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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Maia - Maikäfer.

Māia, im griech. Mythus die älteste der Töchter des Atlas und der Pleione, Geliebte des Zeus, von dem sie in einer Höhle des Bergs Kyllene den Hermes gebar, ward mit ihren Schwestern in das Sternbild der Plejaden versetzt. Vgl. Maja.

Maiapfel, s. Podophyllum.

Maiaufstand, die aufständischen Bewegungen, welche im Mai 1849 in Dresden, in der Pfalz und in Baden ausbrachen und die Durchführung der vom Frankfurter Parlament beschlossenen Reichsverfassung zum Ziel hatten; dieselben wurden in Dresden rasch mit preußischer Hilfe, in Baden erst durch einen Feldzug von preußischen und Reichstruppen unterdrückt.

Maibaum, s. Maifest.

Maiblume, s. Convallaria.

Maiblume, italienische, s. Polygonatum.

Maibrunnen, s. Hungerquellen.

Maidân (arab.), s. v. w. Marktplatz.

Maiden (engl., spr. mehden, "Jungfer"), im Rennsport Bezeichnung für ein Pferd, welches noch kein öffentliches Rennen gewonnen hat. Ein Pferd, welches eine match (s. d.) gewonnen hat, bleibt M.

Maidenhead (spr. méhdenhedd), Stadt in Berkshire (England), in reizender Gegend an der Themse, oberhalb Windsor, mit (1881) 8219 Einw. Dabei das Dorf Bray mit gotischer Kirche, bekannt durch einen Pfarrer aus der Zeit Heinrichs VIII., der, fest entschlossen, als Pfarrer von Bray zu sterben, dreimal seine Religion wechselte. 3 km nördlich Cliefden, der fürstliche Sitz des Herzogs von Westminster.

Maiden speech (engl., spr. méhdn spihtsch), s. Jungfernrede.

Maidstone (spr. mäddston), Hauptstadt der engl. Grafschaft Kent, südöstlich von London, am schiffbaren Medway, von Obstgärten umgeben, hat einen Palast des Erzbischofs von Canterbury, 18 Kirchen (worunter die altertümliche Allerheiligenkirche, 1395 erbaut), ein Grafschaftsgefängnis, Irrenhaus, 3 Freischulen, ein Theater, eine öffentliche Bibliothek und (1881) 29,623 Einw., welche sich namentlich mit Hopfenhandel befassen. In der Umgegend Hopfengärten, Steinbrüche, Papier-, Korn- und andre Mühlen.

Maien, s. Maifest.

Maienwand, s. Mayenwand.

Maier (Meier, vom lat. major), im Mittelalter der Vorsteher von Gutsunterthanen, namentlich unfreien, also s. v. w. Vogt; Verwalter eines Landguts, besonders eines Nebenguts oder Vorwerks, welches deshalb Maiergut oder Maierhof heißt; in Niedersachsen und Westfalen Besitzer eines Bauernguts (Maierguts), welcher kein volles Eigentumsrecht an seinem Gut hat, sondern dem Gutsherrn einen jährlichen Zins (Maierzins) zu entrichten verpflichtet ist, auch nach Ablauf einer Reihe von Jahren sich in seinem Besitz durch eine Art von Lehnsnehmung (Bemaierung) bestätigen lassen muß, worüber ihm der Maierbrief ausgestellt wird. S. Kolonat.

Maifeld, s. Märzfeld.

Maifeld, der Grund, auf welchem der Deich steht.

Maifeld, Landstrich in der Eifel (s. d., S. 371).

Maifest, eine altherkömmliche, durch das ganze nordwestliche Europa verbreitete und früher außerordentlich volkstümliche Feier des neuerwachenden Lebens in der Natur. Dieselbe zerfiel in zwei getrennte Teile, deren erster, die Vertreibung des Winters, an vielen Orten bereits in den Fastenzeiten oder zu Ostern stattfand. Der Winter, durch eine Puppe in Gestalt eines alten Mannes dargestellt, wurde hierbei bekämpft; in dramatischen Spielen besiegt und endlich mit allerlei Zeremonien verbrannt, ins Wasser gestürzt oder aufgehängt. Um damit symbolisch auch alles Ungemach, Krankheit und Tod, die der Winter im Gefolge führt, mit zu verbannen, ward diese Zeremonie auch das Todaustragen genannt. Auf die Verbannung des Winters folgt dann die Einführung des heitern Frühlingsdämons, hier und da am 1. Mai, an andern Orten am Pfingstfest etc. Die Hauptrolle dabei spielt meist das Gesundheits- und Fruchtbarkeitssymbol des Maibaums, gewöhnlich eine stattliche Birke mit eben entfaltetem Blätterschmuck (Maien), die feierlich eingeholt, dann, mit Bändern, Kränzen, Kronen etc. aufgeputzt, in Prozession von Haus zu Haus geführt und schließlich auf einem Hauptplatz eingepflanzt wird, um darum zu tanzen oder die üblichen Spiele zu begehen. An vielen Orten wird der Mai auch noch durch Puppen oder junge Leute personifiziert, die gänzlich in grünes Laub gekleidet werden und danach verschiedene Namen (grüner Georg, Pfingstlümmel, Gras- oder Lattichkönig etc.) erhalten. Nach dem Maibaum findet dann zunächst ein Wettrennen zu Pferde statt, womit in Thüringen, Bayern etc. ein Kranz- oder Bosselstechen verbunden wird. Der Sieger ist für das nächste Jahr Mai-, Blumengraf oder Pfingstkönig, der sich alsbald auch eine Pfingstkönigin wählt und alle beim M. stattfindenden Umzüge und Unterhaltungen als Anführer zu leiten hat. Die wichtigste der weitern Zeremonien besteht in einem Umzug durch die Ortschaft und um die Saatfelder, der gewöhnlich mit Musik und Pomp zu Pferde geschieht (Umritt, Mai- oder Pfingstritt), und mit welchem in Hannover und Westfalen zugleich der erste allgemeine Austrieb des Viehs (Wettaustreiben) stattfindet. Auch das Maientrinken, das der heil. Walpurgis gewidmete Minnetrinken im Maitau, durch welches man sich neue Kraft und Gesundheit für das ganze Jahr zu erwerben hoffte, war weit verbreitet. Ausführliche Schilderungen aller dieser und vieler andrer Gebräuche, die auf sehr alte Zeit zurückgehen, findet man in Mannhardts "Wald- und Feldkulte" (Berl. 1875-77, 2 Bde.) und in Rochholz' "Drei Gaugöttinnen" (Leipz. 1870). Vgl. auch Pabst, Die Volksfeste der Maigrafen (Berl. 1865).

Maifisch, s. Alse.

Maigesetze, Bezeichnung für die während des Kulturkampfs in Preußen und für das Deutsche Reich erlassenen kirchenpolitischen Gesetze, so genannt, weil sie im Mai 1873, 1874 und 1875 erlassen sind (s. Kirchenpolitik).

Maiglöckchen, s. Convallaria.

Maigraf, s. Maifest.

Maikäfer (Melolontha Fab.), Gattung aus der Gruppe der Pentameren und der Familie der Blatthornkäfer (Lamellicornia), besonders repräsentiert durch den gemeinen M. (M. vulgaris L., s. Tafel "Käfer"), 22-23 mm lang, mit sieben-, beim Weibchen sechsgliederiger, kleiner Fühlerkeule, allmählich sich verschmälerndem Aftergriffel, an der Basis gezahnten Klauen, rostfarbenen Fühlern, Beinen und Flügeldecken, rotbraunem, selten schwarzem Brustschild und kreideweißen, dreieckigen Seitenflecken am Hinterleib. Der Käfer fliegt etwa im Mai 3-6 Wochen lang und richtet durch seinen Fraß an Baumlaub großen Schaden an. Die befruchteten Weibchen legen in lockern, humusreichen Boden bis 30 weiße Eier in einigen Häuflein 5-7 cm tief unter der Oberfläche, und nach 4-6 Wochen kriechen die Larven aus. Diese (Engerlinge) sind schmutzig weiß, am hintern Ende schwarzblau durchscheinend, an den hornigen Teilen gelbbraun; ihr querfaltiger