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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mélac; Melaena; Melaleuca; Melampodīden; Melampsora; Melampūs; Melanämīe

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Mélac - Melanämie.

veralteten griechischen Quellen, welcher neben dem Geographischen auch das Sittengeschichtliche berücksichtigt. Beste Ausgaben: von I. ^[Isaac] Voß (Franeker 1700), Tzschukke (Leipz. 1806) und Parthey (Berl. 1867). Vgl. Fink, Pomponius M. und seine Geographie (Rosenheim 1881).

Mélac (spr. -lack), Graf von, franz. General, trat früh in Militärdienste und wurde 1689 Maréchal de Camp. Von Ludwig XIV. mit der Verwüstung der Pfalz beauftragt, ließ er Mannheim, Heidelberg und viele andre Städte niederbrennen. Als Kommandant von Landau verteidigte er diese Festung zwar tapfer gegen den Markgrafen von Baden, mußte sie aber endlich doch 1702 übergeben. Zum Grafen und Generalleutnant ernannt, fiel er 12. Sept. 1709 in der Schlacht bei Malplaquet.

Melaleuca L. (Kajeputbaum), Gattung aus der Familie der Myrtaceen, große Sträucher und Bäume, mit zerstreut stehenden, selten gegenständigen, meist kleinen oder schmalen, starren Blättern, dichte Köpfchen oder Ähren bildenden Blüten, zu einem Laubsproß weiter wachsender Blütenstandsachse und dreifächerigen Kapseln mit zahlreichen eckigen Samen. Etwa 100 australische Arten. M. Leucadendron L. (Weißbaum) ist ein schöner, bis 27 m hoher Baum, mit unten schwarzem, oben weißem Stamm, oft schwammiger, in dünne Lagen abblätternder Rinde, elliptischen bis lanzettlichen Blättern, 4-12 cm langen Blütenähren, weißen Blüten, langen, weißlichen bis purpurnen Staubgefäßen und kugeliger bis halbkugeliger Frucht, wächst in Hinterindien, auf den Malaiischen Inseln, in Nord-, Ostaustralien und Neusüdwales. Diese Art variiert ungemein stark, und auf den Malaiischen Inseln, besonders auf Buru, kommt eine Form mit fast kugeligen Blütenständen und seidig behaarten Blüten vor, aus deren Blättern man das ätherische Kajeputöl bereitet. Aus dem Bast gewinnt man einen wergartigen Faserstoff. M. genistaefolia Sm. (weißer Theebaum) ist ein Baum in Neusüdwales, wo der Absud der Blätter statt des chinesischen Thees getrunken wird. Alle Arten der Gattung zeichnen sich durch ihren schönen, gefälligen Wuchs aus und sind eine Zierde der Gewächshäuser.

Melampodīden, s. Melampus.

Melampsora, s. Rostpilze.

Melampūs ("Schwarzfuß"), im griech. Mythus Sohn des Amythaon und der Eidomene, Bruder des Bias, war als Seher und Arzt berühmt. Ein paar Schlangen, welche er aufgezogen, leckten ihm einst, während er schlief, die Ohren, und infolgedessen verstand er fortan die Stimmen der Tiere, die ihm Zukünftiges vorhersagten. Als sein Bruder Bias die Pero, Tochter des Neleus, nur dann zur Gattin bekommen sollte, wenn er die Rinder des Phylakos als Brautgabe bringe, versuchte M., für ihn die Rinder zu rauben, wurde aber ergriffen und ins Gefängnis geworfen. Hier erfuhr er durch die Würmer im Holze des Daches, daß das Haus bald einstürzen werde, und verlangte deshalb, schnell in ein andres Gemach gebracht zu werden, worauf jenes zusammenstürzte. So von seiner Sehergabe überzeugt, verspricht ihm Phylakos, die Rinder zu geben, wenn er seinen Sohn Iphiklos (s. d.) von einer Krankheit, an der er von Jugend auf litt, heile. Durch einen Geier erfährt M., daß Iphiklos' Leiden herrühre vom Schreck über ein blutiges Messer, mit dem sein Vater einst Böcke verschnitten und dann den Sohn bedroht hatte, worauf er es in einen Baum gestoßen, wo es inzwischen verwachsen sei; nehme Iphiklos den abgeschabten Rost desselben ein, so werde er Heilung finden. M. findet das Messer auf, heilt den Kranken und gewinnt so dem Bruder die Braut. Später zieht er nach Argos, wo er die vom Wahnsinn befallenen Töchter des Königs Prötos heilt und dafür eine derselben, die Iphianassa, zur Gemahlin sowie ein Dritteil des Königreichs zum Lohn erhält. M. wurde der Stammvater eines ganzen Geschlechts von Sehern (Melampodiden) und war nach Herodot auch Gründer des Dionysosdienstes in Griechenland.

Melaena (Morbus niger Hippocratis), durch Blutung bedingte Abgänge schwarzer Massen aus Mund und After. M. neonatorum beruht auf Blutungen aus Magendarmgeschwüren oder auf Blutungen aus den Kapillargefäßen des Magens und Darms infolge einer allgemeinen Erkrankung.

Melanämīe (griech., schwarzes Blut), eigentümlicher Krankheitszustand, bei welchem schwarze Farbstoffmoleküle in größerer oder geringerer Menge im Innern der Blutgefäße vorkommen. Da die M. stets nur nach vorausgegangenen schweren Wechselfiebern auftritt, so hält man das Malariagift, welches die Ursache des Wechselfiebers ist, auch für die Ursache der M. Die Farbstoffmoleküle, welche aus dem Blutfarbstoff hervorgegangen sind, sind mikroskopisch klein, rundlich oder eckig, schwarz, seltener braun oder rötlich. Sie liegen entweder einzeln, oder mehrere derselben bilden, von einer fibrinähnlichen Substanz umgeben, größere Klumpen und Schollen. Neben ihnen kommen auch pigmentierte Zellen vor, welche teils farblosen Blutkörperchen, teils den Epithelzellen der feinsten Milzvenen gleichen. Außer im Blut findet sich das schwarze Pigment vorzugsweise noch in der Milz und Leber, in der grauen Gehirnsubstanz, in den Nieren und Lungen. Es bewirkt eine eigentümliche schwarze Färbung dieser Organe sowie ein fast aschgraues Aussehen der Haut. Die Hauptbildungsstätten des Farbstoffs sind in schweren Fällen von M. die Haargefäße des Gehirns und Rückenmarks, in leichtern nur jene der Leber und Milz. Sehr viele Fälle von M. veranlassen keine nachweisbare Störung in den Funktionen der mit Pigment überladenen Organe. Es sterben aber auch Kranke oft schnell unter schweren Gehirnsymptomen, und man findet bei der Sektion die Zeichen der M., namentlich eine Anhäufung von Pigment in den Gehirngefäßen oder gleichzeitig kleine Blutextravasate im Gehirn. Es ist demnach sehr wahrscheinlich, daß die Verstopfung der Gehirngefäße mit Pigment, und zwar mit oder ohne Zerreißung der Kapillargefäßwände, den Gehirnsymptomen bei schweren Malaria-Erkrankungen zu Grunde liegt. Diese Gehirnsymptome bestehen teils in heftigen Kopfschmerzen und Schwindel, teils in Delirien, Konvulsionen, hauptsächlich aber in vollständiger Bewußtlosigkeit. Man hat bei M. auch Unterdrückung der Harnsekretion, Eiweißharnen oder Blutharnen, erschöpfende Darmblutungen, sehr reichliche Diarrhöe, akute Bauchwassersucht und kleine Blutextravasate unter dem Bauchfell beobachtet, ohne daß man diese Symptome zu deuten weiß. Die M. ist an sich nicht zu kurieren; man muß ihr vorzubeugen suchen, indem man das Individuum vor schweren Wechselfiebern schützt oder letztere entsprechend behandelt. In frischen Fällen von M. ist die Darreichung von Eisenpräparaten und eine kräftigende Diät nötig, weil der massenhafte Untergang von roten Blutkörperchen eine bleichsüchtige Beschaffenheit des Bluts bewirkt. Da viele Symptome der M. intermittierend auftreten, so hat man dagegen Chinin gegeben und häufig Besserung beobachtet.