Engelhardt, V. E. L. nach seinem Leben und Wirken (Stuttg. 1856).

Loschitz, Stadt in Mähren, Bezirkshauptmannschaft Hohenstadt, an der Trebowka, mit Rathaus, Sparkasse, starker Töpferei, Bierbrauerei und Malzerzeugung, Papierfabrik und (1880) 2766 Einw.

Löschkohlen (Bäckerkohlen), die Kohlen, welche entstehen, wenn man das unter freiem Zutritt der Luft brennende Holz nach dem Erlöschen der Flamme bedeckt und erkalten läßt. Sie sind leicht, locker, brennen ohne Flamme und geben wenig Hitze.

Löschner, Joseph Wilhelm, Freiherr von, Mediziner, geb. 7. Mai 1809 zu Kaaden, studierte in Prag, wurde daselbst Assistent bei Professor Krombholz, habilitierte sich 1841 als Privatdozent für Geschichte der Medizin und gründete den ersten Lehrstuhl für Balneologie. Gleichzeitig las er an dem von ihm errichteten musterhaften Franz Joseph-Kinderspital in Prag über Kinderheilkunde. 1865 wurde ihm die Leitung der Sanitätsangelegenheiten im Staatsministerium in Wien übertragen, auch wurde er zum ersten Leibarzt des Kaisers und zum Hofprotomedikus ernannt. 1868 zog er sich wegen eines schweren Augenleidens auf sein Landgut Walchau im Egerer Kreis zurück; und 1870 wurde er in den Freiherrenstand erhoben. Er schrieb: "Der Kurort Gießhübl" (Prag 1846, 10. Aufl. 1883); "Die Wirkungen des Saidschitzer Bitterwassers" (das. 1853); "Der Sauerbrunnen zu Bilin" (Bilin 1859); "Beiträge zur Balneologie aus den Kurorten Böhmens" (Prag 1862-67, 2 Bde.); "Aus dem Franz Joseph-Kinderspital" (das. (1860-68, 2 Bde.). Auch gründete L. die "Prager medizinische Vierteljahrsschrift".

Löschplatz, Platz zum Löschen (Ausladen) der Schiffe; auch der Bestimmungshafen eines Schiffs.

Loschwitz, Dorf und beliebte Sommerfrische in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt, auf dem rechten Elbufer, 5 km oberhalb Dresden, hat eine Pfarrkirche, ein Sanatorium, das Schloß Albrechtsburg, viele schöne Villen, ein Denkmal Schillers, der hier in einem Häuschen in Körners Weinberg vom September 1785 bis Juli 1787 den größten Teil des "Don Karlos" schrieb, ein Denkmal Ludwig Richters, eine chemische Fabrik, Fabrikation von Photographierahmen, Nippes etc., bedeutenden Obst- und Weinbau und (1885) 3852 meist evang. Einwohner. Vgl. Pohle, Chronik von L. (Dresd. 1887).

Löschzeit, die dem Empfänger von zu Schiff angekommenen Gütern zur Ausladung (Löschung) gewährte Frist. Die Dauer derselben richtet sich ebenso wie die der Ladezeit (s. d.) im Mangel besonderer Vereinbarungen nach den Hafenbestimmungen oder dem Ortsgebrauch. Ohne besondere Vereinbarung kann für die L. eine Vergütung nicht beansprucht werden, dagegen für die dieselbe überschreitende Überliegezeit.

Lose, oberdeutscher Ausdruck für Mutterschwein; übertragen: ein unzüchtiges Weib.

Losen; oberdeutsch s. v. w. aufhorchen, worauf hören; in der Schiffersprache s. v. w. löschen oder ausladen.

Loser, s. Magen.

Löserdürre, s. Rinderpest.

Loskauf, die gesetzlich geregelte Befreiung von der Militärdienstpflicht gegen Zahlung einer bestimmten Summe. Eine Art Stellvertretung, bei der der Staat den fehlenden Mann ersetzt. In Frankreich wurde unter Napoleon III. die zu zahlende Summe jährlich festgesetzt, wie der Marktpreis steigend oder fallend, zuletzt 2400 Frank, wofür der Staat alte Soldaten (rengagés) gegen neues Handgeld, bessern Sold und eine Abfindungssumme bei der spätern Entlassung unter den Fahnen hielt. In Belgien ist der L. noch heute in Geltung. In Rußland wurden vor Einführung der allgemeinen Wehrpflicht Loskaufsquittungen (zuletzt 1873 zu 800 Rubel) verkauft, deren Vorzeigung die Inhaber vom Dienst befreite.