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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mensurālnotenschrift; Mentăgra; Mentāl; Mentāna; Mente captus; Mentel; Menter; Mentha

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Mensuralnotenschrift - Mentha.

schichte der Musik"). Das Studium ihrer Theorie und ältern Praxis ist wesentlich erleichtert worden durch die Arbeiten und Sammelwerke Gerberts von Hornau und E. de Coussemakers, in denen die Schriften der berühmtesten Mensuralisten (Franco, de Vitry, de Muris, Tinctoris etc.) abgedruckt sind.

Mensurālnotenschrift, die ungefähr zu Anfang des 12. Jahrh. erfundenen Noten von bestimmbarer Zeitdauer (mensurabilis = meßbar) im Gegensatz zu den Noten der musica plana (s. Choralnote). Die M. wurde nötig, als man anfing, dem Cantus firmus (Tenor) des Gregorianischen Gesanges eine zweite Stimme gegenüberzustellen (Discantus). Die bis Ende des 13. Jahrh. allein zur Anwendung kommenden Notenwerte der M. waren: die Longa ^[img], Brevis ✉ und Semibrevis ♦ sowie die Duplex Longa oder Maxima ^. Erst gegen 1300 kamen die kleinern Werte der Minima ^ und Semiminima ♪ auf. Zu Anfang des 15. Jahrh. führte man statt dieser schwarzen die weißen Noten ein und behielt die Schwärzung nur für die kleinsten Notenwerte, für die größern aber nur zur Anzeige besonderer Mensuralverhältnisse bei. Die Zeichen erhielten daher nun die Gestalt: Maxima ^, Longa ^, Brevis ^, Semibrevis (unsre ganze Taktnote) ^, Minima (die Halbe) ^, Semiminima (das Viertel) ^ oder ^, Fusa (das Achtel) ^ oder ^, Semifusa (das Sechzehntel) ^ oder ^. Wie die Notenzeichen von der Semiminima an, waren auch die Pausezeichen von der Fusa abwärts eine Zeitlang schwankend, nämlich ^ oder ^ (Achtel), ^ oder ♪ (Sechzehntel), bis endlich hier wie dort die in zweiter Linie gegebenen Zeichen alleinherrschend wurden. Vgl. Ligatur. Die heute übliche Rundung der Notenzeichen war in der gewöhnlichen Schrift schon im 16. Jahrh. üblich (nur nicht bei den Kalligraphen), wurde aber, abgesehen von dem vereinzelten Versuch des Carpentras (1532), im Druck erst gegen 1700 eingeführt. Vgl. H. Bellermann, Die Mensuralnoten u. Taktzeichen im 15. und 16. Jahrhundert (Berl. 1858); Jacobsthal, Die Mensuralnoten im 12. und 13. Jahrhundert (das. 1871); Riemann, Studien zur Geschichte der Notenschrift (Leipz. 1878); Derselbe, Musiklexikon (3. Aufl., das. 1887).

Mentăgra (lat.-griech.), s. v. w. Bartfinne.

Mentāl (lat.), auf den Geist (mens) bezüglich, geistig; besonders: nur in Gedanken (nicht mit Worten) ausgesprochen; daher Mentalrestriktion oder -Reservation, s. v. w. Gedankenvorbehalt (s. Eid, S. 365).

Mentāna, Dorf in der ital. Provinz Rom, bei Tivoli, mit Kastell und (1881) 966 Einw., im Altertum als Nomentum durch eine gute Weinsorte bekannt, in der neuesten Zeit berühmt geworden durch die Niederlage, welche Garibaldi 3. Nov. 1867 daselbst erlitt. Da derselbe bis Monterotondo vorgedrungen war, aber einen Angriff auf Rom nicht wagen konnte, gab er auf die Kunde von der Landung der Franzosen in Civitavecchia und dem Überschreiten der Grenze des Kirchenstaats durch die italienische Armee sein Unternehmen auf, wurde aber, 4000 Mann stark, auf dem Abzug nach den neapolitanischen Gebirgen bei M. von den päpstlichen Truppen, 3000 Mann unter General Kanzler, welchen die französische Brigade Polhés als Reserve folgte, 3. Nov. angegriffen. Die Garibaldiner hielten tapfer stand, und es entwickelte sich ein hartnäckiges, blutiges Gefecht. Aber als selbst die päpstlichen Zuaven die feindliche Stellung nicht erstürmen konnten, griffen nach 2½stündigem Kampf die Franzosen ein und warfen die Freischaren, welche am andern Morgen auch M. übergaben. 1000 Freischärler waren gefallen, 1400 wurden gefangen genommen, der Rest auf dem weitern Rückzug von den Italienern entwaffnet. 1877 ward zu Ehren der Garibaldiner ein großes Denkmal bei M. enthüllt.

Mente captus (lat.), beschränkten Verstandes; stumpf-, blödsinnig.

Mentel (Mentelin), Johann, Buchdrucker zu Straßburg bis 1478, ward lange Zeit als Erfinder der Buchdruckerkunst ausgegeben. S. Buchdruckerkunst, S. 549.

Menter, Sophie, Klavierspielerin, geb. 29. Juli 1848 zu München, Tochter des ausgezeichneten Cellisten Joseph M. (gest. 1856), besuchte das dortige Konservatorium, genoß dann noch Unterricht bei Niest in München und wurde später Liszts Schülerin. Schon mit dem 15. Jahr machte sie Kunstreisen nach Stuttgart und der Schweiz; 1867 spielte sie mit Beifall in einem Gewandhauskonzert in Leipzig, worauf sie in Berlin, Wien und in Ungarn mit gleichem günstigen Erfolg konzertierte. Ihre Glanzleistungen sind Chopins und besonders Liszts Klavierkompositionen. 1872 verheiratete sie sich mit dem Violoncellisten Popper, von dem sie sich aber wieder trennte. Anfang der 80er Jahre übernahm sie eine Professur am Petersburger Konservatorium, gab dieselbe jedoch 1887 wieder auf.

Mentha L. (Münze, Minze), Gattung aus der Familie der Labiaten, ausdauernde, aromatische, meist behaarte Kräuter mit kriechender Wurzel, gegenständigen, meist gesägten Blättern und kleinen, in meist vielblütigen Scheinwirteln bald unterbrochene Ähren mit laubigen Tragblättern, bald dichte Ähren mit kleinen Hochblättern bildenden Blüten. Die Arten dieser vorzüglich gemäßigte Klimate bewohnenden Gattung sind schwer zu umgrenzen und bilden auch leicht Bastarde, die sich durch Ausläufer vermehren und bisweilen die Stammarten verdrängen. Die Pfefferminze (M. piperita L.), mit einjährigen, krautartigen, 50-100 cm hohen Stengeln, gestielten, eilänglichen, spitzen, gesägten, kahlen Blättern, endständigem, an der Basis unterbrochenem Blütenschwanz und bläulichlila gefärbten Blüten, wächst in England, vielleicht auch in Süddeutschland, wird vielfach kultiviert, besonders bei Mitcham in Surrey, in Michigan und New York. Die Blätter riechen stark eigentümlich, flüchtig balsamisch, schmecken angenehm gewürzhaft, anfangs erwärmend, dann auffallend kühlend; sie enthalten als wesentlichen Bestandteil ätherisches Pfefferminzöl (s. d.), sind offizinell und werden besonders als Theeaufguß bei Kardialgie und Kolik, äußerlich zu aromatischen Kräutern, Umschlägen und Bädern benutzt. (Vgl. Roze, La Menthe poivrée, sa culture, ses produits etc., Par. 1868.) Die Mentha-Arten, von denen viele bei uns wild vorkommen, zeigen sich in Behaarung, Blattform und Blütenstand, besonders im kultivierten Zustand, höchst veränderlich, und bei einigen werden die Blätter in der Kultur blasig, runzelig, am Rand wellig. So entsteht die Krauseminze, deren Geschmack minder angenehm, nicht kühlend ist. Die offizinelle Krauseminze ist eine Varietät von M. piperita L., nach andern von M. aquatica L., sie treibt einjährige, krautige Stengel, hat kurzgestielte oder sitzende, rundlich eiförmige, spitze, gesägte Blätter, auf den Blattnerven, am Sten-^[folgende Seite]