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Malerei (Deutsche und Franzosen im 19. Jahrhundert).
Rethel (1816-59), der Schöpfer der Fresken im Aachener Rathaus, bildete sich mehr nach Veit. Die von W. Schadow bevorzugte religiöse Kunst fand in Düsseldorf in Ernst Deger (1809-85) den hervorragendsten Vertreter. Mit ihm sind seine Gehilfen bei Ausmalung der Kirche auf dem Apollinarisberg und der Kapelle von Stolzenfels, die Gebrüder Karl und Andreas Müller und J. ^[richtig: F. für Franz] Ittenbach, zu nennen. Sonst übte in der religiösen Kunst am Rhein Ph. Veit, lange Zeit hindurch Vorstand der Kunstschule des Städelschen Instituts zu Frankfurt, den meisten Einfluß, welcher sich besonders in Ed. Steinle (1810 bis 1886) darstellt.
In Berlin behauptete lange Zeit der vorzugsweise nach Raffael gebildete Eklektiker Karl Wach (1787-1845) eine dominierende Stellung als Lehrer. Von größerer Bedeutung war K. Begas (1794-1854), der jedoch schließlich in das Fahrwasser der Düsseldorfer Romantik geriet. Neben ihm sind noch A. v. Klöber, W. Herbig, Ed. Magnus, Ed. Däge, A. Henning und A. Hopfgarten zu nennen. Die Thätigkeit von Cornelius und Kaulbach konnte in Berlin keinen Einfluß üben, da seit der Rundreise der Gemälde von Bièfve und Gallait die koloristische und realistische Richtung die ideale, gleichviel ob klassizistisch oder romantisch, verdrängte.
In den deutsch-österreichischen Landen wirkte Chr. Ruben als Direktor der Akademien in Prag und Wien. Jos. Führich (1800-1876) wurde einer der bedeutendsten Vertreter der religiösen M. unsers Jahrhunderts. In seinem Geist wirkten auch Leop. Kupelwieser und Leop. Schulz. Sonst hat Wien noch E. Engert, K. Blaas und K. Rahl (1812-65), welcher besonders in seinen Schülern und Gehilfen Ed. Bitterlich, Chr. Griepenkerl, A. Eisenmenger, K. Laufberger, Mor. Than und K. Lotz tüchtige Fortsetzer seiner energischen, nach großen Wirkungen strebenden Richtung fand, unter den Historienmalern zu nennen.
Dresden verband die Richtungen Münchens und Düsseldorfs, indem einerseits J. ^[Julius] Schnorr, anderseits Bendemann und Hübner ihre Wirksamkeit dahin verlegten. In der That fand die Schule in K. Peschel, Herm. Wislicenus (geb. 1825), der später nach Düsseldorf übersiedelte, Joh. Zumpe (1819-64) und namentlich Theod. Große (geb. 1829) tüchtige Vertreter. Leipzig bot damals einen minder günstigen Boden, wenn auch Schnorrs Schüler Gust. Jäger dort als Lehrer wirkte. In Stuttgart waren besonders Ant. Gegenbaur (1800-1876) und Bernh. Neher (1806-86) thätig, der erstere noch aus Langers Schule in München, der letztere ein Schüler von Cornelius.
Bildnis und Genre blühten in dieser Zeit besonders in Düsseldorf. Im erstern haben sich die bereits genannten Th. Hildebrandt und K. Sohn vorwiegend bethätigt. Mit ihnen rivalisierten, zum Teil mit größerer Hinneigung zum Realismus, der Fürstenmaler Jos. Stieler in München, die Berliner Wach, Begas und F. Krüger und die Wiener M. Daffinger, J. ^[Josef] Kriehuber und Friedr. Amerling. Im Genre, im humoristischen und ernsten Sittenbild sowie in der Darstellung des ländlichen Lebens, standen die Düsseldorfer obenan. Die Donquichottiaden Ad. Schrödters, die Jobsiaden P. Hasenclevers, die sozialen Tendenzbilder K. Hübners, die Schiffer- und Fischerszenen R. Jordans und H. Ritters wie die norwegischen Darstellungen A. Tidemands, die Bauernbilder Jak. Beckers, die Kinderbilder E. Geselschaps und die Familienbilder J. G. ^[Johann Georg] Meyers aus Bremen sind in erster Reihe zu nennen. Münchens Genremalerei bewegte sich mit Vorliebe in kriegerischen und militärischen Szenen mit Bevorzugung der Pferdemalerei (Alb. Adam, Pet. Heß, D. Monten, J. ^[Joseph] v. Petzl, K. W. v. Heideck). Sonst brachte die Nähe Italiens eine stärkere Vertretung italienischer Szenen mit sich, worin H. Bürkel und Th. Weller sich auszeichneten. Endlich bot das benachbarte Hochland malerische Motive in Fülle (F. Moritz Müller, K. Kaltenmoser, J. A. ^[Johann Adam] Klein, K. Spitzweg, der größte Humorist der ältern Münchener Schule, H. Rhomberg, G. F. Bischoff, K. v. Enhuber). Das elegante Genre ward von J. ^[Johann] Geyer und Gisb. Flüggen vertreten. Zwischen Genre und Landschaft stellte sich das Tierbild, worin Seb. Habenschaden, Rob. Eberle, Friedr. Volz hervorragten. In Berlin war F. E. Meyerheim das Haupt der Genremalerei. In Dresden stand A. Ludw. Richter obenan, in Wien F. G. Waldmüller, Friedr. Gauermann und später Friedr. Friedländer.
Die Landschaft war in München durch Karl Rottmann (1798-1850) am glänzendsten vertreten. Seine italienischen Fresken in den Arkaden des Hofgartens wie seine enkaustischen Gemälde aus Griechenland in der Neuen Pinakothek zeigen seine eminente Begabung für die monumentale Landschaft. Nächst ihm sind auf demselben Gebiet der historischen und stilisierten Landschaften A. W. F. Schirmer (Berlin), K. Marko und Jos. Hoffmann (Wien), J. W. ^[Johann Wilhelm] Schirmer (Düsseldorf und Karlsruhe) und Friedr. Preller (Weimar, der Meister der Odysseelandschaften) hervorzuheben. Die Hochgebirgsmalerei wurde um diese Zeit besonders durch E. Kaiser, H. Heinlein, Chr. F. Morgenstern, M. Haushofer und J. G. ^[Johann Gottfried] Steffan in München kultiviert. Das skandinavische Hochland und Küstengebirge suchte zuerst A. Achenbach (geb. 1815) auf, der schnell zahlreiche Nachfolger (Gude, Leu u. a.) fand.
Achte Periode (1840 bis auf die Gegenwart).
In Frankreich war das koloristische Element durch Delacroix, Decamps (1803-60), Isabey, Diaz u. a. zu jener höchsten Bedeutung gelangt, wonach der Zauber der Farbe und die malerische Erscheinung Endziel der Kunst wurden. Horace Verne (1789-1863) legte durch seine militärischen Geschichts- und Genrebilder wieder das Hauptgewicht auf den Inhalt. Zwischen der Bedeutsamkeit des Inhalts und der koloristischen Richtung vermittelte Paul Delaroche (1797-1856), welchem es gelang, die koloristischen Vorzüge mit den stofflichen harmonisch zu verschmelzen. Ihm verwandt ist Léop. Robert mit seinen italienischen Szenen, dessen rein idealer Auffassung seine Nachfolger V. Schnetz, E. Hébert u. a. eine erhöhte koloristische Stimmung verliehen. Die kühle akademische Richtung von Delaroche führten Cogniet, Couture, P. Baudry, A. Cabanel, J. P. ^[Jean-Paul] Laurent ^[richtig: Laurens] u. a. weiter. Neben der idealistischen M. entwickelte sich seit etwa 1848 eine realistische, deren Haupt Courbet (1819-77) war, und aus welcher sich schließlich die Impressionisten (s. d.) abzweigten. Selbständig nebenher ging die Salon- und Kabinettskunst, welche dem weiten Gebiet des Genres die verschiedensten Richtungen entlockten. J. L. ^[Jean-Léon] Gérôme, Boulanger und L. Hamon malten klassische und orientalische, Robert-Fleury und seine Schüler mittelalterliche und Renaissanceszenen, Meissonier und seine Nachahmer Szenen aus der Zeit Ludwigs XIV. und Ludwigs XV. Von Darstellern des modernen Genres zeichneten sich J. A. ^[Jules-Adolphe-Aimé-Louis] Breton, G. Brion und Ch. Marchal im ländlichen, F. Biard und P. Chevallier im kleinstädtischen Genre aus. Als Porträtmaler sind besonders Bonnat, Carolus-Du-^[folgende Seite]