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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Luce; Luce de Lancival; Lucēna; Lucendrosee; Lucera; Lucĕres; Luch; Lūch; Luchon; Lüchow; Luchs

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Luce - Luchs (Tier).

nig nicht genehmigte, seine Entlassung. Später ward er Kammerherr von Napoleons I. Schwester, der Fürstin von Lucca; er starb 20. Okt. 1825 in Florenz. Unter seinen Schriften ist sein Werk über den Rheinbund: "Sulle cause e gli effetti della confederazione renana etc." (deutsch von Halem, Leipz. 1821-25, 3 Bde.), zu erwähnen. - Sein Bruder Cesare L., geb. 2. Juli 1756, gest. 17. Mai 1832 als Staatsrat in Lucca, machte sich durch sprachliche und geschichtliche Schriften bekannt. Seine "Opere" erschienen in 22 Bänden (Lucca 1832-34).

Luce (spr. lühß), Siméon, franz. Historiker, geb. 29. Dez. 1833 zu Bretteville sur Ay (Manche), erhielt seine Ausbildung 1856-58 auf der École des chartes, ward 1858 zum Archivar des Departements Deux-Sèvres ernannt, 1859 Gehilfe der Akademie der Inschriften, 1862 einer der Direktoren der Bibliothek der École des chartes, 1866 Archivar im Nationalarchiv und 1874 Mitglied des Konseils der Gesellschaft für französische Geschichte. Er schrieb außer vielen Artikeln für die "Revue de l'instruction publique": "Histoire de la Jacquerie" (1859); "De Gaidone, carmine gallico vetustiore, disquisitio critica" (1860), welches Gedicht er auch mit Guessard herausgab (in den "Anciens poètes de France", Bd. 7); "Chronique des quatre premiers Valois" (1862) und "Histoire de Bertrand Duguesclin et de son époque" (2. Aufl., Par. 1883). Sein Hauptwerk ist die Ausgabe der Chronik Froissarts (1869-1877, 7 Bde.), die 1874 von der Akademie den großen Gobertschen Preis erhielt.

Luce de Lancival (spr. lühß dö langßiwall), Jean Charles Julien, franz. Dichter, geb. 1764 zu St.-Gobain in der Picardie, war zuerst Lehrer, dann Geistlicher, darauf Theaterdichter, kehrte 1797 zur Lehrthätigkeit zurück und starb 17. Aug. 1810. Seine besten Werke sind das Gedicht "Achille à Scyros" (1805), welches wegen seines sorgfältigen Versbaues und einiger vorzüglicher Beschreibungen berühmt wurde, im übrigen aber nur eine Nachahmung der "Achilleis" des Statius ist, und die Tragödie "Hector" (1809), die vollständig der "Ilias" entnommen ist und einen großen Erfolg davontrug. Seine übrigen Tragödien, Gedichte, Satiren, Oden etc. sind von geringem Wert. Collin de Plancy veröffentlichte seine "Œuvres" (1826-27, 2 Bde.).

Lucēna, Bezirksstadt in der span. Provinz Cordova, in fruchtbarer Gegend, hat ausgezeichneten Weinbau, bedeutenden Handel mit landwirtschaftlichen Produkten, berühmte Pferdezucht und (1884) 19,882 Einw.

Lucendrosee, s. Sankt Gotthard.

Lucera (spr. -tschehra), Stadt in der ital. Provinz Foggia, mit einer Kathedrale (von 1302), Resten eines von Friedrich II. erbauten Kastells, Handel mit Öl und Seide und (1881) 14,067 Einw. L. ist Bischofsitz und hat ein Tribunal, ein Lyceum, eine technische Schule und ein Nationalkonvikt. Es ist das alte Luceria, das im zweiten Samniterkrieg Gegenstand mehrfacher Kämpfe war. Später römische Kolonie, war es noch im 3. Jahrh. n. Chr. der Sitz des Prätors von Apulien. Kaiser Friedrich II., welcher in dem nahe gelegenen Castel Fiorentino starb, bevölkerte L. mit Sarazenen aus Sizilien, die aber in der Folge von den rechtgläubigen Königen (besonders Karl II.) ausgerottet wurden.

Lucĕres, eine der drei alten patrizischen Tribus in Rom (s. Tribus).

Lūch, s. v. w. Bruch (s. d. S. 486).

Luch, Stadt im russ. Gouvernement Kostroma, am 210 km langen Fluß L. (Nebenfluß der Kljäsma), mit 4 Kirchen, einer Stadtbank, bedeutendem Gemüsebau und (1884) 1994 Einw.

Luchon (spr. lüschóng), Stadt, s. Bagnères 2).

Lüchow, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Lüneburg, im alten Wendland, an der Jeetze, hat eine evang. Kirche, ein altes Schloß, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Flachsspinnerei, Leinweberei, eine chemische Fabrik und (1885) 2638 meist evang. Einw.

Luchs (Lynx Is. Geoffr.), Untergattung der Raubtiergattung Katze (Felis L.), hochbeinige Tiere mit kräftigem, seitlich verschmälertem Leib, mäßig großem Kopf, Ohrpinseln, meist starkem Backenbart und kurzem, oft stummelhaftem Schwanz. Der Sumpfluchs (F. Chaus Temm.), 70-75 cm lang, mit 20 bis 25 cm langem, bis zu den Fersen reichendem Schwanz, verhältnismäßig kurzen Beinen und nur angedeuteten Ohrpinseln, ist bräunlich fahlgrau, dunkel gestreift, auf der Unterseite hell ockergelb; der Schwanz ist dunkel geringelt und hat eine schwarze Spitze. Der Sumpfluchs bewohnt den größten Teil Afrikas, Süd- und Westasien, lebt in Ägypten besonders im Getreide, Ried und Röhricht, schleicht bei Tag und Nacht nach Beute umher und frißt namentlich Ratten, Mäuse, Hasen, Hühner, Tauben und kleinere Vögel. Er ist harmlos und wird sehr zahm. Die alten Ägypter balsamierten ihn ein. Er paart sich mit der Katze, und man hat gewisse Varietäten derselben von solcher Kreuzung ableiten wollen. Der Wüstenluchs (Karakal, F. Caracal Schreb.), 65 cm lang, mit 25 cm langem Schwanz, hohen Läufen, langen, schmalen, schwarzen Ohren, starken Ohrpinseln und eng anliegendem, ungeflecktem, fahlgelbem bis braunrotem, am Bauch und an der Kehle ins Weißliche ziehendem Pelz mit schwarzem Fleck auf der Oberlippe, bewohnt die Wüsten und Steppen Afrikas, Vorderasiens und Indiens, lebt von kleinern Säugetieren und von Vögeln und ist sehr bösartig. In den Oasen der nördlichen Sahara plündert er die Hühnerställe. Gleich dem vorigen wurde er von den alten Ägyptern einbalsamiert, und in Asien scheint man ihn zur Jagd benutzt zu haben. Am Kap dient das Fell gegen Gicht. Der gemeine L. (Tierwolf, F. Lynx L., s. Tafel "Raubtiere III") wird 1-1,3 m lang, 75 cm hoch, mit 15-20 cm langem Schwanz, ist sehr krustig und gedrungen gebaut, hat mächtige Pranken, lange, zugespitzte Ohren mit schwarzen, pinselförmigen Büscheln, steife, lange Schnurren auf der Oberlippe, zweispitzigen Bart, dichten, weichen Pelz; er ist oben rötlichgrau, rotbraun oder graubraun gefleckt, an der Unterseite des Vorderhalses, den Lippen, Augenkreisen und im Innern des Ohrs weiß; der Schwanz ist undeutlich geringelt und hat eine breite, schwarze Spitze, doch ändert der Pelz in Färbung und Zeichnung bedeutend ab. Im Mittelalter fand er sich noch in allen größern Waldungen Deutschlands, doch wurden fast überall die letzten Luchse zu Ende des vorigen und in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts getötet. In Deutsch-Österreich, in den an Rußland grenzenden Teilen Preußens, auch wohl in Bayern kommt er noch bisweilen vor; in der Schweiz ist er selten, in Rußland, Skandinavien und Ostsibirien aber häufig. Er bewohnt dichte Wälder, hält sich oft längere Zeit in einem und demselben Gebiet, schweift aber weit umher und wagt sich bis in die Nähe der Dörfer. Er lebt in der Regel einsam, geht sehr schnell und ausdauernd, springt und klettert vorzüglich, zeigt aber nicht die Anmut seiner Verwandten; er hat scharfes Gesicht und Gehör und beweist überall große List und Vorsicht. Die Stimme ist laut, kreischend und brüllend; auch spinnt und schnurrt er