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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mexiko

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Mexiko (Bundesrepublik: Bodengestalt, Klima).

den Küsten selbst hervorzutreten. Der Golf wird durchkreist von der gewaltigen Meeresströmung, die nach ihrem Heraustreten aus der Floridastraße als Golfstrom quer durch den Atlantischen Ozean zieht. Der südliche Abschnitt des großen Wasserbeckens heißt Campechebai, der nordöstlichste die Appalachenbai. Im Meerbusen selbst liegen wenige kleine Inseln; an den seichten Ufern ziehen sich viele größere und kleinere Nehrungen und Haffe hin. Vorgebirge sind: San Pedro, San Juan, Zapotitlan, Morillos an der Küste von Mexiko, Cap au Fer in Louisiana, St. Blasius und Roman in Florida. Die bedeutendsten Häfen sind die von Veracruz in Mexiko, New Orleans in Louisiana, Pensacola in Florida, Havana auf Cuba. Unter den Flüssen, welche der Golf von Mexiko, meist unter Bildung ausgedehnter Deltalandschaften, aufnimmt, sind mehrere sehr bedeutend, z. B. der Mississippi und der Rio del Norte; von geringerer Bedeutung sind: der Pearl, Chattahoochee, Alabama, Sabine, Trinidad, Brazos, Colorado, San Antonio, Tabasco (Grijalva). S. Karte "Mexiko".

Mexiko (Estados unidos de Mejico, spr. mehchiko; hierzu die Karte), Bundesrepublik im südlichsten Teil von Nordamerika, zwischen 14° 56' und 32° 22' nördl. Br., zur Hälfte in der gemäßigten, zur Hälfte in der heißen Zone gelegen, grenzt gegen N. an das Gebiet der Vereinigten Staaten, gegen O. an den Golf von M., das Antillenmeer und Britisch-Honduras, gegen W. und S. an den Stillen Ozean und Guatemala. Der Flächeninhalt beträgt 1,946,292 qkm (35,554,8 QM.). Der Form nach einem nach N. geöffneten Füllhorn ähnlich, bildet M. eine von NW. nach SO. verlaufende, allmählich schmäler werdende Landenge, von der sich im NW. und SO. je eine größere Halbinsel (Unterkalifornien und Yucatan) abzweigt. Zum Seegebiet von M. gehören außer dem Golf von M. der Meerbusen von Kalifornien (Mar vermejo), welcher die Halbinsel Unterkalifornien von Sonora trennt, und der Meerbusen von Tehuantepec im Stillen Ozean. Die bemerkenswertesten Meeresbuchten sind: die Bai von San Sebastiano Viscaino, die Bahia de Ballenas und die Bai de la Magdalena an der Westküste der Halbinsel Kalifornien, die Baien von San Blas und von Telupan und am Mexikanischen Meerbusen die beiden offenen Baien von Campeche und Coatzacoalcos. Die Inseln, welche zu M. gehören, sind von untergeordneter Bedeutung; die größern sind: Angel de la Guardia und Tiburon im Kalifornischen Meerbusen, Guadalupe, Cedros, die Revilla Gigedo-Gruppe und die drei Marieninseln im Stillen Ozean, Cozumel an der Ostküste Yucatans, Carmen und einige andre Laguneninseln im Mexikanischen Meerbusen.

[Bodengestaltung.] Das Land ist seiner Bodengestaltung nach ein gebirgiges Tafelland, das durch die Landenge von Tehuantepec (212 m) von den zentralamerikanischen Kordilleren geschieden wird und sich steil auf der einen Seite nach dem Golf von M., auf der andern zum Stillen Ozean abstuft. In der Mitte liegt im S. zuerst die Hochebene von Oajaca; weiterhin beginnt das mexikanische Tafelland, das man in den südlichen Teil, das Plateau von Anahuac, und den nördlichen teilt. Das Plateau von Anahuac ist ein zusammenhängendes Massengebirge, aus einer Menge einzelner, durch Hügelreihen gesonderter Ebenen zusammengesetzt, welche von etwa 1000 zu 3000 m Höhe ansteigen, und über die vereinzelte Berge bis gegen 5500 m sich erheben. Die drei höchsten dieser vulkanischen Spitzen sind: der Popocatepetl (5420 m), der Citlaltepetl oder Vulkan von Orizaba (5450 m), der Ixtaccihuatl ^[richtig: Iztaccihuatl] (5205 m). Zwischen 20 und 24° nördl. Br. wird die Massenerhebung von einzelnen bis 3000 m hohen Höhenzügen durchschnitten und im N. durch das sogen. Sierra Madre-Plateau (1400 m) von den Rocky Mountains geschieden. Die Halbinsel Kalifornien wird von einer Bergkette durchzogen, welche in den Tres Virgines die Höhe von 2152 m erreicht. Die Küstenstriche am Golf von M. sind, wie jene längs des Stillen Ozeans, eben; die erstern sandig, sumpfig und ungesund, die letztern steiler, doch heftigen Stürmen ausgesetzt. Die wichtigsten Vorgebirge sind das Kap von San Lucas in Unterkalifornien, das Cabo Corrientes an der Küste von Jalisco und das Kap von Catoche an der Küste von Yucatan. Was die Gewässer Mexikos anlangt, so berühren zwei große Ströme nur die Grenze des Landes, nämlich der Rio Grande del Norte und der Colorado des Westens. Die übrigen Flüsse haben einen verhältnismäßig kurzen Lauf, starkes Gefälle und leiden dazu in einigen Gegenden oft an Wassermangel. Ihre Mündungen sind sämtlich durch Barren geschlossen. Der bedeutendste Fluß ist der Rio Grande de Santiago, welcher durch den Chapalasee fließt und nördlich von San Blas in den Stillen Ozean mündete; er hat eine Länge von 867 km. Sonst verdienen noch Erwähnung die dem Golf von M. zuströmenden Flüsse von Panuco (450 km), Coatzacualcos, Tabasco und Usumacinto. Mehrere Flüsse des Hochlandes, namentlich im N., verlieren sich in salzige Lagunen. Thermen und Mineralquellen finden sich in M. viele, besonders auf der Hochebene in den Staaten M., Guanajuato und Aguas Calientes, aber auch in Chiapas und Tabasco. Unter den ziemlich zahlreichen Binnenseen sind der Chapalasee (s. d.) auf der Hochebene von Jalisco und die Seen von Tezcuco und Chalco in der Nähe der Hauptstadt die bemerkenswertesten. Längs der flachen Küste findet sich eine ausgebildete Lagunenformation, die durch Öffnungen mit dem Meer verbunden ist und Salzwasser enthält.

[Klima.] Die mannigfaltige Abstufung des Tafellandes von den niedrigen Küstenstrichen bis über 2300 m bringt eine große Mannigfaltigkeit des Klimas und der Vegetation hervor, und das Vorherrschen des höhern Plateaulandes gibt M. im ganzen den Charakter eines ausnehmend gesunden, gemäßigten Landes mit ewigem Frühling, eingeschlossen von heißen Vorterrassen und Küstenstrichen von echt tropischem Charakter und wiederum vereinzelte Hochregionen des Frostes einschließend. Man unterscheidet daher drei Zonen oder Landstriche: die heiße Region (tierra caliente), welche die beiden Küstenterrassen einnimmt, mit den tropischen Erzeugnissen der Bananen, des Kaffees und Kakaos, der Vanille, Baumwolle und der Farbhölzer, zugleich mit gefährlichen Krankheiten im Sommer; die gemäßigte Region (tierra templada), von 1000-2000 m, mit einer Mittelwärme von 20 und 21° C. und ewiger Frühlingsmilde; die kalte Region (tierra fria), von 2000 m an aufwärts, mit einer Mittelwärme von 16° C. in den untern Teilen, mit Tannen und zuweilen anhaltendem Froste. Der Norden des Landes hat vier Jahreszeiten, während vom 28.° nördl. Br. nach S. nur zwei Jahreszeiten herrschen: die nasse von Mitte Mai bis Ende September und die trockne von Oktober bis Mitte Mai. Die täglichen Temperaturschwankungen sind im Winter sehr groß, und schneidende Nordwinde machen ihren Einfluß noch bis 15° nördl. Br. geltend. Veracruz hat eine Mitteltemperatur von 25,1° C., Puebla (2170 m) von 15,8°