Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

146

Malden - Malefikant.

Paris, den Rest seines Vermögens verschleudert, zog er sich 1821 auf ein Landgut in seiner Heimat zurück, wo er in tragische Liebesverhältnisse geriet. Später begab er sich wieder nach Warschau und starb hier in Dürftigkeit 2. Mai 1826. Eine Gesamtausgabe seiner Dichtungen veranstaltete Bielowski (Lemb. 1838); unter ihnen gilt die episch-lyrische Erzählung "Marya" (Warsch. 1825, oft aufgelegt; deutsch von Vogel, Leipz. 1845; von Zipper, Hamb. 1878) als eine der schönsten Zierden der polnischen Litteratur.

Malden, zum Manihiki-Archipel der Südsee gehörige Insel, 89 qkm (1,6 QM.) groß mit (1877) 79 Einw.; wurde 1864 wegen ihrer Guanolager von England in Besitz genommen.

Malden, Gemeinde im nordamerikan. Staat Massachusetts, am schiffbaren Maldenfluß, der in den Mystic mündet, mit Charlestown bei Boston durch eine 737 m lange Brücke verbunden, hat zahlreiche Fabriken und (1880) 12,017 Einw.

Mal de Naples (franz., spr. mall dĕ nápl, "neapolitanische Krankheit"), frühste Bezeichnung der Syphilis.

Mal di Puna, s. Bergkrankheit.

Maldon (spr. mald'n), Stadt in der engl. Grafschaft Essex, auf steiler Höhe am Einfluß des Chelmer in sein Blackwater genanntes Ästuar, hat ein altes Rathaus, eine Kirche mit dreieckigem Turm (13. Jahrh.), Bau landwirtschaftlicher Maschinen, Salzwerke, Malzdarren, Austernfischerei und (1881) 5468 Einw. Der Hafen ist Schiffen von 200 Ton. zugänglich.

Maldonādo, Küstendepartement des südamerikan. Staats Uruguay, am Atlantischen Ozean, fruchtbares Hügelland mit flacher, den Schiffen gefährlicher Küste (mit sechs Leuchttürmen). M. hat 3480 qkm (63,2 QM.) Oberfläche mit 15,000 Einw., die Landbau (Wein, Datteln, Tabak, Oliven) und Viehzucht treiben. Steinkohlen kommen vor. Die gleichnamige Hauptstadt (San Fernando) liegt auf einem 83 m hohen Hügel, 1,6 km vom Meer, hat 1000 Einw. und ist beliebtes Seebad.

Malēa (Maleä, jetzt Kap Malia), die steil zum Meer abfallende, durch Stürme berüchtigte Südostspitze des Peloponnes; auf ihr wurden besonders Apollon und Pan verehrt.

Maleáchi (Malachias, hebr., "mein Bote"), seiner Stellung im Kanon und wahrscheinlich auch der Zeit nach der letzte der alttestamentlichen Propheten. Der Inhalt seiner Schrift, Strafreden gegen die Übertretung der Kultusgesetze verbunden mit der Ankündigung eines nahen Gerichtstags, weist ungefähr in die Zeit Nehemias. Kommentare zu dem Buch M. lieferten unter andern: Reinke (Münst. 1856), Köhler (Erlang. 1865) und Pressel (Gotha 1870).

Malebranche (spr. mallbrāngsch), Nicolas, franz. Philosoph, geb. 6. Aug. 1638 zu Paris, studierte Philosophie in dem Collège de la Marche und Theologie in der Sorbonne und trat 1660 in die Kongregation des Oratoriums ein. Eine Abhandlung des Cartesius, "De homine", die ihm 1664 in die Hände fiel, veranlaßte ihn zu mehrjährigem Studium der Cartesianischen Prinzipien, als deren Frucht sodann sein durch Originalität des Denkens und gewandte Darstellung ausgezeichnetes Werk "De la recherche de la vérité" (lat.: "De inquirenda veritate", Par. 1674, 3 Bde.; neue Ausgabe von Bouillier, 1880; daraus das 2. Buch: "Traité de l'imagination", besonders, 1880; deutsch, Halle 1776-86, 4 Bde.) erschien. Wir erkennen nach ihm alles, sowohl das Wesen des Geistes als das der Dinge in der Ausdehnung, nur durch die davon in unsrer Seele ruhende Idee. Die Idee ist aber in Gott, und insofern schauen wir alle Dinge in Gott (vision en Dieu) als dem Urgrund alles Seins und Denkens. Mit diesen Ansichten bildet M. in der Geschichte der Philosophie den Übergang von Cartesius zu Spinoza. Von seinen übrigen Schriften, in denen er sich bei aller analysierenden Schärfe des Denkens einer idealistischen Mystik zuneigt, sind hervorzuheben: "Conversations chrétiennes" (Par. 1676); "Traité de la nature et de la grâce" (Amsterd. 1680); "Traité de la morale" (Rotterd. 1684; neue Ausg. von Joly, 1882; deutsch von Reidel, Heidelb. 1831); "Entretiens sur la métaphysique et la religion" (Rotterd. 1688, eine Zusammenfassung seiner Lehren); "Entretiens d'un philosophe chrétien et d'un philosophe chinois sur l'existence et la nature de Dieu" (Par. 1708); "Réflexions sur la prénotion physique" (das. 1715). M. wurde 1699 Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften. Er starb 13. Okt. 1715. Seine "Œuvres" erschienen Paris 1712, 11 Bde.; in neuer Ausgabe von J. ^[Jules] Simon, das. 1859-71, 4 Bde. Vgl. Blampignon, Étude sur M. (Par. 1861); Ollé-Laprune, La philosophie de M. (das. 1870, 2 Bde.); André, La vie du R. P. M., prêtre de l'oratoire (Tours 1886).

Malecki (spr. -ézki), Anton, poln. Gelehrter, geb. 1821 in der Provinz Posen, studierte zu Berlin, war 1845-50 Gymnasiallehrer in Posen, 1850-1853 Professor der Philologie in Krakau, 1854-56 Professor desselben Faches in Innsbruck, 1856-73 Professor der polnischen Litteratur an der Universität zu Lemberg und privatisiert seitdem daselbst. 1881 wurde er zum Mitglied des österreichischen Herrenhauses ernannt. Er veröffentlichte das vorzügliche historische Drama "List żelazny" (Posen 1854; deutsch von Pol: "Der eiserne Brief", 1858), dessen Thema die Leibeigenschaft im 17. Jahrh. bildet, und das Lustspiel "Grochowy wieniec" ("Der Erbsenkranz", das. 1855), ferner eine grundlegende Grammatik der polnischen Sprache (Lemb. 1863), Vorträge über klassische Philologie, endlich das in der polnischen Sprachforschung epochemachende Werk "Gramatyka historyczno-porównawcza jezyka polskiego" ^["Gramatyka historyczno-porównawcza języka polskiego"] ("Historisch-vergleichende Grammatik der polnischen Sprache", das 1879, 2 Bde.). Auch als Litterarhistoriker hat sich M. durch seine Biographie Slowackis (Lemb. 1866, 2 Bde.) und die Ausgabe der Werke dieses Dichters verdient gemacht.

Maledeien (vermaledeien, maledizieren, lat. maledicere), verwünschen, verfluchen, schmähen; Malediktion (Vermaledeiung), Schmähung etc.

Maledetto! (ital.), vermaledeit! verflucht!

Malediven (Maldiva), brit. Korallenarchipel im Indischen Ozean, zwischen 7° 6' nördl. Br. bis 0° 42' südl. Br. und 72½-73½° östl. L. v. Gr., administrativ Ceylon zugeordnet, besteht aus 13 Atollen, welche 175 bewohnte Eilande enthalten. Das Gesamtareal berechnet Engelhardt auf 6773 qkm (126 QM.). Die Einwohner, deren Zahl auf 30,000-150,000 Seelen angegeben wird, sind Ceylonesen, stark gemischt mit Afrikanern; ihre Religion ist der Islam. Sie treiben von ihrem Hauptort Mali, wo der "Sultan der 13 Provinzen und 12,000 Inseln" wohnt, Handel mit Tschittagong, Point de Galle, Malabar, Maskat und führen Kaurimuscheln, Boniten, Schildpatt, Kokosnüsse u. a. aus. Die M. wurden 1340 von Ibn Batuta besucht; 1602 litt Pyrard de Laval hier Schiffbruch und mußte fünf Jahre verweilen. Die Engländer erwarben mit Ceylon eine Oberhoheit über den Sultan. S. Karte "Ostindien".

Malefikánt (neulat.), Übelthäter, Angeklagter.