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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Marvejols; Marvel; Marwar; Marwitz; Marx

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Marvejols - Marx.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Marutse-Mambunda'

Sklaven betrachten. Der Tribut der letztern besteht in Elefantenzähnen und den Fellen einer grauen Lemurenart, die Steuern der Unterthanen in Feld- und Waldfrüchten, Vieh, Fleisch, Fellen, Kähnen, Waffen und Geräten. Elfenbein und Honig sind Krongut, und ihr Verkauf wird mit dem Tod bestraft. Auch gehören dem König große Ländereien, und er ist gesetzmäßig der alleinige Kaufmann seines Landes. Die Regierung ist eine vollkommen despotische und grausame und wird mit einem großen Zeremoniell von Zauberei und Aberglauben aufrecht erhalten. Ackerbau ist Hauptbeschäftigung, Viehzucht aber wegen der Tsetsefliege in einem beträchtlichen Teil des Landes unmöglich. Die beiden Hauptstädte des Reichs sind Laroe oder Lialui und Neuschescheke weiter südlich, beide am linken Ufer des Sambesi. Vgl. Holub, Eine Kulturskizze des M.-Reichs (Wien 1879), und Depelchin, Trois ans dans l'Afrique australe (Brüssel 1882).

Marvejols (spr. marw'scholl), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Lozère, im schönen Thal des Colagne, an der Bahnlinie Sévérac-M., mit (1886) 4554 Einw., Fabrikation von Serge und Tuch und einem College. Die Stadt ward 1586 den Protestanten entrissen und zerstört, auf Befehl Heinrichs IV. aber wieder aufgebaut.

Marvel, Ik, Pseudonym, s. Mitchell.

Marwar, Staat, s. Dschodhpur.

Marwitz, Friedrich August Ludwig von der, preuß. General, geb. 29. Mai 1777 zu Berlin, trat 1791 in das Regiment Gendarmen, übernahm 1802 die Verwaltung seines väterlichen Guts Friedersdorf im Oderbruch, focht 1806 als Adjutant Hohenlohes bei Jena, bildete dann in Pommern ein Freikorps, nahm nach dem Frieden wieder seinen Abschied und setzte den Reformen Hardenbergs in Wort und Schrift, namentlich auf dem Provinziallandtag, den heftigsten Widerstand entgegen, so daß er 1811 auf die Festung Spandau gebracht wurde, wo er fünf Wochen saß; er wollte vor allem von den Vorrechten des Adels nichts opfern. 1813 befehligte er eine kurmärkische Landwehrbrigade, zeichnete sich 27. Aug. bei Hagelberg aus und überrumpelte 28. Sept. Braunschweig. Nachdem er 1815 eine Brigade der Reservekavallerie befehligt, nahm er 1818 als Generalleutnant seinen Abschied und starb 6. Dez. 1837 in Friedersdorf. Er schrieb: "Die Zäumung mit der Kandare" (Berl. 1852). Seine wertvollen Denkwürdigkeiten erschienen unter dem Titel: "Aus dem Nachlaß Fr. A. Ludwigs v. d. M." (Berl. 1852, 2 Bde.).

Marx, 1) Adolf Bernhard, Musiktheoretiker, geb. 15. Mai 1799 zu Halle, studierte nach dem Wunsch seines Vaters Jurisprudenz, widmete sich aber, nachdem er als Referendar in Halle und Naumburg seine beiden ersten Opern komponiert und sich, um Gelegenheit zu weiterer musikalischer Ausbildung zu erhalten, nach Berlin hatte versetzen lassen, hier bald ausschließlich der Musik, zunächst in Ermangelung jeglicher Subsistenzmittel als Privatlehrer im Klavierspiel, in der Komposition und im Gesang. 1824 begründete er die "Berliner allgemeine musikalische Zeitung", welche er bis 1832 redigierte; auch wurde er Mitarbeiter an Gottfried Webers "Cäcilia" sowie später an dem Schillingschen "Universallexikon der Tonkunst". 1830 wurde er zum Professor der Musik an der Universität zu Berlin und bald darauf auch zum Universitätsmusikdirektor ernannt, welche Ämter er bis zu seinem am 17. Mai 1866 erfolgten Tod bekleidete. Von M.' zahlreichen, zum Teil bahnbrechenden musikwissenschaftlichen Arbeiten sind zu ↔ erwähnen: "Die Kunst des Gesangs" (Berl. 1826); "Über Malerei in der Tonkunst" (das. 1828); "Über die Geltung Händelscher Sologesänge für unsre Zeit" (das. 1828); "Die alte Musiklehre im Streit mit unsrer Zeit" (Leipz. 1841); "Die Musik des 19. Jahrhunderts und ihre Pflege" (das. 1855, 2. Aufl. 1873); "Vollständige Chorschule" (das. 1860); "Anleitung zum Vortrag Beethovenscher Klavierwerke" (das. 1863, 2. Aufl. 1875); namentlich aber seine allbekannten Hauptwerke: "Die Lehre von der musikalischen Komposition" (4 Bde., das. 1837-47 u. öfter; Bd. 1, 9. Aufl. von H. Riemann, 1887) und "Allgemeine Musiklehre" (das. 1839, 10. Aufl. 1884). Auch seine biographischen Werke: "Ludw. van Beethoven, Leben und Schaffen" (Berl. 1858; 4. Aufl. von Behncke, 1884, 2 Bde.) und "Gluck und die Oper" (das. 1862, 2 Bde.) sowie das nach seinem Tod erschienene Werk "Das Ideal und die Gegenwart" (Jena 1867) haben allgemeine Anerkennung gefunden. Von M.' Kompositionen (darunter die Oratorien: "Mose" und "Johannes der Täufer", Musik zu Goethes "Jery und Bätely" sowie kleinere Vokal- und Instrumentalkompositionen) hat keine einen nachhaltigen Erfolg gehabt. Dagegen war seine Lehrthätigkeit eine äußerst erfolgreiche, namentlich von 1850 bis 1855, wo er als Mitdirektor an dem von ihm in Gemeinschaft mit Th. Kullak und Jul. Stern gegründeten Konservatorium wirkte. Auch veröffentlichte er "Erinnerungen" (Berl. 1865, 2 Bde.).

2) Karl, sozialistischer Agitator und Schriftsteller, geb. 5. Mai 1818 zu Trier, wo sein Vater Advokat war, aus ursprünglich jüdischer Familie (Mordechai), studierte in Bonn und Berlin Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie, wurde 1842 Mitarbeiter, dann Redakteur der damals von Camphausen, Hansemann u. a. begründeten liberalen "Rheinischen Zeitung"; die radikale Richtung, welche er der Zeitung gab, bewirkte jedoch schon im folgenden Jahr ihre Unterdrückung. M. siedelte hierauf nach Paris über und gab dort mit Arnold Ruge u. a. 1843 "Deutsch-französische Jahrbücher" und seit 1. Jan. 1844 das extrem sozialistische Blatt "Vorwärts" heraus. Er veröffentlichte in den Jahrbüchern unter anderm: "Einleitung zur Kritik der Hegelschen Philosophie" und 1845 mit Fr. Engels "Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik", eine Streitschrift gegen Bruno Bauer zur Aufklärung des Publikums über "die Illusionen der spekulativen Philosophie" und über "die Idee des Kommunismus als die Idee des neuen Weltzustandes". Im Januar 1845 aus Paris ausgewiesen, begab sich M. nach Brüssel und begann dort mit Fr. Engels sich der praktischen Agitation zu widmen. Er wurde Vizepräsident der Deutschen in der Internationalen demokratischen Gesellschaft und Mitglied des seit 1836 bestehenden kommunistischen geheimen "Bundes der Gerechten". 1847 erschienen von ihm: "Discours sur le libre échange" und "Misère de la philosophie. Réponse à la philosophie de la misère de Proudhon" (Brüssel 1847, deutsch 1885); 1848 veröffentlichte er mit Fr. Engels "Das kommunistische Manifest", in welchem er seine materialistische Geschichtstheorie entwickelte und sein sozialistisches Programm aufstellte. Nach dem Ausbruch der Februarrevolution wurde M. Diktator des Geheimbundes. Im Begriff, als solcher nach Paris zu reisen, wurde er verhaftet und zur Abreise nach Deutschland gezwungen. Als auch hier die Revolution ausbrach, ging M. nach Köln, gab dort seit 1. Juni 1848 die "Neue Rheinische Zeitung" heraus und wurde einer der Führer der revolutionären Bewegung in der Rheinprovinz. Am 16. Mai 1849 ausgewiesen, wandte sich

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 303.