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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Magni; Magnifĭcat; Magnifīk; Magnifizénz; Magniloquénz; Magnin; Magnoferrīt; Magnolĭa

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Magni - Magnolia.

gelenkt und zwar im ersten Fall durch den Einfluß der horizontalen, im zweiten durch den der vertikalen Komponente. Aus der Größe dieser Ablenkungen läßt sich die relative Größe der beiden Komponenten der Erdkraft und aus deren Verhältnis die Inklination ermitteln. Das zur Messung der Variationen der Intensität des Erdmagnetismus dienende Bifilarmagnetometer besteht, wie das gewöhnliche M., aus einem horizontal schwebenden, mit einem Spiegel versehenen Magnetstab und wird, wie dieses, durch Fernrohr und Skala beobachtet. Dagegen hängt der Stab an zwei parallel nebeneinander herlaufenden und an seiner Mitte befestigten Fäden, welche so lange zusammengedreht werden, bis die Torsion den Magnet zwingt, gerade quer auf der gewöhnlichen Richtung der Magnetnadel stehen zu bleiben. Die Torsion bleibt stets gleich, da aber der Erdmagnetismus an Stärke bald ab-, bald wieder zunimmt, so wird bald die Torsion, bald der Erdmagnetismus überwiegen und den Stab nach der einen oder nach der andern Seite hin bewegen, aus welchen Oszillationen sich die jedesmalige Intensität des Erdmagnetismus ergibt.

^[Abb.: Fig. 2. Magnetometer (zugleich Spiegelgalvanometer).]

Magni (spr. mannji), Pietro, ital. Bildhauer, geb. 1817 zu Mailand, that sich anfangs nur durch kleine genreartige Gestalten von leichter, gefälliger Form, großer Anmut und vorzüglicher Technik hervor, denen später allegorische Figuren und monumentale Porträtstatuen folgten, z. B. eine Statue der Sappho, die Statue Shakespeares für London, der sterbende Abel, mehrere Statuen in der Galerie Vittorio Emanuele. Sein Hauptwerk ist das Denkmal Leonardo da Vincis auf dem Scalaplatz in Mailand (1872). Gleichzeitig und später schuf er eine große Gruppe auf die Eröffnung des Suezkanals, eine Statue des Aristeides und eine Rossinis für das Theater della Scala. Er starb 9. Jan. 1877 in Mailand.

Magnifĭcat (lat.), der mit den Worten: "M. anima mea Dominum" ("Meine Seele erhebet den Herrn") anhebende Lobgesang der Maria im Haus des Zacharias (Luk. 1, 46-55); wird in der katholischen Kirche täglich in der Vesper gebetet.

Magnifīk (franz. magnifique), prächtig, herrlich.

Magnifizénz (lat., "Herrlichkeit, Hoheit"), Titel der Rektoren, Prorektoren und Kanzler der Universitäten (s. Universität) sowie der Bürgermeister in den Freien Städten. Bekleidet ein Fürst die Würde des Rektors, in welchen Fällen dann der ihn vertretende Professor den Titel Prorektor und das Prädikat M. führt, so heißt er Rector magnificentissimus.

Magniloquénz (lat.), Erhabenheit im Ausdruck; Großsprecherei.

Magnin (spr. manjäng), 1) Charles, franz. Litterarhistoriker, geb. 4. Nov. 1793 zu Paris, ward Konservator an der Universität daselbst, machte sich seit 1815 durch einige Poesien und eine Komödie: "Racine, ou la troisième représentation des 'Plaideurs'" (1826), bekannt, war Mitarbeiter an mehreren politischen und wissenschaftlichen Journalen und entwickelte besonders ein sehr bedeutendes kritisches Talent. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Les origines du théâtre moderne" (1838), eine Geschichte der dramatischen Kunst im Mittelalter; "Causeries et méditations historiques et littéraires" (1843, 2 Bde.) und "Histoire des marionnettes" (1852, 2. Aufl. 1862). Auch lieferte er eine Übersetzung der Dramen der Hroswitha (1845). Er starb 8. Okt. 1862. Vgl. Wallon, Notice sur la vie et les travaux de Charles M. (Par. 1875).

2) Joseph, franz. Finanzminister, geb. 1. Jan. 1824 zu Dijon, erbte von seinem Vater, dem Deputierten Magnin-Philippon, ein großes Eisenwerk und nahm in seiner Vaterstadt als Munizipalrat, Generalrat und Präsident des Handelstribunals eine hervorragende Stellung ein, als er 1863 zum Mitglied des Gesetzgebenden Körpers gewählt wurde, in dem er der an Zahl so kleinen Oppositionspartei angehörte. Am 4. Sept. 1870 übernahm er in der Regierung der nationalen Verteidigung das Handelsministerium und leitete während der Belagerung von Paris das Verpflegungswesen. Seit 1871 Mitglied der Nationalversammlung, seit 1876 des Senats, gehörte er zur republikanischen Linken. Im Dezember 1879 übernahm er im Kabinett Freycinet das Finanzministerium und behielt dasselbe auch im Kabinett Ferry. Mit diesem trat er im November 1881 zurück und ward zum Gouverneur der Bank von Frankreich ernannt.

Magnoferrīt, s. Roteisenerz ^[richtig: Roteisenstein].

Magnolĭa L. (Magnolie), Gattung aus der Familie der Magnoliaceen, schöne Bäume und Sträucher mit meist großen und ganzrandigen, immergrünen oder abfallenden Blättern, großen, endständigen, weißen, roten oder blauroten, wohlriechenden Blüten und etwas holzigen Balgkapseln, die zu einem Zapfen zusammengestellt sind, und aus denen die Samen schließlich an einem langen Faden heraushängen. Die Magnolien finden sich in den südlichen Staaten von Nordamerika, in Nordindien, China, Japan und andern Teilen Asiens. M. grandiflora L., ein 22 m hoher Baum in den südlichen Staaten Nordamerikas, mit breit-elliptischen, 15-20 cm langen, auf der Unterseite rostbraunen, immergrünen Blättern und sehr großen, milchweißen Blüten, wird in Frankreich als Alleebaum benutzt und in mehreren Varietäten kultiviert, hält aber bei uns im Freien nicht aus. M. glauca L. (Biberbaum, Sumpfsassafras), ein Strauch von 6-8 m Höhe in den mittlere und südlichen Staaten Nordamerikas, mit länglichen, 11 cm langen, auf der Unterseite blaugrünen, bei uns stets abfallenden Blättern und mittelgroßen, weißen Blüten, wächst in der Heimat in sumpfigen Wäldern und hält bei uns sehr gut aus. Die Rinde und die Wurzeln schmecken aromatisch bitter, riechen sassafrasartig und werden medizinisch benutzt. Die Biber fressen die Rinde und benutzen das schwammige Holz zu ihren Bauten, daher der Name. Während die nordamerikanischen Arten im Sommer blühen, erscheinen bei den ostasiatischen Arten die