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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Meyerbeer

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Meyer (Politiker etc.) - Meyerbeer.

Damals griff er den Plan der Werraeisenbahn auf, dessen Ausführung zu dem Gedeihen oben erwähnter Pläne in engster Beziehung stand. Es gelang ihm auch, die Mittel zu seiner Ausführung zu finden, als im entscheidenden Moment der Plan selbst seinen Händen entwunden ward, um von andern ausgeführt zu werden. Schon längere Zeit schlagflußähnlichen Anfällen ausgesetzt, erlag er einem solchen 27. Juni 1856. Es lag in der Natur dieses weitblickenden Geistes, im Erkennen wirtschaftlicher Keime seiner Zeit um ein Menschenalter voraus zu sein; daher das augenblickliche Mißlingen der Mehrzahl seiner industriellen Unternehmungen, während im großen und ganzen seine grundlegenden Ideen von einer spätern Zeit thatsächlich zur Ausführung gebracht worden sind. Parteihaß, Mißgunst und Unverstand haben selbst den Toten mit Verunglimpfungen nicht verschont; aber seine geniale Begabung, seine unerschöpfliche Thatkraft hat niemand zu leugnen vermocht. Sein Charakter als Mensch war ohne Makel. Das umfangreiche Verlagsgeschäft wurde mit allen Geschäftszweigen von Meyers einzigem Sohn, Hermann Julius, dem Herausgeber des vorliegenden Werkes, 1874 nach Leipzig verlegt.

17) Bernhard, Ritter von, ultramontaner Politiker, geb. 13. Dez. 1810 zu Sursee im Kanton Luzern, studierte erst in seiner Heimat, dann 1832-1835 in Deutschland und Frankreich Philosophie und die Rechte, wurde 1836 zweiter Staatsschreiber in Luzern und trat in der politischen Bewegung erst als Liberaler auf, ging aber allmählich ins Jesuitenlager über. Die ultramontane Partei wählte ihn 1841 zum ersten Staatsschreiber des Kantons, den er fortan auch auf der Tagsatzung vertrat. Mit Siegwart Müller an der Spitze der "Religionsfreunde" stehend, sprach er zwar gegen die Berufung der Jesuiten nach Luzern, war aber einer der Gründer des Sonderbundes und wurde 1847 nach Wien gesandt, um Waffen und Geld für denselben zu erlangen und bei Metternich die Intervention der Mächte zu betreiben. Nach Niederwerfung des Bundes 1847 flüchtete er nach Wien, 1848 nach München, von wo er 1851 nach Österreich berufen und Sektionsrat im Ministerium des Innern unter Bach wurde. An den Verfassungsarbeiten des letztern und dem Konkordat hatte er einen bedeutenden Anteil und war Preßleiter. Unter Schmerling ward er in die innere Verwaltung versetzt, von Belcredi aber zum Vorstand des Präsidialbüreaus und Protokollführer der Ministerkonferenz ernannt. Er verfaßte die meisten Thronreden und Manifeste. Unter Beust ließ er sich pensionieren. Er starb 29. Aug. 1874. Sein Sohn gab nach seinem Tod seine "Erlebnisse" (Wien 1875, 2 Bde.) heraus, deren erster Band über den Sonderbundskrieg interessantes Material enthält.

18) Wilhelm Leutold von, preuß. Abgeordneter, gewöhnlich M.-Arnswalde genannt, geb. 11. Dez. 1816 zu Berlin, studierte in Halle, Bonn und Berlin Jura und Cameralia, trat dann in den Staatsdienst und wurde 1846 Landrat des Kreises Arnswalde, in dem sein Rittergut Helpe liegt. 1865 wurde er geadelt. Schon 1849 war er Mitglied der Zweiten Kammer, 1849-53 des Abgeordnetenhauses, dem er 1870-73 und dann wieder seit 1876 angehörte. Er schloß sich der konservativen Partei an, deren Grundsätze er mit Mut und Gewandtheit gerade in den Zeiten, wo die liberale Partei die Mehrheit hatte, vertrat, während er sich auch der Regierung gegenüber die Unabhängigkeit seines Urteils entschieden wahrte.

19) Alexander, Nationalökonom und Publizist, geb. 22. Febr. 1832 zu Berlin, studierte daselbst die Rechte und widmete sich der journalistischen Laufbahn. Er war 1866-71 Sekretär der Handelskammer in Breslau, hierauf bis 1876 Generalsekretär des deutschen Handelstags in Berlin und dann bis 1879 Chefredakteur der "Schlesischen Presse" in Breslau. Er lebt wieder in Berlin. Seit 1876 ist er Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, seit 1881 des Reichstags, wo er anfänglich der nationalliberalen Partei, nach der Sezession der deutschen freisinnigen Partei angehörte.

20) Rudolf Hermann, volkswirtschaftl. Schriftsteller, geb. 10. Dez. 1839 in der Provinz Brandenburg, studierte seit 1858 in Berlin Geschichte, Nationalökonomie und Technologie, arbeitete unter H. Wageners Leitung in der konservativen Presse seit 1867 auf dem Gebiet der Sozialpolitik und trat mit Rodbertus in intime Beziehungen, dessen Briefe an ihn er herausgab (Berl. 1880-81, 2 Bde.). Seit 1870 journalistisch, zuletzt als Redakteur der "Berliner Revue", thätig, schloß er sich später der konservativen Opposition gegen den Fürsten Bismarck an und ging, wegen Beleidigung des letztern und der Minister Camphausen und Falk in seiner Schrift "Politische Gründer und die Korruption in Deutschland" (Leipz. 1877) zu Gefängnisstrafe verurteilt, ins Ausland. Er schrieb noch: "Der Emanzipationskampf des vierten Standes" (Berl. 1872-74, 2 Bde. Bd. 1, 2. Aufl. 1882), eine Geschichte des Sozialismus und Kommunismus in Europa; "Die deutschen Banken" (das. 1872-75); "Ursachen der amerikanischen Konkurrenz" (das. 1883); "Heimstätten- und andre Wirtschaftsgesetze der Vereinigten Staaten von Amerika etc." (das. 1883); "La crise internationale de l'industrie et de l'agriculture" (das. 1885) u. a.

21) Hans, Reisender, Enkel von M. 16), geb. 22. März 1858 zu Hildburghausen, studierte Staatswissenschaften in Leipzig, Berlin und Straßburg, wo er mit einer größern Arbeit: "Die Straßburger Goldschmiedezunft von ihrem Entstehen bis 1681" (in Schmollers "Staats- und sozialwissenschaftlichen Forschungen", Leipz. 1881), promovierte, und trat 1884 als Teilhaber in das väterliche Verlagsgeschäft, das Bibliographische Institut in Leipzig, ein. Er hatte zuvor eine zweijährige Reise nach Indien, dem Sunda-Archipel, Ostasien, Amerika zurückgelegt und insbesondere längere Zeit zu ethnologischen Forschungen über die Igorroten auf den Philippinen verweilt, deren Ergebnisse er in dem illustrierten Buch "Eine Weltreise" (Leipz. 1884) mitteilte. Im Dezember 1886 begab er sich nach Südafrika, bereiste das Kapland, Transvaal, Natal und im Sommer 1887 das Gebiet der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. Von Mombassa zog M. über die Landschaft Teita zum Kilima Ndscharo, den er als erster bis nahe zum Gipfel des eisbedeckten Kibo (5700 m) erstieg, dann reiste er durch die Savannen südlich vom Kilima Ndscharo zum Panganistrom und an diesem entlang bis zur Küste. Später bereiste er das Stromthal des Kingani und die Landschaft Usaramo.

Meyerbeer, Giacomo, eigentlich Jakob Meyer Beer, Opernkomponist, geb. 5. Sept. 1791 zu Berlin, Sohn des Bankiers Beer, wurde frühzeitig unter Leitung von Lauska, zeitweilig auch von Clementi zum Klavierspieler ausgebildet und trat als solcher bereits im 9. Jahr an die Öffentlichkeit. Seine spätern Kompositionsstudien leiteten der Kapellmeister B. A. Weber, sodann Zelter und von 1810 an Abt Vog-^[folgende Seite]