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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Maximilian

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Maximilian (Bayern).

Königs August III. von Polen, kinderlos geblieben war, 30. Dez. 1777 als der letzte der jüngern Hauptlinie des Hauses Wittelsbach. Vgl. Lipowski, Leben und Thaten M. Josephs III. (Münch. 1833).

6) M. Joseph, erster König von Bayern, der Sohn des Pfalzgrafen Friedrich von Zweibrücken-Birkenfeld, geb. 27. Mai 1756 zu Schwetzingen, wurde unter der Aufsicht seines Oheims, des Herzogs Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken, sorgfältig erzogen, trat 1777 als Oberst in ein französisches Regiment und stieg bald bis zum Generalmajor. Von 1782 bis 1789 war er zu Straßburg stationiert. Beim Ausbruch der Revolution schied er aus dem französischen Dienst und kehrte nach Mannheim zurück. Bald darauf trat er in österreichische Dienste und wohnte den ersten Feldzügen des Revolutionskriegs bei. Am 1. April 1795 folgte er seinem Bruder, dem Herzog Karl II. von Zweibrücken, in der Regierung dieses Landes und 16. Febr. 1799 dem Kurfürsten Karl Theodor, mit dem die sulzbachische Linie erlosch, in Bayern. Seine erste Regierungsmaßregel hier war die Begründung eines unabhängigen Ministeriums. Er förderte die Landwirtschaft und den Verkehr, verbesserte den Rechtszustand, schuf eine neue Kriminalordnung, führte eine gleichmäßigere Verteilung der Steuern und Abgaben ohne Rücksicht auf Privilegien ein, hob viele Klöster auf und verwandte das durch die Säkularisation gewonnene Kirchenvermögen zur Hebung der Kultur des Bodens wie zur Förderung der geistigen Bildung des Volkes. Seine auswärtige Politik hingegen war eine durchaus antinationale und nur auf die Vergrößerung seiner Hausmacht berechnet. Durch seinen entschiedenen Anschluß an Napoleon I., der durch die Verheiratung von Maximilians Tochter an Eugen Beauharnais noch mehr befestigt wurde, erhielt er im Frieden zu Preßburg (26. Dez. 1805) die königliche Würde zugesprochen, die er 1. Jan. 1806 annahm, sowie bedeutende Besitzungen in Schwaben und Franken, welche sein Königreich zu einem geschlossenen Ganzen abrundeten, und wurde so der bedeutendste Fürst des Rheinbundes. Nur Tirol konnte M. nicht dauernd behaupten. Durch den Vertrag zu Ried 8. Okt. 1813 trat er den Alliierten bei und sicherte sich die Integrität seiner Staaten und die Souveränität. Auf dem Wiener Kongreß machte er sich als ein Hauptkämpfer für die Souveränitätsrechte bemerklich. Um seinem Lande die segensreichen Institutionen seiner Regierung zu sichern, gab er die Konstitution vom 26. Mai 1818. Gemildert wurde das feste und entschiedene Wesen Maximilians im Privatverkehr durch natürliches Wohlwollen, anspruchslose Einfachheit und Reinheit der Sitten. Er starb 13. Okt. 1825 zu Nymphenburg. Vermählt war er seit 1795 mit Wilhelmine Auguste von Hessen-Darmstadt und seit 1797 mit Karoline Friederike Wilhelmine von Baden. Von seinem Sohn und Nachfolger Ludwig wurde ihm 1835 zu München ein Denkmal (von Rauch) auf dem Max Josephs-Platz gesetzt. Vgl. Söltl, M. Joseph, König von Bayern (Stuttg. 1837); v. Lerchenfeld, Geschichte Bayerns unter M. Joseph (Berl. 1854).

7) M. II. Joseph, König von Bayern, Sohn des Königs Ludwig I. u. Thereses von Sachsen-Hildburghausen, geb. 28. Nov. 1811, studierte seit 1829 in Göttingen und seit 1831 in Berlin und bereiste dann Deutschland, Italien und Griechenland. 1830 zum Generalmajor ernannt, ward er 1836 von seinem Vater in den Staatsrat eingeführt, besuchte 1837-1840 von neuem Italien und Griechenland und wählte dann das reizende Schloß Hohenschwangau bei Füssen, das er sehr geschmackvoll neu aufbauen ließ, zu seinem Lieblingsaufenthalt, wo er im ungezwungenen Umgang mit Gelehrten und Künstlern sich wissenschaftlichen, namentlich historischen, Studien und litterarischer Beschäftigung widmete. Noch 1842 bis 1845 machte er unter der Leitung des Professors Dönniges einen vollständigen staatswissenschaftlichen Kursus durch. Die Abdankung König Ludwigs I. 20. März 1848 berief ihn unerwartet auf den Thron. M. umgab sich zwar mit freisinnigen Räten, setzte aber der Unionspolitik entschiedenen Widerstand entgegen, verweigerte die Anerkennung der Reichsverfassung, näherte sich dagegen Österreich und beteiligte sich an den Schritten, die zur Wiederherstellung des Bundestags und zur Exekution in Hessen und Holstein führten. In der innern Politik folgte Bayern seit 1850 zwar der absolutistischen Richtung; dagegen fand die kirchliche Reaktion bei König M. keine Unterstützung, vielmehr rief er zum Mißvergnügen der ultramontanen Partei ohne Rücksicht auf Konfession eine Reihe wissenschaftlicher Berühmtheiten, namentlich Liebig und Sybel, nach München, zog die Dichter E. Geibel, Bodenstedt u. a. in seine Umgebung und verwandte beträchtliche Summen auf Belohnung ausgezeichneter litterarischer Leistungen. Kränklichkeit verhinderte ihn oft, sich an den Staatsgeschäften zu beteiligen, veranlaßte ihn häufig zu Reisen und ländlichem Aufenthalt und gab seinem Wesen etwas Zurückhaltendes und Schweigsames. 1859 machte er der Reaktionspolitik des Ministeriums v. d. Pfordten mit den schönen Worten: "Ich will Frieden haben mit meinem Volk" ein Ende und beförderte eine wohlwollende, den Wünschen des Volkes entsprechende Regierung des Landes, wie er denn auch darauf bedacht war, die konfessionellen Gegensätze zu mildern. In Bezug auf die brennende deutsche Frage war sein Ziel Aufrechthaltung der Einheit Deutschlands und seiner Fürsten, was er am besten durch die Schöpfung eines engern Bundes der Mittel- und Kleinstaaten neben den beiden Großmächten, der sogen. Trias, zu erreichen hoffte. Doch frei von allem Ehrgeiz und dem Streben nach höherer Macht, schloß er sich auch 1863 mit vollem Herzen dem österreichischen Bundesreformprojekt an, da er bei Österreich ebenso reine Absichten wie bei sich voraussetzte. Um so schmerzlicher berührte ihn Österreichs schleswig-holsteinische Politik und sein Verhalten gegen den Bund. Von einer Reise nach Rom durch den Ausbruch des dänischen Kriegs zurückgerufen, starb er plötzlich 10. März 1864. Vermählt war er seit 1842 mit der Prinzessin Maria Hedwig, Tochter des Prinzen Wilhelm von Preußen, die ihm zwei Söhne, Ludwig, seinen Nachfolger, geb. 25. Aug. 1845, und Otto, geb. 27. April 1848, gebar. Nach dem Entwurf von Zumbusch ist ihm in München ein prächtiges Denkmal errichtet (s. Tafel "Bildhauerkunst IX", Fig. 7); andre Standbilder von M. stehen in Lindau (von Halbig) und Baireuth (von Brugger). Vgl. Söltl, Max II. (2. Aufl., Augsb. 1867); Bodenstedt, Eines Königs Reise. Erinnerungsblätter an König Max (Leipz. 1879).

8) M. Joseph, Herzog in Bayern, Sohn des 3. Aug. 1837 verstorbenen Herzogs Pius August aus der Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld, geb. 4. Dez. 1808 zu Bamberg, wurde unter der Leitung seines Großvaters, des Herzogs Wilhelm, erzogen und bezog 1826 die Universität München, wo er sich vorzüglich mit Geschichte, Staatswirtschaftslehre und Naturgeschichte beschäftigte. 1827 volljährig geworden, trat er in die Kammer der Reichsräte ein. 1838 besuchte er Athen, Konstantinopel, Ägypten und Nu-^[folgende Seite]