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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mars; Marsal; Marsala

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Mars (Seewesen etc.) - Marsala.

nördliche Polarregion unsern Blicken entzogen, und wir sind mit der Erforschung derselben auf andre Oppositionen angewiesen. Mit dem von Schiaparelli angewandten Instrument waren helle Flecke auf dunklem Grund oder umgekehrt noch deutlich sichtbar, wenn ihr Durchmesser wenigstens 18 geogr. Meilen betrug, Streifen noch bei 8 Meilen Breite. Die Ländermassen liegen größtenteils in einer äquatorialen, nicht durch größere Meere unterbrochenen Zone, die sich, ältern Beobachtungen zufolge, nach N. bis zum 50. Grad zu erstrecken scheint. Auf der südlichen Hemisphäre sind dann noch zwei weniger dichte Landzonen zu bemerken, von denen die südlichste nur aus zwei großen Inseln besteht. Zwischen diesen Ländermassen breiten sich die Meere aus, die durch ein kompliziertes Netz von Kanälen miteinander verbunden sind. An diesen Kanälen hat Schiaparelli 1882 eine bisher noch unerklärte Erscheinung beobachtet, nämlich eine Verdoppelung, so daß immer 2 parallele Kanäle nebeneinander hinlaufen, und in einigen Fällen hat sich diese Erscheinung fast unter den Augen des Beobachters entwickelt. In den Meeren selbst befinden sich noch hellere Stellen, die aber doch dunkler als die Festländer sind, und die Schiaparelli deshalb als Untiefen oder überschwemmte Ländermassen betrachtet. So sind insbesondere die Meere zwischen der äquatorialen und der zunächst liegenden südlichen Länderzone unterbrochen durch eine Reihe teilweise unter Wasser stehender Halbinseln, die alle von NW. nach SW. gerichtet sind. Die Färbung der Meere ist übrigens nicht überall dieselbe, und im allgemeinen nimmt auf der Südhemisphäre die Dunkelheit vom Äquator nach den Polen zu ab; das Gleiche findet auch infolge des größern Salzgehalts der Meere der Äquatorzone auf der Erde statt. Schiaparelli hat auf seiner Karte den meisten Objekten neue, der Geographie und Mythologie entlehnte Namen gegeben, während Proctor, dem sich auch Terby u. a. anschließen, sich dazu der Namen von Astronomen bedient, die sich um Erforschung des M. Verdienste erworben haben. Neuerdings hat auch Lohse auf Grund seiner Beobachtungen des M. in den Oppositionen 1873, 1877 und 1879 eine Karte veröffentlicht, von welcher Fig. 2 eine Skizze gibt. Die hier angewandte Terminologie ist die Proctorsche. Mit I-IV sind Punkte bezeichnet, die sich sehr genau bestimmen ließen, und welche daher der Zeichnung als Grundlage dienten. Die punktierten Linien stellen die Umrisse dunkler Flecke dar, die 1873, nicht aber bei den spätern Oppositionen beobachtet wurden. Das Zeichen des M. ist ♂.

M. hat zwei Monde, welche Hall in Washington während der Opposition des Planeten 11. und 17. Aug. 1877 entdeckt hat. Ihre Abstände vom Planeten betragen 9370 und 23,420 km. Der innere, Phobos, läuft in 7 Stunden 39 Minuten in der Richtung von W. nach O. um den Planeten, der äußere, Deimos, in 30 Stunden 18 Minuten. Da der M. selbst sich in 24 Stunden 37 Minuten einmal in der Richtung von W. nach O. um seine Achse dreht, also stündlich um 14,62°, während bei den beiden Monden die wahre stündliche Bewegung in derselben Richtung 47,06° und 11,88° beträgt, so hat, vom M. aus gesehen, Phobos eine scheinbare stündliche Bewegung von 47,06-14,62 = 32,44° in der Richtung von W. nach O., und er vollendet seinen scheinbaren Umlauf in dieser Richtung in 11,1 Stunden, während Deimos stündlich scheinbar um 14,62-11,88 = 2,74° nach W. geht, also seinen scheinbaren Umlauf in der Richtung von O. nach W. in 131,4 Stunden oder etwa 5 1/3 Marstagen vollendet. Aus den Abständen und Umlaufszeiten hat Hall die Marsmasse = 1/3,051,000 der Sonnenmasse berechnet. Die Monde sind so klein, daß eine exakte Messung ihrer Durchmesser nicht möglich ist (die sehr unsichern Schätzungen gehen herab bis zu 6-7 km); ihre Sichtbarkeit ist beschränkt auf die Zeiten der größten Annäherung von Erde und M.

Mars, auf Schiffen eine hölzerne oder eiserne Plattform, welche nahe dem Topp (dem obern Ende) der Untermasten auf den Längs- und Quersalingen ruht und von Laien irrtümlich Mastkorb genannt wird (s. Takelage). Der M. hat die Form eines vorn abgerundeten Trapezes, auf Kauffahrern auch die eines Halbkreises. Der M. soll den seitlichen Stütztauen der Marsstenge, welche an seinen Seitenrändern befestigt werden, ein weiteres Auseinanderstraken ermöglichen und Platz für die Leute zum Ausruhen und Manövrieren bieten. In der Mitte hat er ein vierkantiges Loch, durch welches der Topp des Mastes und der Fuß der Marsstenge fahren; die seitlichen Erweiterungen desselben, welche (durch Klappen verschließbar) dazu dienen, bei schwerem Arbeiten des Schiffs die obern (kleinern) Raaen und Stengen an Deck zu geben und unbeholfenen Leuten den Eintritt in den M. zu gestatten (der eigentliche Weg geht außen herum), heißen Soldatengatts. Hinten hat der M. ein eisernes Geländer. Im Gefecht wird der M. mit geeigneten Leuten, Marsgasten, auf großen Schiffen auch mit kleinen Kanonen (Mitrailleusen) besetzt. M. ist auch Vorsilbe für die mit dem M. in Verbindung stehenden Takelungsteile, z. B. Marsbrassen, Marsfall etc.

Mars (spr. mars oder mar), Anne Françoise Hippolyte Boutet-Monvell, franz. Schauspielerin, geb. 5. Febr. 1779 zu Paris, trat in ihrem 13. Jahr in Versailles in Kinderrollen auf, ging drei Jahre später zum Théâtre Feydeau über, wo sie naive Rollen spielte, und ward darauf beim Théâtre français angestellt, wo sie bald der Liebling des Pariser Publikums wurde. Napoleon I. berief sie stets, wo es galt, seine Siege auch auf der Bühne zu feiern. Sie starb 20. März 1847 in Paris, nachdem sie sich bereits 1841 von der Bühne zurückgezogen hatte und bei dieser Gelegenheit zur "inspectrice" der dramatischen Studien am Konservatorium ernannt worden war. Geistreich und liebenswürdig, einfach und natürlich, stets die gebildete Frau verratend, spielte die M. in verschiedenen Fächern. Von Rollen, welche sie gab, und die auch in Deutschland bekannt sind, nennen wir Dona Sol ("Hernani"), Fräulein von Belle-Isle, Henriette ("Gelehrte Frauen"), Susanne ("Figaros Hochzeit") u. a. Vgl. "Mémoires de Mlle. M." (hrsg. von Roget de Beauvoir, Par. 1849, 2 Bde.) und "Confidences de Mlle. M." (das. 1855, 3 Bde.).

Marsal (spr. -ssall), Stadt im deutschen Bezirk Lothringen, Kreis Château-Salins, an der Seille, mit 645 kath. Einw., ehemals eine kleine Festung, die nach kurzer Beschießung 14. Aug. 1870 den Deutschen in die Hände fiel und nach dem Kriege geschleift wurde.

Marsala (spr. marssāla), Stadt in der ital. Provinz Trapani (Sizilien), am westlichsten Punkte der Insel (Kap Boeo) und an der Eisenbahn von Palermo nach Trapani gelegen, ist durch ein Kastell und bastionierte Mauern befestigt, hat einen Dom, ein Rathaus, in welchem ein in der Nähe gefundenes antikes Marmorwerk (zwei Löwen, einen Stier zerreißend) aufbewahrt wird, ein Theater, ein Gymnasium, eine wissenschaftliche Akademie, eine Bibliothek und (1881) 19,732, als Gemeinde 40,251 Einw., die bedeutenden Handel mit Getreide und Öl, mit Soda und dem in den Salz-^[folgende Seite]